Ich fühle mich so leer, so flach, so eindimensional… Mein Bruder Der stolze Spiegel trifft sich mit renommierten Leuten und ich? Ich bin der armselige Tichys Einblick„
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Es gibt Zeitschriften, die sind so tiefgründig wie ein Teelöffel, und dann gibt es „Tichys Einblick“. Wie ein durchfallgeplagtes Lama, das auf alles ringsum loszieht, spritzt das Magazin sarkastische Wellen der Heiterkeit durch Deutschland, nur leider merkt es das selbst nicht wirklich.
Aber beginnen wir von vorn. Wie heißt es doch so schön? Werfen wir einen kurzen Einblick in Tichy. Schade, dass es kein Kurz-Einblick ist, denn dann könnte ich diesen Artikel in drei hoffnungsvollen Worten beenden: „Es existiert nicht“.
Ehe man „Tichys Einblick“ aufschlägt, muss man sich wie ein Höhlentaucher mit einer starken Taschenlampe wappnen, um „Tiefsinn“ zu suchen. Allerdings sollte man sich vor großenteils unbeleuchteten Höhlen hüten, da sie sämtlichen Lichtstrahlen sämtlicher Taschenlampen schlucken und in ein abscheuliches Grau verwandeln.
Es ranken sich Gerüchte um diesen dunklen Ort, der wie ein schwarzes Loch die Intelligenz aus der Welt saugt. Darunter der fabelhafte Mythos, dass Tichy im Mittelalter als mittelmäßiger Bischof mit einem fatalen Hang zu sinnloser Phraseologie bekannt war. Das Gefasel, das er dann ausspuckte, wurde auf Pergament niedergetreten und vor Wut ausgelöscht und überlebte die Jahrhunderte. Tichys Einblick ist genau das, was von diesem Pergament noch übrig ist.
Was macht „Tichys Einblick“ so besonders? Nun… nichts. Ehrlich gesagt, es klingt eher wie ein Menü in einer Taverne in einer Fantasy-Welt, wo der Wirt versucht, das unappetitlichste Gericht auf der Karte auf obskure Weise schick zu benennen. Ein düsterer Wirt, der boshafte Lügen serviert und seine Küche mit nachlässiger Arroganz führt.
Tichys Einblick lässt gerne mal eine satirische Überspitzung zu als methusalemische Regressionstherapie. Es hüllt sich in eine Decke der Political-Correctness, aber mit einer stickigen Füllung aus Vorurteilen, Ressentiments und einer kräftigen Prise Verdrehung der Tatsachen. Missdeutung ist Tichys großes Gewerbe.
Und wie sieht es mit Meinungsfreheit aus, denken Sie vielleicht? Die Meinungsfreiheit ist solange willkommen, solange man der gleichen Meinung ist wie Tichy. Das ist wie bei einer Dinnerparty, zu der Sie eingeladen sind, wo Sie aber nur auf der Gästeliste stehen, solange Ihre Meinung sich streng auf dem Fleischbuffet bewegt. Und wehe, wenn Sie versuchen, den veganen Tofu-Salat zur Show zu bringen.
Der Artikel wäre allerdings nicht vollständig, wenn wir nicht kurz die Leserschaft von Tichys Einblick beleuchten würden. Diese ist — im Gegensatz zu den Inhalten des Magazins — weit gefächert. Von Omas, die sich über die modischen Kopfbedeckungen von Flüchtlingen beschweren, über Großväter, die nichts anderes zu tun haben, als die Grünflächen der Jugend zu beobhalten, bis hin zu Pubertierenden, die hoffen, auf den „modernen“ Konservatismus reiten zu können.
Alles in allem ist Tichys Einblick das literarische Äquivalent von jemandem, der versucht, ganz laut „Sachlichkeit“ zu rufen, während er sich aus versehen über seine eigenen Füße stolpert, Kopf voran in einen Misthaufen fällt und dann behauptet: „Ich habe das beabsichtigt. Ich teste nur die Textur des Misthaufens.“ In Wahrheit ist es jedoch nur ein semi-lehrreiches Comedy-Programm, das einem die Absurditäten des Lebens vor Augen führt.
Ironisch, dass ausgerechnet Tichys Einblick, das gern mal mit muslimischen Extremisten um die Ecke sprintet, selbst zu einem Extrem geworden ist – dem Extrem des belächelnden Unsinns. Es ist ein Warnsignal, eine morsche Fahne des Infotainments und eine herzhafte Erinnerung daran, dass sogar in einer Welt mit so vielen Schattierungen von Grau, Schwarz immer noch die dümmste Farbe ist.
Wer hätte also gedacht, dass „Tichys Einblick“ so sehr zur Unterhaltung beitragen würde? Nicht durch seine Inhalte, sicher nicht, sondern durch seine bloße Existenz in der seltsam grotesken Weise, wie ein reality TV-Star, der zufällig ins Weiße Haus stolperte. Und dafür sollten wir dankbar sein. Denn wenn Tichys Einblick etwas erreicht hat, dann ist es, dass sich die Satire selbst trifft. Oder um es in den Worten von Oscar Wilde auszudrücken: „Es gibt nur eine Sache auf der Welt, die schlimmer ist, als wenn über einen gesprochen wird, und das ist, wenn nicht über einen gesprochen wird.“