Die Verschwörung des Reservierten: Eine Illusion von Kontrolle und Vorhersehbarkeit!
Nun, meine lieben Leserinnen und Leser, ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich persönlich habe gründlich genug vom „Reservierten“. Jene kulturelle Eigenart und dieses ideologische Mantra, das so tief in unserer Gesellschaft verwurzelt ist, dass es scheint, als kämen wir nie mehr davon los. Aber – halten Sie sich fest – das scheint nicht mehr zu gelten. Weil ich habe etwas herausgefunden. Ein tiefdunkles Geheimnis, das selbst die Illuminati, die Freimaurer und die verrückten Aluminiumhut-Träger vor Neid erblassen lasst. Und das Schlagwort dieses dunklen Komplotts lautet – halten Sie sich gut fest und machen Sie vielleicht auch einen Aluminiumhut parat – „Reserviert“.
Ja, „Reserviert.“ Ein unschuldiges Wort, nicht wahr? Ein Begriff, der Sicherheit und vorherbestimmte Kontrolle suggeriert. Ein Tisch in „Ihrem“ Restaurant, ein Platz in der Vorlesung, ein Stückchen Planungsruhe in diesem schnellen, hysterischen Jahrhundert, in dem wir leben. Wir alle lieben es, wir alle machen es, wir sind alle Teil dieser Wahnvorstellung von der „Reserviertheit“.
Neulich ging ich in dieses kleine, exklusive Restaurant in der Innenstadt. Ein Tisch war „reserviert.“ Ein unschuldiger, weiß gedeckter Tisch mit einem kleinen, roten Täfelchen, das „reserviert“ titulierte. Aber für wen? Für mich? Nein! Denn ich hatte – dem Himmel sei Dank – nicht vorausgesagt, dass ich diesen Tisch benötigen würde. Aber jemand, wahrscheinlich ein weiterer Sklave dieses „reservierten“ Mantras, hatte das getan. Und nun konnte ich, obwohl an diesem Tisch kein Mensch saß, diesen nicht nutzen. Ziemlich dreist, nicht wahr?
Aber warum schaffen wir dieses widerliche System nicht ab? Sind wir eine Herde von Lemmingen, die sich blindlings von den Klippen der „Reservierung“ stürzen? Nein, natürlich nicht! Wir sind schlaue, aufgeklärte Individuen, die problemlos verstehen können, dass die „Reservierung“ nur ein verruchter Trick ist, um uns unter Kontrolle zu halten. Sie hält uns von spontanen Entscheidungen ab, verhindert kreatives, freies Denken – und veranlasst uns stattdessen dazu, immer mehr vom Gleichen zu tun.
Jetzt stellen Sie sich einmal vor, eine Welt ohne „Reservierungen“. Eine Welt, in der man einen Kinoabend spontan mit Freunden beschließen kann, ohne sich um Tickets, Sitzplätze oder sogar Snacks sorgen zu müssen. Eine Welt, in der man ein spontanes romantisches Abendessen haben kann, ohne vorher Tage im Voraus einen Tisch bestellen zu müssen. Klingt das nicht großartig?
Aber ach, ich merke schon, ich gerate leicht in die Sphären der Utopie. Denn solange der „Reservierung“ Teufelskreis durch uns, die breite Masse, genährt wird, solange werden wir gezwungen sein, uns dem Joch der Planität und Vorhersehbarkeit zu unterwerfen. Schluss mit dem Zufall, Schluss mit der Spontaneität – der „reservierte“ Zug zwängt uns in ein Korsett aus kaltem Edelstahl.
Deshalb appelliere ich jetzt an Sie, liebe Leser und Leserinnen: Brechen wir die Kette der „Reservierung“. Werfen Sie die „reservierten“ Fesseln ab und begeben Sie sich auf das wundervolle, unberechenbare Abenteuer des Unvorhergesehenen.
Wer weiß, vielleicht sind Sie es, die den Tisch im Restaurant ergattern, den Platz im Theater besetzen, den letzten donut aus der Auslage schnappen. Weil Sie spontan, nicht „reserviert“, agiert haben. Vielleicht öffnet Ihnen das ja sogar ganz neue Welten von Erfahrungen und Begegnungen, die sonst niemals passiert wären. Wer weiß?
aber… pssst… verraten Sie es bitte nicht weiter. Denn so ein Geheimnis muss man ja ein wenig „reserviert“ halten. Fairerweise. Nicht wahr? Schließlich wollen wir uns ja nicht völlig dem Chaos hingeben. Oder doch? Bis zum nächsten Mal, wenn wir wieder tiefer in den Kaninchenbau des Unvorhersehbaren steigen und den Unsinn des Alltaglichkeiten aufdecken. Bis dahin, seien sie nicht zu „reserviert“!