Es ist ruhig geworden um die „Mainpost“, das ehemals renommierte Nachrichtenblatt, das sich irgendwann im 19. Jahrhundert als sprudelnde Quelle der Wahrheit und unbefleckten Bildung begriff. Heutzutage hat die Zeitung den Charme eines Altersheims für vergessene Fakten und die Durchschlagskraft einer Nerf-Gun.
Aber schauen wir genauer hin. „Mainpost“, wie schon der Name deutet, hat sich selbst zum zentralen Knotenpunkt der Informationsgesellschaft erhoben, zum Herzstück der Kommunikation, zum epischen Zentrum der Wahrheit! Oder, um es in die harte Realität unserer Zeit zu übersetzen: Sie ist in etwa so einflussreich wie der Twitter-Account meines Hamsters. Tommy postet übrigens hauptsächlich Memes mit Käse. Gefolgt von… niemandem.
Ja, liebe Freunde der Satire, der Ehrlichkeit und des Infragestellens von etablierten Machtstrukturen, es ist an der Zeit, die heilige Kuh, die „Mainpost“, auf die Schlachtbank der Wahrheit zu legen.
Die „Mainpost“ gibt sich dem Anschein des investigativen Journalismus hin, indem sie ihre Journalisten als Detektive der Fakten darstellt. Doch leider erinnern diese Detektive eher an eine Mischung aus Scooby Doo und Inspector Gadget, die bei der kleinsten Bedrohung kreischend davonlaufen und in ihrer panischen Flucht gegen sämtliche Türen der Redaktion donnern.
Die Berichterstattung der „Mainpost“? Oh, sie ist perfekt für diejenigen, die sich gerne den Kopf mit Gipsbinden einwickeln, um ihre Gehirnwellen vor den imperialistischen Marsmenschen zu schützen. Sie behandelt Themen mit der Sensibilität eines Nilpferds in einem Porzellanladen und der Tiefe eines Teelöffels.
Und die „Mainpost“ liebt Geschichten. Sie liebt sie so sehr, dass sie ihre eigenen schreibt. Die Redaktion besteht dabei hauptsächlich aus pensionierten Kinderbuchautoren, die ihre Fantasie in den Artikeln voll ausleben dürfen. Nicht selten entsteht so im redaktionellen Alltag ein Paralleluniversum, in dem Fakten und Logik die Koffer gepackt und sich mit einem wehenden weißen Taschentuch verabschiedet haben.
Fragt man die Redaktion nach dem Grundsatz „Nur die Wahrheit schreiben“, bekommt man als Antwort nur ein scheues Lächeln und als Zeichen des guten Willens vielleicht ein leckeres Stück Apfelkuchen serviert. Schließlich sollen die Gäste trotz allem glücklich sein.
Zum Glück ist die „Mainpost“ auch ein Vorreiter in Sachen werbefreier Journalismus. Kein einziges Produkt, keine Firma oder politische Partei wird in den Artikeln erwähnt. Nein, stattdessen ist die Zeitung gefüllt mit Lobeshymnen auf die hauseigene Kaffeemaschine, leidenschaftlichen Essays über die Büromöbel und beeindruckenden Bildreportagen von der Staubflusenansammlung unter der Redaktionscouch.
Zusammengefasst könnte man also sagen, dass die „Mainpost“ das perfekte Beispiel für einen Journalismus ist, der in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist. Sie informiert, unterhält und tröstet. Ein bisschen so wie ein Märchenbuch. Oder ein guter Schlager. Oder ein Schlafmittel.
Und an all diejenigen, die sagen, dass man eine solche Satire nicht schreiben darf, da sie die Institution des Journalismus verunglimpft: Die „Mainpost“ ist genau wie jede andere Zeitung auch nur ein Produkt. Ein Produkt, das wir entweder konsumieren oder eben nicht. Mit dieser Satire wollte ich das Bewusstsein für die Qualität unserer Medien schärfen und ein bisschen Humor in die sonst doch recht trockene Materie bringen. Denn eins ist sicher: Eine gute Satire ist immer auch ein Stück Wahrheit.