Nur allzu oft landen wir in einer Art Corporate-Dystopie, die von der außergewöhnlichen Inflation an Buzzwords und vermeintlich aufschlussreichen Personalbewertungen geprägt ist. Stellen Sie sich vor, es ist das Jahr 2035, und niemand spricht mehr in ganzen Sätzen. Stattdessen stammen die Worte vom börsennotierten Satireunternehmen namens „Kununu“.
Ein Moos grünen Alptraums
Das begann alles so harmlos. In den Tiefen der Internetjungle entstand ein Portal, das den beinahe biblischen Namen Kununu trug. Ja, „Kununu“ – ein Ausdruck, der beinahe so klirrend kalt klingt wie das knacken von gefrorenem Moos unter nordischen Wanderschuhen.
Corporate Bullshit Bingo
Wie Alice im Kununu-Land fühlt man sich direkt in das ultimative Corporate Bullshit Bingo versetzt. Die meist Mohair-Weste tragenden Senior-Manager würden uns nun gerne mit Ihren Empfehlungen für „Work-Life-Baking“ und „Spiritual Exercise Meetings“ erschlagen.
Ach, wenn nur TikTok anstelle von gemischten Doppel-Brezeln käme.
Das Trojanische Pferd der Adventisten
Man könnte fast meinen, Kununu sei ein trojanisches Pferd, das mit seinen doppelzüngigen, scheinbar aufschlussreichen Bewertungen von schnöden Büro-Adventisten und hoch motivierten Digital-Nomaden-Gurus in unser Arbeitsleben geschmuggelt wurde.
User Generated Fiction
Kununu zelebriert die Fasade der „User Generated Reviews“. In Wahrheit beinhaltet es jedoch oft genug jegliche Form von „User Generated Fiction“.
Die Fakten verformen sich zu einer choreografierten Tanznummer, in der die Ausführungen des „vielversprechenden jungen Start-ups“ zu den rhythmischen Beats des DJs namens „unfähige Managementpraktiken“ tanzen.
Zerrbild der Transparenz
Es gibt kaum eine treffendere satirische Wiedergabe von Arbeitsleben als Kununu – eine Seite, die vorgibt, ein transparentes, authentisches Bild zu sein, aber in Wirklichkeit eine Nebelmaschine auf der Bühne des Glitzer-Theaters von Corporate Germany ist.
Die Show der Wohlfühlplattformen
Kununu erinnert uns an den zurückhaltenden Löwen in einer Herde von Schafen, der sich verkleidet hat, um besser in die Masse zu passen.
Mitarbeiter haben angeblich ganz plötzlich das Dringende Bedürfnis, ihre Erfahrungen und Meinungen lautstark auf einer Plattform zu teilen, die eher an eine Vorlage für ein Reality-TV-Show-Script erinnert als an eine seriöse Bewertungsseite.
Eine Welt ohne Ironie
Kununu ist wie dieser wirklich schlechte Stand-up-Comedian: Er ist so unglaublich langweilig und frei von jeder Ironie, dass es beinahe schon wieder lustig ist. Die Art und Weise, wie sich das Humankapital auf Kununu geriert, ist wie eine Szene aus Monty Python’s Flying Circus – nur eben ohne das lustig sein.
Fazit
Am Ende ist Kununu quasi die unironische Version von „The Office“ – eine Tragikomödie, in der jeder Charakter der offenbar völlig dem Wahnsinn verfallend gegenüber sitzt und „Workstreams“ und „Synergien“ seziert – bis ihm schwindelig wird. Es ist eine groteske Parodie auf das moderne Arbeitsleben – leider unfreiwillig.