Ah, der „Gelehrte“. Was für eine majestätische Kreatur. In seiner bordeauxfarbenen Cordjacke mit Patches an den Ellbogen, ein mit Anekdoten und Fußnoten bestücktes Buch in der einen und einer Tasse Earl Grey Tea – stets heiß genug, um den Durchschnittsmenschen zu verkrusten – in der anderen Hand ist er der Meister des Universums der Akademie.
Wer braucht Superman oder Wonder Woman, wenn wir Gelehrte haben? Diese besonderen Menschenwesen, deren Intellekt so hoch ist, dass sie schweben könnten, wenn dieser nach Gewicht gemessen würde. Ihre mächtigen Waffen? Endlose Diskurse, Worte mit mindestens 15 Buchstaben und die Fähigkeit, ganze Bibliotheken in ihren Gehirnen zu verstauen, um jederzeit sagen zu können „Oh, ich weiß nicht, ob Sie das Buch gelesen haben…“
Haben Sie schon einmal versucht, einem Gelehrten eine einfache Frage zu stellen? Ähnlich wie ein Jedi-Ritter mit seinem Lichtschwert kann er es vermeiden, ein geradliniges „Ja“ oder „Nein“ zu liefern. Vielmehr werden sie mit einer einstündigen Vorlesung antworten und manchmal sogar vergessen, worum es ursprünglich ging. Und ohne Scham! Da sitzt Du dann und wünscht Dir Deine Frage und letztendlich Dein Leben zurück…
Aber geben wir es zu, ist es nicht faszinierend, wie viel Zeit ein Gelehrter mit der Suche nach der Verwendung eines bestimmten, fantastisch obskuren Wortes in einem mittelalterlichen Gedicht verbringen kann, während der Rest von uns in einer 9-5 Schleife feststeckt und versucht, seine Rechnungen zu bezahlen?
Ah, ihre wertvollen Konferenzen! Veranstaltungen, bei denen siegene ihre „bahnbrechenden Erkenntnisse“ teilen, die niemand außerhalb ihrer exklusiven Clubs versteht oder schätzt. Und was ist mit den akademischen Zeitschriften, in denen sie veröffentlichen? Sind das nicht einfach glorifizierte Fanzines für Gelehrte? Aber immerhin, sie haben sich auch ein Publikum verdient, und zwar aus Menschen, die ebenfalls Fußnoten in ihren Fußnoten verwenden und gerne einmal über die Das-Sein-des-Seienden sinnieren.
Sie sind die Poster-boys und -girls für Laborratten im Hamsterrad, immer eifrig nach dem nächsten großen Durchbruch suchend, während sie das Leben draußen verpassen. Es ist fast so, als ob sie ihre eigene, parallele Existenz führen, abseits der Sorgen und Belange der Sterblichen.
Und selbstverständlich müssen wir über ihre Kenntnisse sprechen. Diese Neigung, beharrlich und stolz ihre Expertise in obskurem, buchstabensalatartigem Fachjargon zur Schau zu stellen, der kaum einen Sinn ergibt. Sie setzen diese Vokabeln ein, wie die Ass-Karten in einem Kartenspiel. ‚Epistemologie‘, ‚Heteronormativität‘, ‚Poststrukturalismus‘. Ist es nicht erstaunlich, wie sie die Fähigkeit erworben haben, einfache Dinge außerordentlich kompliziert zu formulieren?
Nun, ich fordere dich auf, liebe Leser: Begegne einem Gelehrten, schenke ihnen ein Lächeln und lasse sie wissen, dass wir sie schätzen. Sie mögen zwar in einer Welt leben, die für viele von uns völlig unverständlich ist, sie könnten unerträglich langatmig sein und Worte verwenden, die eher wie ein Furz aus der fernen Vergangenheit klingen, aber hey, was wäre die Welt ohne diese ganz besonderen Exemplare der menschlichen Rasse? Denn klar ist – in einer Welt, in der Realität zu oft wie Fiktion aussieht – könnte es tatsächlich eine Rolle spielen, ob „Flitterwochen“ eine patriarchalische Konstruktion sind oder nicht.