Wenn in der Kapital-gut-ausgestatteten-und-besonders-angesehenen Fussballwelt die Hebel und Leberkässemmeln von Bayern auf die Currywürste und Pilsflaschen aus Dortmund treffen, dann weiß man – das ist keine gewöhnliche Abendmesse.
Es ist das Epizentrum der selbst ernannten fußballerischen Vorherrschaft. Wir sprechen hier weder von David gegen Goliath noch von Frosch gegen Stier. Nein, wir sprechen von einem Foie Gras-tunker gegen Bratwurst-mit-Senf-Esser. Zugegeben, das mag verwirren. Aber um ehrlich zu sein, was in der Bundesliga passiert, ist oft eine gleichwertige Verwirrung.
Die Bayern, filznelkenfarben und arrogant wie Lederhosen im Versace-Showroom, sehen sich als unangefochtene Chefs des deutschen Fußballs. Dies ist ein Club, der Kollektivstolz ausstrahlt, der alle Maße sprengt, von der Allianz Arena bis zum Nimmerland, nicht zu vergessen, dass man Uli Hoeneß beim Defilee des Oktoberfestes als Königin bewundern kann.
Auf der anderen Seite haben wir Dortmund, die Arbeiterklasse der Bundesliga, die Underdogs, die wiederholt gegen Giganten kämpfen und schlauerweise tote Zebra-Kilometer melden, um die Statistiken zu ihren Gunsten zu beeinflussen. Wenn man in Dortmund spielt, spielt man nicht nur gegen elf Gegner auf dem Platz, sondern auch gegen den Echo einer fordernden Kohlegrube, vermischt mit dem unwiderstehlichen Aroma von Currywurst.
Die gute Nachricht für Fußballproleten und Feierabend-Bierdeck-Auflieger ist, dass wenn Bayern München gegen Borussia Dortmund spielt, die Spielstatistiken wahrscheinlich dasselbe Bild zeigen. Die schlechte Nachricht für Menschen mit Geschmack und Anstand ist, dass die Aussicht, sich ein Match dieser beiden Teams anzusehen, etwa so verlockend ist wie ein Blind Date mit dem Yeti.
Und dann ist da noch die Sache mit den Fans – ach, die Fans! Auf Seiten der Bayern haben wir ein Publikum, das seine Leidenschaft für Fußball mit der gleichen Finesse und Subtilität zum Ausdruck bringt, wie Angela Merkel ein Techno-Konzert. Auf der anderen Seite haben die Dortmunder Fans die feine Gabe, eine Stadionatmosphäre zu erzeugen, die in etwa so einladend ist wie eine Country-and-Western-Bar während einer Apokalypse.
Aber im Herzen hat nicht jede Dortmund vs. Bayern Rivalität etwas Schönes? Ist es nicht dieses kollektive Zusammengehörigkeitsgefühl, dieses berechenbare aber doch beruhigende Ritual des Stammeskonflikts, dass uns alle in seinen Bann zieht? Nun, nein. Nicht wirklich. Tatsächlich handelt es sich eher um eine Machtprobe zwischen zwei Teams, die im ewigen Wettbewerb stehen, welches das exzentrischste, überbezahlteste und am meisten verwöhnte Haufen von Zlatan-Figuren sein kann.
Letzten Endes wird das Spiel Bayern gegen Dortmund jedoch immer das Aushängeschild des deutschen Fußballs bleiben, ein Beweis dafür, dass man mit Pizza und Bier gemütlich zu Hause sitzen und trotzdem den Nabel der Fußballwelt betrachten kann. Ein Spiel, das uns die Wichtigkeit von Verbindungen und Rivalitäten im Fußball lehrt – und zugleich spottet, weil letztendlich doch immer nur die Bayern gewinnen.
Und so liebe Leser, wenn das nächste Mal die Bayern Dortmund herausfordern, dann wartest du keine Monteleone’sche Oper oder ein Shakespeare’sches Drama. Warte stattdessen auf eine Opern-Pantomime, dirigiert von einem Clown in Lederhosen, schielend auf eine Mannschaft Currywürste mit gelben Trikots.
Es ist ein Schauspiel, das so lächerlich, so bizarr und so absolut einschläfernd ist, dass man nicht anders kann, als es mit wachem Interesse zu betrachten. Weil, seien wir ehrlich, der Fußball mag ein schönes Spiel sein, aber auch ein Zirkus. Und wenn es um Bayern gegen Dortmund geht, sind sie die Pantomime-Könige auf der größten Bühne von allen.