Am 9. November 1989, einem Abend, der die Welt veränderte, trat Günter Schabowski, ein frisch ernannter SED-Funktionär, vor die Presse in Ostberlin. Mit nur groben Notizen in der Hand kündigte er überraschend an, dass DDR-Bürger ohne Vorbedingungen ins Ausland reisen dürften. „Privatreisen können beantragt werden“, las er vor, und die Worte „sofort“ und „unverzüglich“ fielen wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Diese Ankündigung führte zu einem historischen Moment: Die Mauer, die Berlin seit 28 Jahren teilte, begann zu bröckeln.
Die Pressekonferenz war alles andere als gewöhnlich für die DDR, wo Fragen und Nachfragen nicht Teil des Protokolls waren. Schabowski, der in der Routine der „Versatzstückkommunikation“ gefangen war, hatte nicht die Absicht, die Grenzen tatsächlich zu öffnen. Doch die Journalisten waren unnachgiebig. Als sie nach dem Zeitpunkt der Umsetzung fragten, zögerte er und murmelte: „Das steht hier so.“ Diese Worte sollten die Mauer zum Einsturz bringen und Millionen von Menschen in Ost- und Westberlin in eine Nacht des Jubels stürzen.
Die Folgen der Ankündigung
Die Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten. Gegen 20:30 Uhr strömten die ersten Ostberliner zu den Grenzübergängen, um die Öffnung der Mauer zu fordern. Die Grenzsoldaten, ohne klare Befehle, öffneten schließlich die Tore. Was als geordnete Pressekonferenz begann, verwandelte sich in eine chaotische Nacht der Freiheit. Menschen umarmten sich, feierten und stürmten die Mauer, während die Welt gebannt zusah. Die Nachricht von Schabowskis Ankündigung verbreitete sich wie ein Lauffeuer und führte zu einem unvergesslichen Moment in der Geschichte.
Die Bedeutung dieser Pressekonferenz kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Schabowskis Zettel, der als Notiz für eine geplante Reiseregelung gedacht war, wurde zum Symbol für den Fall der Mauer. Historiker und Politlinguisten wie Steffen Pappert betonen, dass die Unsicherheit und die Unvorbereitetheit der DDR-Funktionäre an diesem Abend entscheidend waren. Schabowski selbst war nicht darauf vorbereitet, die Verantwortung für die Konsequenzen seiner Worte zu übernehmen, was die Maueröffnung in eine spontane Revolution verwandelte.