Jürgen Vahnauer, ein 86-jähriger Sportenthusiast aus Neubrandenburg, ist eine prägende Figur der deutschen Sportgeschichte. Trotz seines hohen Alters strahlt er Vitalität aus, was sich nicht nur in seiner aufrechten Haltung zeigt, sondern auch in der Tatsache, dass er täglich 10 Kilometer spazieren geht. Seine Erlebnisse als Mitbegründer der Spartakiade geben einen faszinierenden Einblick in die Sportpolitik der DDR der 60er Jahre.
Vahnauer, der nach seinem Studium an der Leipziger Sporthochschule als Kreissport-Lehrer in Anklam begann, war radikal in seiner Sichtweise auf die Bedeutung des Sports in der DDR. Im Jahr 1964, nach einer wegweisenden SED-Konferenz in Karl-Marx-Stadt, wurde der Impuls gegeben, die DDR im sportlichen Wettkampf dem Westen überlegen zu machen. „Wir haben die Zeichen der Zeit erkannt“, betont Vahnauer.
Die erste Spartakiade: Ein neuer Anfang
Mit dem Willen, eine Olympiade auf Kreisebene ins Leben zu rufen, und der Unterstützung des Turnrates unter der Leitung von Alfred Hannig, erstellte Vahnauer die erste Ausschreibung für eine Kreis-Spartakiade. Dies führte im Jahr 1965 zur ersten Kinder- und Jugend-Spartakiade in Anklam. Inmitten von Medienaufmerksamkeit und Live-Übertragungen war Vahnauer jedoch bescheiden in seiner Einschätzung; die Veranstaltung galt ihm als „die schlechteste, die ich je organisiert habe“. Trotz dieses Rückschlags ebnete das Event den Weg für weitere Spartakiaden, die schließlich zu Massenveranstaltungen wurden und Tausende von Jugendlichen zusammenbrachten.
Die Spartakiaden motivierten Kinder und Jugendliche, aktiv am Wettkampfsport teilzunehmen und Anerkennung für ihre Leistungen zu gewinnen. Vahnauer war maßgeblich an der Organisation beteiligt und bewegte sich später nach Templin, wo die Veranstaltung noch viele weitere Jahre fortgeführt wurde. Seine Karriere als Cheftrainer der Kanuten in Neubrandenburg verdeutlicht, wie eng sein Leben mit dem Sport verwoben ist.
Leistungssport mit Schattenseiten
Doch nicht alles war rosig im Leistungssport der DDR. Vahnauer spricht offen über die Herausforderungen, die die Leistungsorientierung mit sich brachte. „Viele ältere Jugendliche sind irgendwann ausgeschieden, weil sie nicht mit den Sportlern aus den Trainingszentren mithalten konnten“, erklärt er. Sein kritischer Blick auf die Zustände im DDR-Sport wird deutlich, wenn er sagt, dass die Denkweise im Leistungssport „knallhart kapitalistisch“ war.
Er sieht die Vorteile des Leistungsgedankens, stellt jedoch auch fest, dass eine Motivation durch Wettkämpfe für viele Kinder entscheidend war. „Das hatten wir schon einmal zu Beginn der DDR und es hat nicht funktioniert“, meint Vahnauer, während er darüber nachdenkt, wie Kinder oft erst dann begeistert am Sport teilnahmen, wenn sie um Medaillen und Siege kämpfen konnten.
Vahnauer bleibt eine inspirierende Persönlichkeit im Sport. Sein unermüdlicher Einsatz für die Jugend und sein Glaube an die Bedeutung von Wettkämpfen zeigen die Komplexität und die Herausforderungen des Sports während einer Zeit, in der die DDR ihren Platz im internationalen Wettkampf behaupten wollte. Seine Erinnerungen und Reflexionen sind wertvolle Beiträge zu einem Kapitel, das viele Menschen geprägt hat. Mehr dazu finden Sie hier.