Schwäbisch Gmünd erlebte einen literarischen Höhepunkt! Der gefeierte Schriftsteller und Kriegsjournalist Navid Kermani zog am 10. November 2024, im Leutze-Saal, rund 200 begeisterte Zuhörer an die Literaturtage „wortReich“. Unter dem Titel „Eine Reise durch Ostafrika“ stellte er sein aktuelles Buch „In die andere Richtung“ vor. Oberbürgermeister Arnold eröffnete die Veranstaltung mit einem Grußwort, während Klaus Stemmler und Ulrike Schmid durch den Abend führten.
Kermani beleuchtet in seinem Werk die drängenden Themen unserer Zeit: Klimawandel, Krieg und die Identität Europas. Er kritisiert die knappe Berichterstattung über Katastrophen in Afrika, die in den Medien kaum Beachtung finden. Besonders alarmierend ist die erste Hungerkatastrophe, die durch den Klimawandel ausgelöst wurde und keinen öffentlichen Aufschrei hervorrief – weder in der Gesellschaft noch bei Bewegungen wie „Fridays for Future“ oder „Die letzte Generation“. Im Süden Madagaskars, wo sieben Jahre Dürre herrschten, leiden die Menschen unter einer verheerenden Hungersnot, verschärft durch fehlende Hilfsgelder von Geberländern.
Die Realität in Ostafrika
Durch Gespräche mit einheimischen Führern von Madagaskar bis zu den Nuba-Bergen im Sudan erhielt Kermani tiefen Einblick in die Sorgen der Bevölkerung. Sicherheit und die Möglichkeit, auf dem Feld für die eigene Nahrung zu sorgen, stehen für die Menschen an erster Stelle. Fragen nach Gerechtigkeit sind für sie nebensächlich, denn die Realität ist von Überlebenskampf geprägt. Versöhnung ist ein ferner Gedanke, der in der aktuellen Lage kaum Platz hat.
Europas Verantwortung
„Geht uns das was an?“ Diese Frage beantwortet Kermani mit einem klaren Ja! Die Globalisierung und die damit verbundenen Handelsketten schaffen eine unvermeidliche Verbindung zwischen Europa und Afrika. Ignoriert Europa die Probleme, zeigt es politische Schwäche und wird zum Ziel von Machthabern. Kermani fordert mehr Aufmerksamkeit für die kulturellen Verbindungen, die bereits bestehen, wie etwa die Musik. Im Gespräch mit dem berühmten Jazzmusiker Mulatu Astatke in Addis Abeba wird deutlich: „Wenn sie auf Musik achten würden, würden sie merken, wie viel uns verbindet.“