Schwäbisch Gmünd. In einem packenden Vortrag präsentiert der Autor Navid Kermani sein neues Buch „In die andere Richtung jetzt - Eine Reise durch Ostafrika“ und zieht die Zuhörer mit eindringlichen Berichten über die verheerenden Auswirkungen von Krieg und Klimawandel in Afrika in seinen Bann. „Krieg ist Mist“, erklärt ein ehemaliger Soldat aus Tigray, und Kermani beleuchtet die erschütternde Realität, die hinter dieser simplen Wahrheit steht.
Kermani, der von den Hungersnöten in Madagaskar und den Nuba-Bergen im Sudan inspiriert wurde, warnt vor der medialen Vernachlässigung Afrikas. „Sieben Dürren hat das Land erlebt. Das Leid ist unbeschreiblich“, sagt er und fordert die Deutschen auf, sich nicht nur auf ihre eigenen Belange zu konzentrieren. „Es gibt viele Faktoren außerhalb unserer Landesgrenzen, die unser Leben beeinflussen“, betont er und verweist auf den Ukrainekrieg, der durch westliche Fehlentscheidungen begünstigt wurde.
Kermani stellt den Menschen in den Mittelpunkt
In seinen Erzählungen rückt Kermani die Menschen in den Vordergrund. Er lässt eine mehrfach vergewaltigte Frau zu Wort kommen und beschreibt die verzweifelten Blicke unterernährter Kinder. „Glück heißt monatelang in den Bergen versteckt, bei Kälte und Hunger“, reflektiert er über die schockierenden Geschichten, die er auf seinen Reisen gehört hat. Kermani nutzt öffentliche Verkehrsmittel, um die Perspektive der Einheimischen zu erleben und gibt den Stimmen der Betroffenen Raum.
Sein Stil ist präzise und warm, ohne in Betroffenheitsphrasen zu verfallen. Die Zuhörer im Leutze-Saal sind begeistert und belohnen Kermani mit langanhaltendem Applaus. Seine Erzählungen über die kulturelle Vielfalt Afrikas, wie die Musik der 80 Ethnien Äthiopiens, die auf vier Tonleitern basiert, zeigen, wie friedliche Koexistenz möglich ist. Ein Abend voller Emotionen und eindringlicher Wahrheiten, der die Zuhörer tief berührt.
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