Der Kassel-Calden Flughafen, der sich als zweitgrößter Flughafen in Hessen präsentiert, sieht sich in den kommenden Monaten einer alarmierenden Situation gegenüber: lediglich sechs Flüge sind im gesamten Zeitraum von November bis Februar geplant. Das bedeutet eine kaum vorstellbare Abnehmende Frequenz, wenn man bedenkt, dass dies nicht pro Woche, sondern für die gesamte Zeitspanne gilt.
Am 1. November wird ein Flug nach Antalya in der Türkei absolviert, gefolgt von einem weiteren nach Madeira am 7. November. Danach herrscht über einen Monat lang Funkstille. Der nächste Flug nach Kuusamo in Finnland erfolgt erst am 16. Dezember. Die Luftfahrtgesellschaften zeigen wenig Interesse an Einnahmepotential in der Region. Am 7. Januar 2025 gibt es den letzten Flug nach Kuusamo, und am 28. Januar wird Tromsö in Norwegen angeflogen. Erst im Februar ist eine Steigerung der Flüge nach Gran Canaria geplant, jedoch nur, sofern die tschechische Fluglinie Smartwings weiterhin ihre Verbindungen aufrechterhält. Dies steht jedoch auf der Kippe, nachdem Sundair bereits bekannt gegeben hat, den Flughafen nicht mehr anzufliegen, da die wirtschaftliche Situation nicht tragbar ist.
Die Abflughalle: Ein großes, leeres Gebäude
Mit einer Abflughalle, die mit 9.000 Quadratmetern der Größe eines Metropolen-Bahnhofs ähnelt, sollte der Flughafen den Anforderungen eines modernen Luftverkehrsknotenpunktes gerecht werden. Die Einrichtung hat zehn Check-in-Schalter und drei Sicherheitsschleusen, in der Hoffnung, eine Vielzahl von Passagieren zu bedienen. Doch die Realität sieht ganz anders aus. Obwohl es theoretisch 1.000 Arbeitsplätze am Flughafen gibt, bleibt die Frage, wie lange diese tatsächlich erhalten bleiben, wenn die Zahlen der Fluggäste drastisch sinken.
Eine ernüchternde Bilanz wird auch durch die finanzielle Lage des Flughafens belegt. Der Flughafen, der seit seiner Eröffnung im Jahr 2013 anhaltend Verluste schreibt, hat im Jahr 2023 bereits 5 Millionen Euro an Defiziten angehäuft. Ingesamt belaufen sich die Verluste seit Eröffnung auf 60 Millionen Euro. Ursprünglich war geplant, dass der Betrieb bis zum Jahr 2020 kostendeckend agieren würde, dieses Ziel wird jedoch in absehbarer Zeit unter den gegenwärtigen Umständen nicht erreicht werden können.
Politische Bedeutung und Zukunftsaussichten
Der Flughafen Kassel-Calden hat politische Bedeutung: Mit einem Anteil von 68 Prozent gehört der Airport dem Land Hessen, das trotz der Schwierigkeiten am Standort festhalten möchte. Dies geschieht auch in Anbetracht der Tatsache, dass Nordhessen als strukturschwaches Gebiet gilt. In dem Koalitionspapier von schwarz-roten Parteien wird der Flughafen als „wichtiges nordhessisches Infrastrukturprojekt“ bezeichnet, eine Aussage, die jedoch in der aktuellen Situation mehr Fragen aufwirft als Antworten zu geben.
Hinter den Kulissen sorgt die Volkswagen-Krise derzeit für zusätzliche Unsicherheiten, die die Lage in Nordhessen weiter verschärfen könnte, wobei sich Experten und Politiker immer wieder mit der Frage konfrontiert sehen, wie die langfristige Zukunft des Flughafens gesichert werden kann. Flughafen-Direktor Lars Ernst verweist in einer Mitteilung auf die derzeitigen Herausforderungen. „Die Verhandlungen mit den Airlines gestalten sich schwierig“, erklärte er, und verdeutlicht damit, dass die Gespräche mit Fluggesellschaften, die zur Stabilisierung des Flughafens notwendig wären, stocken.
In Anbetracht der gegenwärtigen Situation bleibt abzuwarten, wie lange der Flughafen Kassel-Calden in seinem jetzigen Zustand überleben kann und welche Schritte unternommen werden müssen, um ihn aus der derzeitigen Krise zu befreien. Diese Entwicklung könnte sowohl für die Mitarbeiter als auch für die wirtschaftliche Gesamtlage in Nordhessen entscheidend sein. Mehr Details zu diesem Thema finden sich in einem ausführlichen Bericht auf m.bild.de.