Die Erkundung der deutsch-deutschen Geschichte hat kürzlich einen frischen Wind erhalten, dank einer Gruppe von sechs Jugendlichen aus Staßfurt, die sich auf eine Exkursion zu den Orten der Teilung begaben. Vor nicht allzu langer Zeit waren solche Fahrten ein fester Bestandteil des Jugendfreizeittreffs Glashaus, doch das Interesse an diesen historischen Ereignissen hat in den letzten Jahren merklich nachgelassen. Bernd Christoph, der die Planungen geleitet hat, merkt an, dass die jugendlichen Teilnehmer in einer Zeit aufgewachsen sind, in der die Grenzen und die Teilung Deutschlands für sie keine alltägliche Realität mehr darstellen.
Trotz der Herausforderungen machten sich die Jugendlichen auf ihren Weg zur ersten Etappe ihrer Reise nach Marienborn. Hier besuchten sie die einst größte Grenzübergangsstelle der DDR, die direkt an der Autobahn A 2 gelegen ist. Bei dieser Besichtigung hatten sie die Gelegenheit, mehr über die damaligen Bedingungen zu erfahren, die die Menschen in der Zeit der Teilung prägen mussten. Die Gruppe lernte den Verlauf der Einreisekontrolle für Pkw und Lkw, die Zollabfertigung und die Geldwechselstellen kennen, die bis zur Wiedervereinigung eine zentrale Rolle spielten. Besonders eindrucksvoll war eine Sonderausstellung, die durch Comics das Erleben und die Erfahrungen der Betroffenen darstellte.
Von geschichtsträchtigen Orten und Eindrücken
Der nächste Halt führte die Gruppe zum Zonengrenzmuseum in Helmstedt. Hier wird die Geschichte der ehemaligen Grenze in fünf Abteilungen lebendig gemacht. Originalobjekte, Fotos und Modelle zeigen eindrucksvoll, wie sich die Grenzen von ihren Anfängen bis zur Wiedervereinigung entwickelten. In diesen Ausstellungen wird nicht nur die materielle Kultur, sondern auch das menschliche Schicksal der Menschen, die an dieser Grenze lebten, dokumentiert.
Ein weiteres Highlight der Exkursion war der Besuch eines erhaltenen „Schutzstreifens“ in Hötensleben. Auf einem 350 Meter langen Areal wird die Realität der Grenzbefestigungen des damaligen DDR-Staates anschaulich dargestellt: Mauern, Metallzäune, Signaldrähte und Minenfelder, sowie Wachtürme vermitteln ein eindrucksvolles Bild der Überwachung und Kontrolle, die bis 1989 vorherrschten. Diese Stätte, die heute unter Denkmalschutz steht, gilt als eines der am besten erhaltenen Zeugnisse der DDR-Grenzsicherung.
Begegnungen mit Zeitzeugen
Ein besonderes Erlebnis bot sich den Jugendlichen, als sie auf dem Gelände von einem ehemaligen Grenzsoldaten angesprochen wurden, der zur Zeit des Mauerfalls in Hötensleben diente. Anlässlich des Tags der Deutschen Einheit nutzte er die Gelegenheit, um an einen Ort zurückzukehren, der Teil seiner Jugend war. Das Gespräch entpuppte sich als eine reiche Quelle an Informationen und persönlichen Erlebnissen. Der Grenzsoldat, der mittlerweile in Regensburg lebt, erzählte den Jugendlichen spannende Geschichten über den Alltag an der Grenze. Als er hörte, dass die Gruppe aus Staßfurt kam, entstand sofort eine Verbindung, und er beantwortete geduldig jede Frage, die die jungen Besucher hatten.
Auf die Frage, ob er jemals nach Staßfurt zurückkehren würde, meinte der ehemalige Soldat, dass er definitiv erwägt, nach seiner Pensionierung dorthin zurückzukehren. Seine Erzählungen aus erster Hand und das persönliche Erlebnis der Jugendlichen machen deutlich, wie wichtig es ist, solche historischen Reisen zu unternehmen und die Geschichten lebendig zu halten.
Die Exkursion hat nicht nur das Wissen um die Geschichte gestärkt, sondern auch eine wichtige Brücke zwischen den Generationen geschlagen. Diese Begegnungen fördern ein besseres Verständnis für die eigene Vergangenheit und die Entwicklung der Gesellschaft, in der die Jugendlichen heute leben. Weitere Informationen zu dieser Bildungsreise finden sich hier.