Das Dorfener Bahnhofprojekt hat in letzter Zeit Schlagzeilen gemacht – nicht etwa wegen lebhafter Reisen oder belebter Gleise, sondern durch das Engagement von Studierenden der Technischen Universität München (TUM), die in der Stadt innovative städtebauliche Konzepte erarbeiten. Im Rahmen des EU-geförderten Rail4Cities-Projekts soll untersucht werden, wie Bahnhöfe als Katalysatoren für nachhaltige urbanistische Entwicklungen fungieren können.
In der Zeit vom 16. bis 27. September 2023 werden etwa 30 Master-Studierende aus verschiedenen Fachrichtungen wie Architektur, Urbanistik und Bauingenieurwesen in Dorfen arbeiten. Während dieser Summer School haben die Studierenden die Aufgabe, konkrete Verbesserungsvorschläge für die Entwicklung des Bahnhofs zu erarbeiten, der als Beispiel für kleinere Bahnhöfe europaweit dient.
Ein wichtiges Erbe mit Verbesserungsbedarf
Der Dorfener Bahnhof ist für viele kein Hort der Innovation, sondern eher ein Relikt aus der Vergangenheit. Trotz jahrzehntelanger Versprechungen, wie dem zweigleisigen Ausbau und der Elektrifizierung der Bahnlinie, hat sich wenig geändert. Alte Stellwerke und traditionelle Bedienelemente erinnern eher an ein Museum als an eine moderne Infrastruktur. Die Frisur des Bahnhofs ähnelt eher einem Dornröschenschlaf, wobei die Glaubwürdigkeit der Deutschen Bahn durch ständig verschobene Termine und Versäumnisse stark gelitten hat.
Die Planungen sehen vor, dass der Bahnhof im Sommer 2025 um 400 Meter verlegt werden soll, um Raum für den Ausbau der B15 zu schaffen. Aber die neue Lösung wird redundanter Natur sein, da sie als einfache, kostengünstige Variante konzipiert ist. Ein Glasdach und ein Ticketautomat sind alles, was künftig zur Verfügung steht, was bei den Bürgern in Dorfen auf wenig Begeisterung stößt. Der Standort am Stadtrand und eine mangelhafte Anbindung sorgen für Skepsis gegenüber der städtebaulichen Zustände.
Praxisnahe Forschung und Stadtentwicklung
Die Organisatoren der Summer School, einschließlich Professor Spyros Koulouris von der TUM, betonen, dass hierbei nicht nur theoretische Konzepte erarbeitet werden sollen. Vielmehr handelt es sich um einen praxisnahen Ansatz, der in Zusammenarbeit mit lokalen Akteuren wie dem Bayerischen Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr, der Stadt Dorfen und der Deutschen Bahn erfolgt. Diese Zusammenarbeit zielt darauf ab, ein Verständnis für die tatsächlichen Bedürfnisse vor Ort zu entwickeln.
Die Studierenden werden relevante Standorte in der Nähe des Bahnhofs erkunden, um visuelle sowie infrastrukturelle Schwachstellen zu identifizieren. Interviews und partizipative Methoden, wie Planspiele mit der Stadtgemeinschaft, sind ebenfalls in die Forschungsmaßnahmen integriert. Diese Ansätze sind entscheidend, um die künftige Erreichbarkeit und Aufenthaltsqualität im Umfeld des Bahnhofs zu verbessern.
Ein möglicher Vorschlag für die Bahnhofsarchitektur könnte von Unternehmer Robert Decker stammen, dem das Areal südlich des Bahnhofs gehört. Er hat angeregt, anstelle des einfachen Glasdachs einen Bahnhof aus Holz zu errichten, was nicht nur hinsichtlich der Optimierung der Energiespeicherung einen Innovationstouch bieten könnte, sondern auch seine eigenen geschäftlichen Interessen unterstützt.
Die Ergebnisse der Summer School werden schließlich am 29. September präsentiert, und die Bevölkerung ist herzlich eingeladen, die Ideen und Vorschläge einzusehen – eine Gelegenheit, die Bürger für die städtebauliche Entwicklung zu mobilisieren und in den Prozess einzubeziehen. Die Ausstellung der Ergebnisse wird bis zum 8. Oktober im Foyer des Rathausgebäudes von Dorfen zugänglich sein.
– NAG