
Warnung: Dieser Bericht enthält Details zu sexuellen Übergriffen. Leser sollten vorsichtig sein.
Die bewaffneten Kräfte im Sudan, die sich im Verlauf eines andauernden Bürgerkriegs befinden, verüben systematische sexuelle Gewalt gegen junge Kinder. Laut einem neuen Bericht des UN-Kinderhilfswerks UNICEF sind sogar einjährige Kinder die jüngsten Überlebenden von Vergewaltigungen.
Schockierende Statistiken
Der am Dienstag veröffentlichte UNICEF-Bericht dokumentierte seit Beginn des Jahres 2024 mindestens 221 Fälle von Kindesvergewaltigung sowie 77 weitere Fälle sexueller Übergriffe auf Kinder. Unter den Überlebenden befanden sich vier einjährige Kinder, während 12 weitere Überlebende unter fünf Jahre alt waren. Von den Vergewaltigungsopfern sind 66 % Mädchen und 33 % Jungen.
Herausforderungen bei der Berichterstattung
Die von Anbietern von gewaltbezogenen Dienstleistungen in Sudan zusammengetragenen Daten stellen nur einen „kleinen Bruchteil“ der insgesamt vorkommenden Fälle dar. UNICEF stellte fest, dass Überlebende, ihre Familien und selbst die Helfer an der Front häufig nicht bereit oder in der Lage sind, diese Verbrechen zu melden. Gründe dafür sind Schwierigkeiten beim Zugang zu Dienstleistungen, kulturelle Stigmatisierung und Angst vor Vergeltungsmaßnahmen durch bewaffnete Gruppen.
Berichte über sexuelle Gewalt
Der Bericht enthält schockierende Augenzeugenberichte über sexuelle Gewalt gegen Kinder aus den Monaten Dezember 2024 und Januar 2025. Kinder wurden während der Invasionen von Städten, bei der Flucht vor Gefahren oder während ihrer Inhaftierung sexuell missbraucht, und manchmal wurden sie dafür mit Nahrungsmitteln oder anderen lebenswichtigen Gütern „belohnt“.
Die bewaffnete Konfrontation im Sudan
Seit fast zwei Jahren leidet der Sudan unter einem Bürgerkrieg, während rivalisierende Generäle um die Kontrolle des Landes kämpfen. Die Generäle – Abdel Fattah al-Burhan, der Kommandant der Sudanischen Streitkräfte (SAF), und Mohamed Hamdan Dagalo, auch bekannt als Hemedti, der den paramilitärischen Schnellunterstützungsstreitkräften (RSF) vorsteht – haben brutal um Territorium konkurriert, während sich das Land noch immer von einem Massaker an Zehntausenden in den frühen 2000er Jahren erholt.
Die verheerenden Folgen der Gewalt
Seit April 2023 wurden laut der Armed Conflict Location and Event Data Initiative mehr als 28.700 Menschen getötet, und über 11 Millionen wurden zur Flucht aus ihren Heimatorten gezwungen.
Berichte von Überlebenden
UNICEF hat Berichte von Menschen erhalten, die schildern, wie bewaffnete Männer Häuser stürmen und unter Androhung von Gewalt von den Familien die Übergabe ihrer Mädchen fordern. Oft werden dabei Familienmitglieder brutal angegriffen oder die Mädchen vor den Augen ihrer Angehörigen vergewaltigt. Die Frontmitarbeiter berichteten von einem Anstieg der Gewalt gegen Binnenvertriebene, die in Unterkünften oder an informellen Standorten leben, und wiesen darauf hin, dass in diesen Gemeinschaften ein hohes Risiko sexueller Gewalt besteht, insbesondere gegen Kinder.
Ergreifende Zeugenaussagen
Eine Überlebende, die als Omnia bezeichnet werden wollte, erzählte UNICEF, dass sie 19 Tage lang von bewaffneten Männern festgehalten wurde. Sie gab an, dass sie suizidgefährdet wurde, nachdem sie in jeder Nacht gehört hatte, wie junge Mädchen vergewaltigt wurden. „Nach neun Uhr nachts öffnete jemand die Tür, trug eine Peitsche und wählte eines der Mädchen aus, um es in einen anderen Raum zu bringen. Ich konnte das kleine Mädchen weinen und schreien hören. Sie vergewaltigten sie... Sie ist noch ein ganz junges Kind. Diese Mädchen werden erst bei Tagesanbruch freigelassen und kehren fast ohnmächtig zurück“, berichtete Omnia.
Appell an die internationale Gemeinschaft
Catherine Russell, die Exekutivdirektorin von UNICEF, erklärte, die Zeugenaussagen sollten „jeden im Innersten erschüttern und sofortige Maßnahmen erfordern“ und fügte hinzu, dass „weit verbreitete sexuelle Gewalt im Sudan Terror unter den Menschen, insbesondere Kindern, verbreitet hat.“ Der Bericht betont, dass diese Gewalt nicht auf einen bestimmten Teil des Sudans begrenzt ist und dass Fälle von Kindesvergewaltigung in neun Bundesstaaten des Landes gemeldet wurden.
Laut der britischen Regierung kontrolliert die SAF die östlichen und nördlichen Teile des Landes, während die RSF den Westen, den Süden und das zentrale Sudan – einschließlich der Region Darfur – kontrolliert.
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