In Kenia wird jährlich der nationalen Erinnerung an die Helden und Heldinnen des Landes gedacht. Während Namen wie Dedan Kimathi, ein führender Kopf der anti-kolonialen Mau Mau-Bewegung, weithin bekannt sind, bleibt der Beitrag vieler Zivilisten, insbesondere der Frauen, oft unerwähnt. Die Mau Mau waren nicht nur Kämpfer, sondern auch Unterstützungssysteme für die Freiheit, die in einer Zeit der brutalen Repression gegen die koloniale Herrschaft kämpften.
Field Marshal Muthoni Kirima ist ein Beispiel für eine beeindruckende Frau, die über ein Jahrzehnt der britischen Gefangennahme entkam. Ihr kürzliches Ableben im September 2023 im Alter von 92 Jahren wurde von hochrangigen Regierungsvertretern, einschließlich des ehemaligen Vizepräsidenten Rigathi Gachagua, gewürdigt. Frauen wie Kirima waren entscheidend und kämpften oft im Verborgenen, während Männer an der Front standen.
Die dunkle Geschichte der Zwangsumsiedlung
Zwischen 1952 und 1960 unterwarfen britische Kolonialtruppen etwa 1,2 Millionen Kenianer einer erzwungenen Umsiedlung. Diese Maßnahme wurde als kollektive Bestrafung für den Widerstand gegen die britische Autorität eingesetzt. Die Repression war brutal: Schätzungen zufolge wurden über 80.000 Kenianer interniert und mehr als 1.000 wegen Verdachts auf Rebellion hingerichtet. Auch die ersten Berichte über die Menschenrechtsverletzungen in diesen Zeiten traten erst 2013 ans Licht, als Gerichte diese Misshandlungen öffentlich machten.
Die Erzählungen vieler Frauen, die in dieser Zeit umgesiedelt wurden, sind abenteuerlich und zeugen nicht nur von Leiden, sondern auch von Widerstandskraft. Sie berichteten von einem Leben unter strenger Überwachung und brutalen Strafen, die durch die Kolonialbehörden verhängt wurden.
Die Erinnerungen der befragten Frauen, die zwischen 69 und 105 Jahre alt waren, zeigen eine differenzierte Sichtweise auf das Leben in diesen Zwangsdörfern. Während die britische Kolonialregierung ein Bild von Harmonie und Sicherheit vermittelte, war das tatsächliche Leben in diesen Dörfern geprägt von Angst und Kontrolle. Barrieren aus Stacheldraht und Wachposten machten deutlich, dass die Bewohner konstant unter Beobachtung standen.
Die stille Stärke der Frauen
Die Frauen, die befragt wurden, verdeutlichten, dass sie nicht nur passive Victims waren; sie spielten eine aktive Rolle im Widerstand. Sie versorgten die Kämpfer im Wald mit Lebensmitteln und Informationen, oft auf die Gefahr hin, dabei entdeckt zu werden. Diese Frauen wurden zur „Augen und Ohren“ der Bewegung und waren in der Lage, die Mau Mau mit Nachschub zu versorgen.
Trotz der brutalen Repression und der damit verbundenen Angst ließen sie sich nicht entmutigen. Die Frauen networkten, halfen einander und bauten eine Gemeinschaft auf, die auch nach dem Konflikt bestand und viele von ihnen half, auch ihre Würde zu bewahren.
Die gegenwärtigen Narrativen, die sich auf die Heldentaten der Mau Mau konzentrieren, müssen auch die Geschichten der Frauen einbeziehen. Diese verschwiegenen Heldinnen prägten das Gesicht des Widerstandes und verkörperten seine ungehörte Stärke. Historiker sind gefordert, über die traditionellen Erzählungen hinauszugehen und die umfassendere Wahrheit über die Erfahrungen aller Betroffenen im kolonialen Kenia zu erfassen. Das ist nicht nur ein Akt der Gerechtigkeit für die Überlebenden, sondern auch von entscheidender Bedeutung für das Verständnis der kenianischen Geschichte.
Für weitere Informationen zu diesem Thema bietet der Artikel theconversation.com umfassende Beiträge und Analysen.