Pakistani Polizei setzt Tränengas gegen protestierende Studenten ein

Lahore, Pakistan – In Pakistan haben die Polizei Tränengas eingesetzt und auf studentische Demonstranten losgegangen, die am Donnerstag ein Hochschulgebäude in Lahore verwüsteten. Dies geschah im Zuge der Wut über einen mutmaßlichen Übergriff auf dem Campus, was die Regierung dazu veranlasste, Schulen, Colleges und Universitäten für zwei Tage zu schließen.

Proteste und Spannungen an Hochschulen

Die Spannungen auf den Hochschulgeländen sind gestiegen, seit Berichte über den mutmaßlichen Übergriff in der östlichen Stadt Lahore in den sozialen Medien verbreitet wurden. In vier Städten sind Proteste ausgebrochen.

Sexuelle Gewalt und gesellschaftliche Stigmatisierung

Sexuelle Gewalt gegen Frauen ist in Pakistan weit verbreitet, wird jedoch aufgrund der Stigmatisierung in diesem konservativen Land oft nicht gemeldet. Proteste zu diesem Thema sind selten.

Zusammenstöße zwischen Polizei und Demonstranten

Die Gewalt am Donnerstag begann, als Hunderte von Studierenden vor einem Campus in Rawalpindi, in der Provinz Punjab, demonstrierten. Sie verbrannten Möbel und blockierten eine wichtige Straße, wodurch der Verkehr gestört wurde, bevor sie ein Kollisionsgebäude des Colleges verwüsteten. Die Polizei reagierte mit Schlagstöcken und Tränengas, um die Menge zu zerstreuen, so der Polizeibeamte Mohammad Afzal.

Festnahmen und gesellschaftliche Reaktionen

Die Polizei gab an, dass 250 Personen, hauptsächlich Studenten, wegen Störung des öffentlichen Friedens festgenommen wurden. Die Nachrichten über die Festnahmen versetzten viele Eltern in Panik, die versuchten, ihre Kinder freizubekommen. In Gujrat, ebenfalls in Punjab, starb ein Sicherheitsbeamter bei Zusammenstößen zwischen Studenten und der Polizei am Mittwoch. Ein Mann wurde in Verbindung mit dessen Tod festgenommen.

Anklagen wegen Falschinformationen

Die Polizei nahm außerdem einen Mann fest, der beschuldigt wird, in sozialen Medien Falschinformationen über den mutmaßlichen Übergriff verbreitet und Studenten zu Gewalt angestiftet zu haben.

Forderungen nach Gerechtigkeit für das Opfer

In dieser Woche wurden bei Zusammenstößen in Lahore mehr als zwei Dutzend Studenten verletzt, als sie für die mutmaßliche Opfer forderten, die angeblich auf dem Campus des Punjab Group of Colleges vergewaltigt wurde. Am Donnerstag verhängte die Regierung ein Verbot für Demonstrationen und schloss Bildungseinrichtungen in Punjab für zwei Tage, anscheinend um weitere Proteste zu verhindern.

Unterberichterstattung und gesellschaftliche Probleme

Die Bundesuntersuchungsbehörde gab bekannt, dass sie gegen 36 Personen, die beschuldigt werden, in sozialen Medien Falschinformationen über den Fall verbreitet zu haben, rechtliche Schritte eingeleitet hat. Obwohl Behörden, einschließlich des Ministerpräsidenten der Provinz, und die Eltern der Frau eine Attacke bestritten, rief die Punjab-Polizei die Bevölkerung dazu auf, Informationen über den angeblichen Übergriff zu teilen.

Entwicklung der Proteste

Mauz Ullah, ein Student des besagten Colleges, äußerte, dass sie protestieren, um Gerechtigkeit für das Opfer zu fordern. Er äußerte Zweifel gegenüber der Hochschulleitung und der Polizei: „Wenn kein solcher Vorfall stattgefunden hätte, warum wurde dann ein Sicherheitsbeauftragter verhaftet?“

Rolle der Studentenverbände

Die Proteste scheinen spontan begonnen zu haben. In Pakistan sind Studentenverbände seit 1984 verboten. Der Leiter des Jugendflügels der Jamaat-e-Islami, Usman Ghani, forderte am Donnerstag ein Ende des Verbots, da dies möglicherweise geholfen hätte, die Situation ohne Gewalt zu lösen. Er wies darauf hin, dass Fälle sexueller Übergriffe an Bildungseinrichtungen häufig vorkommen.

Die Medien und der Umgang mit sensiblen Themen

Hasna Cheema von der Aurat Foundation kritisierte, dass sowohl die pakistanische Polizei als auch die Medien nicht darauf trainiert sind, mit solch sensiblen Themen umzugehen. „Sie machen die Dinge schlimmer, anstatt sie zu lösen“, so Cheema.

Statistiken zu Sexualdelikten in Pakistan

Die Organisation für nachhaltige soziale Entwicklung berichtete letzten Monat, dass 2023 in Pakistan 7.010 Vergewaltigungsfälle gemeldet wurden, wobei fast 95 % davon in Punjab stattfanden. „Aufgrund sozialer Stigmatisierung in Pakistan, die Frauen von Hilfe abhält, besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass die tatsächliche Zahl aufgrund von Unterberichterstattung sogar noch höher ist“, fügte sie hinzu.

Ein Vergleich mit anderen Vorfällen

Diese Woche kommen die Proteste weniger als einen Monat nach dem Vorfall, bei dem eine Frau während einer Polio-Impfaktion in der südlichen Provinz Sindh sagte, sie sei vergewaltigt worden. Die Polizei nahm drei Männer fest. Ihr Ehemann setzte sie nach dem Vorfall aus dem Haus, weil er meinte, sie hätte den Familiennamen beschmutzt.

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