Erste Hilfslieferungen seit Wochen in Gaza, UN warnt vor unzureichender Hilfe

Erste Hilfslieferungen erreichen Gaza nach Wochen, doch die UN warnt: "Viel zu wenig!" Ein Überblick über die kritische humanitäre Lage und die Herausforderungen für die Bewohner.
Erste Hilfslieferungen erreichen Gaza nach Wochen, doch die UN warnt: "Viel zu wenig!" Ein Überblick über die kritische humanitäre Lage und die Herausforderungen für die Bewohner.

Am Mittwoch wurde zum ersten Mal seit Anfang März eine begrenzte Menge an Lebensmitteln an die verzweifelten Bewohner Gazas geliefert. Dennoch warnten hochrangige UN-Vertreter, dass diese Lieferung „bei weitem nicht ausreicht“, um die verschärfte humanitäre Krise zu verhindern.

UN-Hoffnung auf weitere Lieferungen

Die UN-Vertreter äußern die Hoffnung, dass am Donnerstag weitere Hilfslieferungen eintreffen werden. Hilfsorganisationen warnen, dass viele Teile Gazas am Rande einer Hungersnot stehen, wenn nicht mehr Hilfsgüter in den Küstenstreifen gelangen.

Israelische Blockade und aktuelle Lieferungen

Bis zu dieser Woche hatte Israel seit dem 2. März den Zugang für humanitäre Hilfe nach Gaza vollständig verweigert und behauptet, dass die Hamas davon profitiere und stiehlt. Am Mittwoch begannen jedoch Lastwagen mit humanitärer Hilfe, die erste Nahrung und Versorgung nach mehr als 11 Wochen in Gaza zu liefern. Laut Nahid Shuheiber, dem Vorsitzenden der Transportvereinigung Gazas, wurden über 90 Lastwagen, die Mehl und Babynahrung transportierten, nach Südgaza verteilt.

Verteilung unter Druck

Kamel Ajour, Inhaber der Ajour-Bäckereien in Gaza, gab an, dass ein Teil des Mehls sofort an Bäckereien im Süden verteilt werde. Shuheiber äußerte die Hoffnung, dass am Donnerstag eine ähnliche Anzahl von Lastwagen eintreffen würde, berichtete jedoch, dass am Mittwoch zwei Trucks von verzweifelten hungrigen Anwohnern gestohlen wurden.

UN-Angaben zur humanitären Lage

Das UN-Büro für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) erklärte am Mittwochabend, dass fünf Küchen in Khan Younis und Gaza-Stadt wieder in Betrieb genommen wurden, während fünf andere Küchen aufgrund von Lieferengpässen schließen mussten. Die israelische Behörde COGAT gab an, dass am Montag fünf Trucks, am Dienstag 93 Trucks und am Mittwoch 100 Trucks nach Gaza eingefahren sind.

Unzureichende Hilfslieferungen

Catherine Russell, die Leiterin des UN-Kinderhilfswerks, äußerte am Mittwoch auf X: „Die wenigen Lkw, die mit lebensnotwendigen Gütern eingetroffen sind, sind bei weitem nicht ausreichend und haben die Bedürftigen noch nicht erreicht. Uns gehen die Vorräte in Gaza aus, und uns läuft die Zeit davon.“ Auch Verzögerungen durch Meinungsverschiedenheiten zwischen dem israelischen Militär und Hilfsorganisationen über die Routen innerhalb Gazas wurden festgestellt.

Kritik an Hilfsplänen

OCHA berichtete, dass „lebenswichtige Artikel wie Hygieneprodukte oder Treibstoff von den israelischen Behörden nicht genehmigt wurden.“ Israel hat einen Plan des US-Botschafters in Jerusalem, Mike Huckabee, unterstützt, wonach die Verteilung der Hilfe durch eine private Gruppe namens Gaza Humanitarian Foundation organisiert werden soll. UN-Vertreter haben erklärt, dass dieser Plan unzureichend sei.

Auswirkungen auf die Bevölkerung

Während die Hilfslieferungen in Gaza beginnen, setzen die israelischen Streitkräfte ihre Operationen aus, was die Zivilbevölkerung in ein kleineres Gebiet drängt. OCHA meldet, dass „eine große Anzahl von Menschen weiterhin vertrieben wird“, wobei 80 Prozent von Gaza derzeit entweder von Vertreibungsbefehlen betroffen sind oder sich in von Israel militarisierten Zonen befinden.

Kritische humanitäre Lage in Gesundheitseinrichtungen

UN-Organisationen sind auch besorgt über Angriffe auf medizinische Einrichtungen. Am Mittwoch wurde das Al Awda-Krankenhaus im nördlichen Gaza – die einzige teilweise funktionierende Einrichtung in dieser Region – beschossen, während das Kamal Adwan-Krankenhaus den Betrieb einstellen musste. Das palästinensische Gesundheitsministerium gab am Donnerstag bekannt, dass die Schließung des indonesischen Krankenhauses im nördlichen Gaza mehr als 400.000 Menschen den Zugang zu Gesundheitsdiensten genommen hat.

Wasserkrise in Gaza

Ein weiteres großes Problem ist die Wasserversorgung. Das größte Entsalzungswerk im Norden Gazas befindet sich in einem Gebiet, aus dem die Zivilbevölkerung aufgefordert wurde, zu fliehen. Viele Menschen haben sich in Al-Mawasi, einem Küstengebiet im Süden, niedergelassen, welches jedoch nicht an das Wassernetz angeschlossen ist und stark auf Wassertankwagen angewiesen ist. Asem Alnabih, Sprecher der Stadt Gaza, stellte fest, dass es aufgrund der reduzierten Treibstoffversorgung eine „dringende Wasserkrise“ gibt, die durch Vertreibungen und steigende Temperaturen zusätzlich verschärft wird.

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