Festnahmen in Istanbul: Satiremagazin Leman wegen Mohammed-Karikatur betroffen

Festnahmen in Istanbul: Satiremagazin Leman wegen Mohammed-Karikatur betroffen

Istiklal-Straße, Istanbul, Türkei - In Istanbul wurden mehrere Verantwortliche des Satiremagazins „Leman“ festgenommen. Laut exxpress.at hat Innenminister Ali Yerlikaya bekannt gegeben, dass der Zeichner, der Chefredakteur und der Grafiker des Magazins betroffen sind. Der Grund für die Festnahmen sind Vorwürfe der „Verunglimpfung“ religiöser Werte, die sich auf eine angebliche Karikatur des Propheten Mohammed beziehen.

Die Staatsanwaltschaft hat bereits eine Untersuchung zu einer Zeichnung in der Ausgabe vom 26. Juni 2025 eingeleitet. Berichten zufolge zeigt eine Kopie der umstrittenen Zeichnung Mohammed und Moses, die sich im Himmel die Hand geben. Betroffene Personen umfassen unter anderem zwei Chefredakteure und den Leiter der Redaktion. Die Polizei übernahm die Büroräume von „Leman“ in der Istiklal-Straße und es wurden Haftbefehle gegen mehrere weitere Führungskräfte des Magazins ausgestellt.

Proteste und Reaktionen

Nach Bekanntwerden der Vorwürfe kam es in Istanbul zu Protesten, bei denen eine Bar angegriffen wurde, die häufig von Mitarbeitern des Magazins besucht wird. In den Auseinandersetzungen, bei denen 250 bis 300 Personen beteiligt waren, gab es Handgemenge mit der Polizei. Das Magazin „Leman“ verteidigte das Bild und erklärte, es sei absichtlich falsch interpretiert worden.

Chefredakteur Tuncay Akgün bezeichnete das Vorgehen der Justiz als „schockierend, aber nicht überraschend“. Seit der Gründung des Magazins im Jahr 1991 ist „Leman“ immer wieder Ziel konservativer Angriffe, insbesondere nach der Unterstützung für das französische Magazin „Charlie Hebdo“, das im Jahr 2015 von einem Anschlag betroffen war, bei dem zwölf Menschen getötet wurden, darunter bekannte Karikaturisten.

Meinungsfreiheit und staatliche Kontrolle

Die Debatte über Meinungsfreiheit und die Grenzen der Satire bleibt in der Türkei angespannt. Istanbuler Stadtteile, wie Şişli, erleben verstärkte Polizeipräsenz, um kritische Stimmen zu überwachen. Laut deutschlandfunk.de fanden in den letzten zehn Tagen zahlreiche Demonstrationen für und gegen die Veröffentlichung von Mohammed-Karikaturen aus „Charlie Hebdo“ statt. Während einige Demonstranten die Meinungsfreiheit unterstützen, äußern Gegendemonstranten Empörung und drohen den Medienmitarbeitern.

Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan kritisierte die Veröffentlichung und erklärte, dass die Meinungsfreiheit nicht das Recht gebe, respektlos mit religiösen Werten umzugehen. Utku Cakirözer, der Chefredakteur von Cumhuriyet, verteidigte die Veröffentlichung als Unterstützung der Meinungsfreiheit. In der aktuellen Rangliste von Reporter ohne Grenzen belegt die Türkei den 154. Platz von 180 Staaten in Bezug auf Pressefreiheit, was die Herausforderungen für Journalisten und Karikaturisten in der Region verdeutlicht.

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OrtIstiklal-Straße, Istanbul, Türkei
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