Zeitgenössische Kunst im mumok: Spannende Entdeckungsreise ab 23. Mai!

Am 23. Mai 2025 eröffnet im mumok die Ausstellung, die zeitgenössische Kunst mit kolonialen Themen verbindet.
Am 23. Mai 2025 eröffnet im mumok die Ausstellung, die zeitgenössische Kunst mit kolonialen Themen verbindet.

mumok, Wien, Österreich - Am 21. Mai 2025 hat das mumok in Wien die Ausstellung „Die Welt von morgen wird eine weitere Gegenwart gewesen sein“ eröffnet. Kurator Franz Thalmair erläuterte bei der Presseführung, dass der Titel auf spezifische und spekulative Aspekte der Kunstgeschichte anspielt. Die Schau, die bis zum 6. April 2026 zu sehen sein wird, umfasst Werke bedeutender zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler.

Die Ausstellung bietet dem Publikum eine Vielzahl an gespeicherten Erinnerungen und Reflektionen zu aktuellen Themen. So zeigt die Künstlerin Lisl Ponger Artefakte, die ominös auf einem Podest präsentiert werden, darunter Totenköpfe, eine Ausgabe von „National Geographic“, afrikanische Kleidung und bedruckte Teehäferln. Diese Objekte, die nicht mehr real vorhanden sind, laden die Besucher zur Spurensuche ein. Pongers Werke, wie die Fotografie „Geisterbeschwörung“ aus dem Jahr 2012, verschieben den Fokus vom Gesamtbild zu den Details und zurück.

Die Auseinandersetzung mit kolonialen Themen

Frida Orupabo geht in ihrer Arbeit unter dem Titel „Wider den kolonialen Blick“ einen Schritt weiter, indem sie sexualisierte und rassifizierte Frauenkörper in verschiedenen Medien thematisiert. Ihre Arbeiten werden in Beziehung zu den Skulpturen von Alberto Giacometti, Louise Bourgeois und Constantin Brâncuși gesetzt, der mit dem Werk „La Négresse blonde II“ (1933) vertreten ist. Ein weiteres Highlight ist Anita Witeks Ausstellungsteil „Utopische Architekturen“, die Collagen und Montagen präsentiert, welche massenmedial verbreitete Fotografien nutzen.

Nikita Kadan thematisiert in seinen Arbeiten „Krieg und Gewalt“ und konfrontiert seine persönliche Lebensrealität mit historischen Repräsentationen von Gewalt. Ein eindrucksvolles Werk von Kadan ziert die Außenfassade des mumok: „On Protection of the Monuments“, das vergrößerte Reproduktionen eines zerstörten Denkmals aus Hostomel zeigt. Barbara Kapustas „Fragile Körper“, bestehend aus geschlechtsneutralen, übergroßen Aluminium-Skulpturen, steht in Dialog mit Fritz Wotrubas Bronze-Skulptur „Sitzende“ von 1929.

Koloniales Erbe im Fokus

Die Diskussion um koloniale Raubkunst erlebt zurzeit eine hochaktuelle Debatte, insbesondere in Deutschland. Französischer Präsident Macron hatte bereits 2017 die Rückgabe kolonialer Raubkunst nach Afrika angekündigt, was die deutsche Politik unter Druck setzte, insbesondere im Hinblick auf das Humboldt-Forum. Es wird zunehmend gefordert, dass die deutschen Institutionen, die mit kolonialen Artefakten arbeiten, sich intensiver mit ihrer Geschichte auseinandersetzen. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier betonte kürzlich die Notwendigkeit, die Kolonialgeschichte kritisch zu hinterfragen, während Hermann Parzinger von der Stiftung Preußischer Kulturbesitz dies als Chance für interkulturellen Dialog sieht, der auch Restitution von Exponaten wie den Benin-Bronzen einschließen könnte.

Jedoch wird die Postkoloniale Kritik, insbesondere in Bezug auf das Humboldt-Forum, oftmals als scheinbar einseitig wahrgenommen. Viele Experten fordern, dass Provenienzforschung nicht als Alibi für Zeitspiel dienen sollte. Es ist notwendig, klare Entscheidungen über die Restitution kolonialer Objekte zu treffen, um weiteren Diskussionen über den Umgang mit kolonialem Erbe und Gedenkorten eine transparente Basis zu geben. Diese Problematik spiegelt sich auch im Umgang mit dem deutschen Genozid an den Herero und Nama wider, was zeigt, wie eng die Debatten über Raubkunst und historischen Unrecht miteinander verwoben sind.

Die Ausstellung im mumok bietet somit nicht nur einen Einblick in die zeitgenössische Kunst, sondern auch in die vielschichtigen Fragestellungen, die sich aus der Auseinandersetzung mit kolonialem Erbe ergeben. Der begleitende Katalog zur Ausstellung erscheint Mitte Juni im Verlag Walther und Franz König und wird sicherlich ein wertvolles Dokument für diese Diskussion sein.

Weitere Informationen zu den aktuellen Debatten rund um kolonialer Raubkunst und das Humboldt-Forum sind auf den Webseiten der Kleinen Zeitung, Süddeutschen Zeitung und DW zu finden.

Details
Vorfall Sonstiges
Ort mumok, Wien, Österreich
Schaden in € 680.000.000
Quellen