Skulptur im Theseustempel: Feministische Perspektiven im Fokus

Im Theseustempel in Wien wird die Skulptur "Washerwoman" von Shannon Alonzo vom 16. Mai bis 5. Oktober präsentiert. Sie thematisiert Rollenbilder und kollektives Gedächtnis.
Im Theseustempel in Wien wird die Skulptur "Washerwoman" von Shannon Alonzo vom 16. Mai bis 5. Oktober präsentiert. Sie thematisiert Rollenbilder und kollektives Gedächtnis.

Volksgarten, Wien, Österreich - Im Theseustempel im Wiener Volksgarten wird ab dem 16. Mai 2025 eine bemerkenswerte Skulptur von Shannon Alonzo ausgestellt. Mit dem Titel „Washerwoman“ greift das Werk zentrale Themen wie Rollenbilder und kollektives Gedächtnis auf. Alonzo, die 1988 geboren wurde, verwendete für ihre Skulptur Bienenwachs, das aus ihrer Heimat stammt. Diese Materialwahl ist nicht nur ästhetisch, sondern hat auch symbolische Bedeutung: Das Wachs verändert sich, verfärbt sich und bekommt faltenähnliche Risse, die für die Unsichtbarkeit gesellschaftlicher Strukturen stehen.

Die Inspiration für „Washerwoman“ fand Alonzo in einem namenlosen Foto einer Frau aus Jamaika, das um 1890 von J.W. Cleary aufgenommen wurde. Während der Entstehung der Skulptur führte sie Gespräche über ihre Herkunft und Vorfahren im Haus ihrer Großmutter in Trinidad. Diese persönlichen Reflexionen fließen in das Werk ein, das kein Haupt hat und somit viele Frauen symbolisiert, die ähnlichen Tätigkeiten nachgingen.

Kontext und kuratorische Perspektive

Die Ausstellung unterliegt der Kuratorin Hanin Hannouch und ist Teil der ersten Ausgabe des Formats WMW Contemporary, das sich mit Themen wie Neo-Kolonialismus, globaler Ökonomie und Identität auseinandersetzt. Claudia Banz, die neue Direktorin des Formats, hebt die Bedeutung eines feministischen Blicks auf den postkolonialen Diskurs hervor. In diesem Rahmen sind auch Erweiterungen in den Stadtraum und digitale Formate geplant, um das Thema weiterführend zu diskutieren.

Alonzos Werk und die begleitenden Themen fügen sich in einen größeren historischen Kontext ein, in dem der Feminismus einen bedeutenden Einfluss auf die Entwicklung der Kunstpraxis hat. Historisch gesehen haben Künstlerinnen wie Rosa Bonheur und Berthe Morisot im 19. Jahrhundert gegen die traditionelle Rolle der Frau protestiert. In den 1960er Jahren stellten Künstlerinnen wie Carolee Schneemann und Judy Chicago die Unterrepräsentation von Frauen in der Kunst infrage.

Feminismus und zeitgenössische Kunst

Die feministische Kunstbewegung hat sich im 21. Jahrhundert weiterentwickelt, wobei Künstlerinnen wie Tracey Emin und Cindy Sherman den Kampf um die Rechte von Frauen in der Kunst fortführen. Feministische Kunst thematisiert nicht nur Sexualität und Reproduktion, sondern auch häusliche Arbeit, die oft übersehen wird. Diese Bewegungen haben dazu beigetragen, eine größere Vielfalt und Inklusion in der Kunstwelt zu fördern.

Trotz dieser Fortschritte bleibt die Kunstwelt herausfordernd, da Frauen häufig noch unterrepräsentiert sind. Feministische Kunsttheoretikerinnen kritisieren die bestehenden Voreingenommenheiten in der Kunstgeschichtsschreibung und fordern eine Neubewertung der Kriterien für künstlerische Exzellenz. Um Geschlechterstereotypen abzubauen und eine gerechtere Kunstwelt zu schaffen, ist kontinuierliches Engagement erforderlich.

Die Ausstellung „Washerwoman“ ist bis zum 5. Oktober 2025 täglich von 11 bis 18 Uhr bei freiem Eintritt zu besichtigen. Mit ihrer tiefen thematischen Relevanz und ihrem historischen Kontext bietet die Skulptur von Shannon Alonzo einen wichtigen Beitrag zur aktuellen Diskussion über Rollenbilder und gesellschaftliche Strukturen in der Kunst.

Details
Ort Volksgarten, Wien, Österreich
Quellen