Premiere in der Volksoper: Mozarts Figaro bricht mit Traditionen!

Wien, Österreich - Am 25. Mai 2025 feierte die Volksoper Wien die Premiere von Lotte de Beers neuer Inszenierung von Wolfgang Amadeus Mozarts berühmter Oper „Le nozze di Figaro“. Bereits im Vorfeld war die Produktion, die ursprünglich für das Festival d’Aix-en-Provence im Jahr 2021 konzipiert wurde, in den Fokus der Medien geraten. Die Inszenierung thematisiert mit ihren vier Akten die komplexen Dynamiken von Sex und Macht aus den Perspektiven verschiedener Figuren wie dem Grafen, Susanna, der Gräfin, Barbarina und Marcellina. Diese unterschiedlichen Sichtweisen geben der Aufführung eine moderne Note, die das Publikum fesselt. Laut Kleine Zeitung wurde die Inszenierung bereits 2022 in Aix-en-Provence aufgeführt.
Der erste Akt, aus der Perspektive des Grafen, erinnert stilistisch an amerikanische Sitcoms der 1970er Jahre und führt den Zuschauer in die Welt des Adels ein, während der zweite Akt von Susanna dominiert wird, in dem slapstickartige Elemente zur Geltung kommen. In der komischen Szene mit Cherubino, der in einer Waschmaschine landet, wird die Leichtigkeit und der Humor der Inszenierung deutlich. Die Emotionen steigen im dritten Akt, in dem die Gräfin unter dem Bruch ihrer Ehe leidet, umgesetzt in einem minimalistischen Setting. Der vierte Akt bringt psychedelische Elemente und erinnert an „Lucy in the Sky“, was die Aufführung zu einem visuell eindrucksvollen Erlebnis macht.
Musikalische Leitung und Darsteller
Die musikalische Leitung hat Omer Meir Wellber übernommen, der die Aufführung mit einem schnellen Tempo und improvisatorischen Elementen dirigiert. Besonders hervorzuheben ist sein Ansatz, verschiedene musikalische Anspielungen in die Rezitative zu integrieren, sodass die Aufführung sowohl aufregend als auch als eine Art musikalisches Experiment wahrgenommen wird. Volksoper Wien beschreibt die Besetzung der Hauptrollen, die durch beeindruckende Stimmen geprägt ist: Michael Arivony spielt Figaro, Lauren Urquhart brilliert als Susanna und Matilda Sterby verkörpert die Gräfin. Daniel Schmutzhard übernimmt die Rolle des Grafen.
Die Herausforderung für die Darsteller liegt nicht nur im Gesang, sondern auch im „Sängerschauspiel“, das Beers Inszenierung maßgeblich prägt. Lauren Urquhart zeigt anfangs kleine Schwächen, steigert sich jedoch im Verlauf des Abends, während Matilda Sterby gut mit Daniel Schmutzhard harmoniert, auch wenn sie in der Höhe Schwierigkeiten hat. Michael Arivony präsentiert Figaro als leichtfüßige und passende Figur für die Inszenierung.
Historischer Kontext und Geschlechterrollen
Die Oper, die am 1. Mai 1786 im Burgtheater in Wien uraufgeführt wurde, steht in einer langen Tradition und ist seit 1905 bereits 365 Mal an der Volksoper aufgeführt worden. Die Thematik von Geschlechterrollen in der Oper ist nicht neu; Eva Rieger, eine Bremer Musikwissenschaftlerin, erklärte in einem Vortrag, dass Frauen in der Barockzeit starke Rollen spielen konnten, während diese in späteren Epochen oft zurückgedrängt wurden. In Mozarts Werk zeigen Frauen wie Susanna zwar Stärke, doch oft leiden sie unter einem mangelhaften musikalischen Fundament. Diese Darstellung steht im Kontrast zu den leidvollen Schicksalen, die viele weibliche Charaktere in Opern durchleben müssen, was Rieger in ihrer Analyse klar herausstellt.taz hebt hervor, dass die Aufteilung der Geschlechterrollen in „gute“ und „böse“ Frauen auch die Lebenswirklichkeit der Frauen im 18. und 19. Jahrhundert widerspiegelt.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Premiere von „Le nozze di Figaro“ an der Volksoper Wien ein faszinierendes Zusammenspiel von Tradition und modernem Theater darstellt. Die Werkanalyse, die Regie und die musikalische Interpretation schaffen eine ergreifende Erfahrung für das Publikum und stellen zugleich relevante Fragen zu Geschlechterrollen und Machtverhältnissen in unserer Gesellschaft.
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Ort | Wien, Österreich |
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