Wartezeiten im Gesundheitssystem: Zwei-Klassen-Medizin in Oberösterreich!

Linz, Österreich - In Oberösterreich haben Patienten, die auf öffentliche Gesundheitsdienste angewiesen sind, mit erheblichen Wartezeiten zu kämpfen. Einige müssen bis zu zwei Monate auf einen Arzttermin warten, während im Innviertel Termine unter drei Wochen die Ausnahme darstellen. Dies geschieht trotz der akuten Beschwerden vieler Betroffener, wie zum Beispiel einer 65-jährigen Frau aus dem Bezirk Urfahr-Umgebung, die mit starken Rückenschmerzen und dem Verdacht auf einen Bandscheibenvorfall zu kämpfen hat. Ein MRT-Termin wurde ihr in Linz erst für in drei Monaten angeboten. Um jedoch schneller behandelt zu werden, zahlte sie 258 Euro für eine Untersuchung in einem privaten Spital, die zwei Tage später durchgeführt wurde. Wie exxpress.at berichtet, erhalten Selbstzahler oft am selben Tag einen Termin in privaten Instituten, wenn sie bereit sind, mindestens 200 Euro zu investieren.
Die Kluft zwischen der medizinischen Versorgung für Kassenpatienten und Selbstzahler wird immer größer. Die Privatklinik Diakonissen in Linz verzeichnete im letzten Jahr rund 2.000 externe MRT-Termine auf Privatrechnung. Angesichts dieser Situation fordert AK-Präsident Andreas Stangl Maßnahmen zur Verbesserung der Wartezeiten sowie mehr Transparenz über die durchschnittlichen Wartezeiten auf den Webseiten der Krankenanstalten. Energieinstitut und Patientenvertreter warnen vor einer Verschärfung der sozialen Schieflage im Gesundheitswesen, sollten die strukturellen Engpässe nicht behoben werden.
Zwei-Klassen-Medizin und ihre Folgen
Eine aktuelle Umfrage, die im Rahmen des Austrian Health Reports durchgeführt wurde, zeigt, dass 70 % der Österreicherinnen und Österreicher ihren Gesundheitszustand als gut oder sehr gut einschätzen. Allerdings sind 80 % der Befragten überzeugt, dass Menschen, die sich eine private Behandlung leisten können, schneller behandelt werden. Diese Wahrnehmung spiegelt sich in der Unzufriedenheit wider: 54 % der Befragten klagen über die langen Wartezeiten. Obwohl es Fortschritte im allgemeinen Gesundheitszustand gibt, sind ernsthafte Probleme wie Adipositas, Diabetes und psychische Erkrankungen nach wie vor präsent. Die Umfrage wurde vom Sozialforschungsinstitut IFES im Auftrag von Sandoz veröffentlicht und zeigt einen Anstieg der Zufriedenheit mit dem Gesundheitssystem von 45 % im Vorjahr auf 51 % in diesem Jahr, wie kurier.at berichtet.
Die Reformen im Gesundheitswesen, insbesondere die Zusammenlegung der Krankenkassen durch die ÖVP und FPÖ, haben die Situation weiter verschärft. Im Jahr 2020 führte die damalige Sozialministerin Beate Hartinger-Klein die Reform zur Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) ein, die statt der erhofften Einsparungen Mehrkosten in Höhe von 214,9 Millionen Euro verursachte. Der Rechnungshofbericht bestätigt, dass die erhofften Einsparungen nicht erreicht wurden, während Kassenpatienten weiterhin lange Wartezeiten und unzureichende medizinische Versorgung hinnehmen müssen. Zunehmend sind Patienten auf private Zusatzversicherungen und Wahlarztpraxen angewiesen. Gesundheitsforscher warnen vor einer drohenden „Zwei-Klassen-Medizin“ und einem möglichen Kollaps des Sozialstaats, wie auf neuezeit.at geschildert wird.
Dringende Maßnahmen zur Verbesserung
Die Herausforderungen im Gesundheitssystem sind beträchtlich. Es gibt 300 unbesetzte Kassenstellen, darunter 176 für Allgemeinmedizin, während die Anzahl der Kassenärzt:innen trotz eines Bevölkerungwachstums von 6 % stagnierte. Bedenklich ist, dass ein Drittel der Ärzt:innen in den nächsten zehn Jahren pensionsreif wird. Der Fachkräftemangel führt bereits jetzt zu Stationsschließungen und Verschiebungen bei Operationen, was die Patientenversorgung massiv gefährdet. Vorschläge zur Verbesserung beinhalten eine einheitliche Tarifgestaltung und höhere Aufschläge für Landärzt:innen, um die Attraktivität ihrer Positionen zu erhöhen.
Politische Initiativen, wie z.B. in Kärnten, zielen darauf ab, die Situation zu verbessern, indem Medizinstudierende mit höheren Aufwandsentschädigungen unterstützt werden. Das Ziel ist es, das Gesundheitssystem für alle zugänglich und fair finanziert zu halten, um die langfristigen Herausforderungen zu bewältigen. Nur durch entsprechende Maßnahmen kann die Kluft zwischen den verschiedenen Versorgungsformen und finanziellen Möglichkeiten der Patienten geschlossen werden.
Details | |
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Vorfall | Gesundheitskrise |
Ort | Linz, Österreich |
Quellen |