Mumien-Geheimnis gelüftet: Der außergewöhnliche luftg'selchte Pfarrer!

St. Thomas am Blasenstein, Österreich - Im Bezirk Perg, Oberösterreich, wurde eine Mumie, die als der „Luftg’selchte Pfarrer“ bekannt ist, tiefgreifend untersucht. Diese umfassenden Untersuchungen fanden im Jahr 2017 während der Renovierung der Aufbahrungsstätte statt, in der der Leichnam des mutmaßlichen Pfarrvikars Franz Xaver Sydler von Rosenegg verwahrt wird. Laut Kleine Zeitung haben Pathologe Andreas Nerlich und Rechtsmediziner Oliver Peschel hierbei Aufschluss über die Besonderheiten und die Konservierung des Leichnams gegeben.
Die Mumie könnte der am 2. September 1746 verstorbene Pfarrvikar Sydler sein, der im Alter von 37 Jahren starb. Die Radiokarbon-Datierung eines Gewebestücks ergibt, dass sein Sterbezeitpunkt zwischen 1734 und 1780 liegt. Interessanterweise stammen auch die Lederschuhe der Mumie aus der Zeit zwischen 1670 und 1750, was die Verbindung zu der in der Region üblichen Bekleidung unterstreicht, wie katholisch.de hervorhebt.
Erhaltungszustand und Konservierung
Der Leichnam weist einen „hervorragenden Zustand“ auf, was auf eine zielgerichtete Haltbarmachung hindeutet, die jedoch nicht dokumentiert ist. Die Untersuchungen zeigen, dass der Körper durch das Rektum mit verschiedenen Materialien ausgestopft wurde, um Flüssigkeit zu entziehen. CT-Aufnahmen belegen die Präsenz von Holzspänen, Astwerk sowie Pflanzenresten und Stoffstücken im Körper, was auf die verwendeten Konservierungstechniken hinweist.
Die Analyse ergab außerdem, dass Zinksulfat zur inneren Balsamierung verwendet wurde, eine Chemikalie, die zu jener Zeit in der Region verfügbar war. Es gibt keine schriftlichen Aufzeichnungen über die genauen Methoden, weshalb vermutet wird, dass das Wissen um diese Praktiken mündlich unter Leichenbestattern weitergegeben wurde. Der Zweck der Mumifizierung war nicht die ewige Haltbarkeit, sondern der Schutz vor Verfall für die öffentliche Aufbahrung oder den Transport, was auch erklärt, warum die Mumie nie in ein Erdgrab gelegt wurde.
Lebensstil und Gesundheit
Franz Xaver Sydler wird als gut genährter Mann beschrieben, der Pfeife rauchte. Seine vermeintliche Todesursache war ein akuter Blutsturz, der mit einer chronischen Lungentuberkulose zusammenhing. Trotz der fundierten Datierungen und Analysen kommen die Forscher zu dem Schluss, dass Sydler nicht an Epilepsie litt. Die Bestattung des Pfarrvikars fand nur einen Tag nach seinem Tod statt, was der Annahme von langen Haltbarmachungsprozessen widerspricht.
Die Erkenntnisse über den Erhaltungszustand der Mumie und die verwendeten Konservierungsmethoden könnten für Archäologen von Interesse sein. Sie können helfen, ähnliche Praktiken in alten Gräbern zu identifizieren und ein besseres Verständnis für historische Bestattungsgewohnheiten zu entwickeln. In diesem Kontext ist es wichtig zu erwähnen, dass die Genauigkeit der Radiokarbon-Datierung variieren kann. Wie Wissenschaft.de erläutert, gibt es regionale Unterschiede, die für die Altersbestimmung von Bedeutung sind.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Mumie des „Luftg’selchten Pfarrers“ viele Rätsel aufgibt, ihre Analyse jedoch neue Einblicke in die Bestattungspraktiken und den Lebensstil vergangener Zeiten bietet. Das fortwährende Studium dieser Überreste wird zweifellos zur Bereicherung der archäologischen und historischen Wissenschaften beitragen.
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Ort | St. Thomas am Blasenstein, Österreich |
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