Minister Hattmannsdorfer fordert ein Umdenken: Vollzeit statt Teilzeit!

Wirtschaftsminister Hattmannsdorfer spricht über Teilzeitarbeit und Wohlstand in Österreich – Aufruf zu mehr Vollzeitarbeit und Leistungsbereitschaft.
Wirtschaftsminister Hattmannsdorfer spricht über Teilzeitarbeit und Wohlstand in Österreich – Aufruf zu mehr Vollzeitarbeit und Leistungsbereitschaft.

Österreich - In einem aktuellen Instagram-Video hat der österreichische Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP) seine Bedenken über den zunehmenden Trend zur Teilzeitarbeit geäußert. Er betont, dass der Wohlstand in Österreich ohne Fleiß und Leistung nicht aufrechterhalten werden kann. Hattmannsdorfer sieht die Teilzeitarbeit als problematisch an, da sie seiner Meinung nach negative Auswirkungen auf die Gesellschaft hat, beispielsweise auf die Gesundheitsversorgung und die Betreuung in Altersheimen. In seinem Video fordert er einen Mentalitätswandel und ein „klares Leistungspaket“ von der Bundesregierung, um die Bereitschaft zur Vollzeitarbeit zu steigern, wo es möglich ist. Dies berichtet 5min.at.

Die Reaktionen auf Hattmannsdorfers Aussagen sind gemischt. Nutzer*innen auf Instagram, insbesondere Eltern, die aus finanzieller Notwendigkeit in Teilzeit arbeiten, kritisierten seine Haltung. Hattmannsdorfer stellte jedoch klar, dass er die Sinnhaftigkeit von Teilzeitarbeit in bestimmten Situationen anerkenne, damit aber gleichsam einen Aufruf zur Erhöhung von Vollzeitstellen verbindet. Insbesondere sei die Zusammenarbeit zur Erreichung von mehr Leistung in der Gesellschaft erforderlich.

Maßnahmen und Anreize

Um seiner Forderung Nachdruck zu verleihen, kündigte Hattmannsdorfer unter anderem die Einführung einer steuerfreien Leistungsprämie von 1.000 Euro als Anreiz für Fleiß an. Zudem plant er eine „Leistungsflatex“ zur steuerlichen Entlastung von jenen, die über das Pensionsalter hinaus arbeiten möchten. Diese Maßnahmen gesellen sich zu bereits vorgenommenen Änderungen, wie der Abschaffung der Bildungskarenz und der Streichung des geringfügigen Zuverdienstes während der Arbeitslosigkeit. Der Minister plädiert dafür, dass man entweder arbeitslos oder arbeitsfähig sein sollte, nicht beides gleichzeitig.

Laut dem Sozialbericht 2024 sind in Deutschland 12,8 Millionen Personen im Alter von 15 bis 74 Jahren in Teilzeit beschäftigt, was 30 Prozent aller Erwerbstätigen ausmacht. Besonders Frauen sind betroffen: Fast jede zweite erwerbstätige Frau (48,9 %) arbeitet in Teilzeit, während der Anteil bei den Männern nur 13,3 % beträgt. Für viele, vor allem für Frauen, ermöglicht Teilzeit eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf, birgt jedoch auch das Risiko von Verzicht auf Verdienst, Altersvorsorge und Karrieremöglichkeiten. Diese Details werden durch die bpb.de unterstützt.

Wohlstand durch Arbeitszeitreduktion?

Eine Studie des CDE, Universität Bern, stellt in Frage, ob weniger Arbeit auch zu mehr Wohlbefinden führen kann. Stephanie Moser, Wissenschaftlerin am CDE, berichtet, dass Menschen, die ihre Arbeitszeit freiwillig reduzieren, trotz Einkommensverlust nicht weniger zufrieden sind. Die Diskussion über die Reduzierung der Wochenarbeitszeit gewinnt an Fahrt, und Experten prüfen die Realisierbarkeit dieser Forderungen. Einsichten von CDE-Wissenschaftlern deuten darauf hin, dass eine kürzere Arbeitszeit nicht nur soziale, sondern auch ökologische Vorteile bieten könnte, indem Treibhausgasemissionen gesenkt werden. Diese Überlegungen stehen im Kontrast zu Hattmannsdorfers Sichtweise und verdeutlichen einen komplexen Diskurs um die Zukunft der Arbeit. Nähere Informationen zu diesen Themen sind unter CDE verfügbar.

Zusammenfassend zeigt sich, dass die Thematik der Teilzeitarbeit und der Leistungsbereitschaft in der aktuellen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Debatte an Bedeutung gewinnt. Die Diskrepanz zwischen den Perspektiven von politischen Akteuren und wissenschaftlichen Erkenntnissen könnte in naher Zukunft zu weiteren Veränderungen in der Arbeitswelt führen.

Details
Vorfall Sonstiges
Ort Österreich
Quellen