Kinder des Krieges: Neue Ausstellung über vergessene Schicksale in St. Pölten

St. Pölten, Österreich - Am 24. April 2025 wird im Haus der Geschichte des Museums Niederösterreich in St. Pölten die neue Sonderausstellung „Kinder des Krieges – Aufwachsen zwischen 1938 und 1955“ eröffnet. Diese Ausstellung ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit mit dem Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung und beleuchtet die bewegenden Lebensgeschichten von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, die während des Zweiten Weltkrieges und in der anschließenden Nachkriegszeit aufwuchsen. Die offizielle Eröffnung findet am Samstag, dem 26. April, statt und bietet einen tiefen Einblick in die Erinnerungen einer Generation, die unter unfassbaren Bedingungen aufwachsen musste, und die oft traumatische Erlebnisse teilen.

Im Rahmen der Ausstellung werden die Geschichten von insgesamt 24 Personen unterschiedlicher Herkunft präsentiert. Interessant ist, dass viele von ihnen ihre Erfahrungen zum ersten Mal öffentlich erzählen. Die Themen reichen von den letzten Monaten der Schuschnigg-Diktatur und dem „Anschluss“ 1938 bis hin zum Kriegsbeginn 1939, dem kriegerischen Ende 1945 und der Besatzungszeit bis 1955. Die Exponate bestehen aus persönlichen Erinnerungsstücken, die die Lebenswelten dieser Zeit näherbringen und eindrücklich zeigen, wie Kinder unter den Auswirkungen von Bombenkrieg, Flucht, Verfolgung und dem Verlust von Angehörigen litten.

Erinnerungen an eine schmerzhafte Kindheit

Die Ausstellung thematisiert auch die Auswirkungen des NS-Regimes auf die Kindheit, einschließlich der Indoktrination in Schulen, der Hitlerjugend und der Bund Deutscher Mädel. Viele Väter waren abwesend, entweder an der Front oder in Gefangenschaft, was die Verantwortung und Selbstständigkeit der Kinder frühzeitig forderte. Jüdinnen und Juden erlebten zudem die Gräuel von Konzentrationslagern und Zwangsarbeit, wobei viele ihr Leben verloren. Diese Dimensionen des Aufwachsens unter extremen Bedingungen verdeutlichen die langfristigen psychologischen und sozialen Folgen für die Kinder jener Zeit und strahlen bis in die Gegenwart aus.

Ein besonderes Highlight der Ausstellung ist die Präsentation von Porträts des Fotografen Stefan Hanke, der im Rahmen seines Projekts „KZ überlebt“ zwischen 2004 und 2014 Überlebende von NS-Konzentrations- und Vernichtungslagern in über 120 Schwarz-Weiß- Fotografien porträtierte. Diese Fotografien zeigen die Überlebenden in ihrem Lebensumfeld oder an Orten ihrer Verfolgung und verleihen der Ausstellung eine hochgradig emotionale Dimension.

Bildungsauftrag und Zugang

Die Ausstellung „Kinder des Krieges“ richtet sich besonders an Jugendliche ab 13 Jahren und hat das Ziel, ein Bewusstsein für die Geschehnisse des Zweiten Weltkriegs zu schaffen. Die Überzeugung, dass die Ereignisse und Verbrechen dieses Krieges bis in die Gegenwart nachwirken, wird durch die in der Ausstellung behandelten Themen eindringlich vermittelt. Eine internationale Tagung in Leipzig hat kürzlich die Lebenswelten von Kindern während des Krieges untersucht und das Thema als überaus aktuell betrachtet. Historiker und Wissenschaftler aus verschiedenen Ländern nahmen an dieser Tagung teil und betonten die Bedeutung, die Erfahrungen von Kindern als Opfer und handelnde Subjekte zu erfassen.

Die Ausstellung „KZ überlebt“ wird bis zum 31. August gezeigt, während „Kinder des Krieges“ bis zum 17. Januar 2027 besucht werden kann. Die Öffnungszeiten des Museums sind von Dienstag bis Sonntag sowie an Feiertagen, jeweils von 9 bis 17 Uhr. Interessierte können sich unter museumnoe.at informieren oder direkt telefonisch unter 02742/908090-0 und per E-Mail unter info@museumnoe.at Kontakt aufnehmen.

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Ort St. Pölten, Österreich
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