Kernkraftwerk Dukovany: Experten warnen vor dem Fiasko des Jahres 2025

Dukovany, Tschechische Republik - Die Ausschreibung zum Bau neuer Reaktoren im tschechischen Atomkraftwerk Dukovany steht in der Kritik. Prof. Radek Škoda, ein renommierter Nuklearexperte an der TU Liberec, bezeichnete das Verfahren als „Fiasko des Jahres 2025“, wie die tschechische Zeitung FINTAG berichtet. Škoda hebt Mängel in Planung, Kommunikation und Entscheidungsfindung hervor, die das Projekt stark belasten.
Besondere Bedenken äußert Škoda zur Auswahl der südkoreanischen Firma Korea Hydro & Nuclear Power (KHNP), die mit dem Zuschlag für den Bau einer neuen KKW-Anlage bedacht wurde. Trotz der Behauptung der tschechischen Regierung, 60 Prozent der Aufträge an inländische Unternehmen zu vergeben, geht Škoda davon aus, dass dies in der Realität nur 20 bis 30 Prozent betragen wird. Er kritisiert zudem den Einfluss internationaler Interessenskonflikte, insbesondere den der USA, auf die Ausschreibung.
Fortschritte im Projekt und rechtliche Hürden
In einem anderen Licht betrachtet, hat die Tochtergesellschaft Elektrárny Dukovany II bereits einen Vertrag mit KHNP zur Errichtung von bis zu vier neuen Kernkraftwerken unterzeichnet. Im Juli 2024 wurde KHNP als bevorzugter Bieter für den Bau an den Standorten Dukovany und Temelín ausgewählt, wobei die Gesamtkosten für das Projekt auf etwa 200 Milliarden CZK (rund 9 Milliarden USD) pro Einheit geschätzt werden. Der erste Reaktor soll bis 2036 in Betrieb genommen werden.
Die Ausschreibung wurde jedoch durch rechtliche Schwierigkeiten aufgehalten. Sowohl Westinghouse (USA) als auch EDF (Frankreich) haben gegen die Vergabe des Auftrags Beschwerde eingelegt. Während Westinghouse seine Beschwerde zurückzog, wurde EDFs Einwand im April abgelehnt. Dennoch hat EDF Klage beim Regionalgericht in Brünn eingereicht. Das Gericht entschied, dass ČEZ den Vertrag mit KHNP nicht unterzeichnen kann, bis die Klage behandelt wird. Tschechiens Premierminister Petr Fiala genehmigte trotzdem die grundsätzliche Unterzeichnung des Vertrags, was den Druck auf die Regierung erhöht, das Projekt voranzutreiben.
Energiepolitische Herausforderungen
Tschechien plant, bis 2050 mit einem stark steigenden Stromverbrauch zu rechnen, weshalb der Ausbau der Kernkraft als wichtig erachtet wird. Die Zustimmung zur Atomkraft liegt bei fast 80 Prozent der Bevölkerung, auch parteipolitische Grenzen überwinden diese Debatte. Dennoch gibt es angesichts der enormen Kosten des Projekts Bedenken bezüglich der Finanzierung und der zukünftigen Staatsverschuldung.
Anschließend wurden bereits 12 Verträge zwischen tschechischen und koreanischen Unternehmen abgeschlossen, unter anderem eine Rahmenvereinbarung über die Lieferung einer Dampfturbine und weitere Kooperationen im Bereich der friedlichen Nutzung von Kernenergie. Dennoch bleibt die kritische Einschätzung von Experten wie Prof. Škoda, dass die realisierbaren Fortschritte und die umsichtigste Planung entscheidend dafür sind, ob Tschechien seine ambitionierten Energieziele tatsächlich erreichen kann.
Details | |
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Vorfall | Skandal, Umweltschutz |
Ursache | Mängel in Planung, Kommunikation, Entscheidungsfindung, Intransparente Abläufe, politische Versäumnisse, internationale Interessenskonflikte, gerichtliche Anfechtung |
Ort | Dukovany, Tschechische Republik |
Quellen |