Großbritannien gibt Chagos-Inseln ab – Was bedeutet das für Mauritius?

Chagos-Inseln, Mauritius - Am 23. Mai 2025 hat Großbritannien offiziell die Souveränität über die Chagos-Inseln an Mauritius abgegeben. Premierminister Keir Starmer unterzeichnete eine Vereinbarung, die das Ende der britischen Kontrolle über den umstrittenen Archipel markiert. Diego Garcia, die größte Insel, wird jedoch für mindestens 99 Jahre unter britischer Kontrolle bleiben. Diese Vereinbarung bringt auch finanzielle Aspekte mit sich: Großbritannien plant, Mauritius eine Milliardensumme zu zahlen, um die Übergabe zu regeln.
Die Chagos-Inseln, die im Indischen Ozean liegen, sind von strategischer Bedeutung für das Vereinigte Königreich, insbesondere aufgrund ihrer Rolle als Standort einer wichtigen US-Militärbasis. Diese Basis ist entscheidend für militärische Operationen im Nahen Osten sowie in Südasien und Ostafrika. Der Militärstützpunkt umfasst unter anderem einen Flugplatz, einen Tiefwasserhafen und Unterstützungssysteme für GPS sowie Überwachung von Nuklearversuchen.
Geschichte und Zwangsumsiedlung
Die Chagos-Inseln befanden sich seit 1814 unter britischer Kontrolle und wurden 1965 von Mauritius abgetrennt, drei Jahre vor der Unabhängigkeit des Landes. Zu dieser Zeit lebten rund 1500 Menschen auf den Inseln, die größtenteils von britischen Behörden in den 1960er und 1970er Jahren zwangsumgesiedelt wurden, um Platz für die US-Militärbasis zu schaffen. Diese Zwangsumsiedlung wurde von Menschenrechtsorganisationen als Verbrechen gegen die Menschlichkeit bezeichnet, und die ehemaligen Bewohner, die Chagossianer, kämpfen seit Jahrzehnten um das Recht auf Rückkehr.
Der Entwurf des Abkommens zur Rückgabe der Souveränität sieht die Schaffung eines Rückkehrfonds für die vertriebenen Chagossianer vor. Allerdings bleiben die genauen Details zu diesen finanziellen Regelungen unklar, und es gibt weit verbreitetes Misstrauen gegenüber den Verpflichtungen der mauritischen Regierung, den Chagossianern Rückkehrrechte zu gewähren.
Politische Reaktionen
Die Entscheidung, die Souveränität abzugeben, wurde in Großbritannien sowohl begrüßt als auch kritisiert. Konservative Politiker haben die Vereinbarung als Ausverkauf britischer Interessen bezeichnet. In einem früheren Verfahren hatte ein britischer Richter die Unterzeichnung des Abkommens vorübergehend gestoppt, was die Verhandlungen verzögert hatte. Die Unterstützung des Internationalen Gerichtshofs und der UN-Generalversammlung für Mauritius’ Anspruch auf die Chagos-Inseln hat dennoch das Vorgehen Großbritanniens beeinflusst.
Premierminister Starmer verteidigte den Deal, der insgesamt etwa 3,4 Milliarden Pfund (ca. 4 Milliarden Euro) kosten soll. Kritiker befürchten jedoch, dass die Rückkehr der Chagossianer mit Auflagen verknüpft werden könnte, die die wirtschaftlichen Perspektiven der Rückkehrenden erheblich einschränken. Die aktuelle politische Situation in Mauritius und die Bedürfnisse der Chagossianer lassen die Zukunft des Archipels weiterhin ungewiss.
Die Chagos-Inseln sind ein Beispiel für die komplexen geopolitischen Fragen, die mit Kolonialgeschichte und moderner Militärstrategie verknüpft sind. Das Schicksal der Chagossianer bleibt ein zentrales Thema in den Gesprächen um die Souveränität und Identität dieser Region.
Für weitere Informationen, besuchen Sie die Berichte von oe24, independent.co.uk und nzz.ch.
Details | |
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Vorfall | Sonstiges |
Ursache | Zwangsumsiedlung |
Ort | Chagos-Inseln, Mauritius |
Schaden in € | 4.000.000.000 |
Quellen |