Festwochen in Wien: Kontroverse um Auftritt verurteilter Linksterroristen

Wien, Österreich - Im Rahmen der Wiener Festwochen fand eine kontroverse Veranstaltung statt, bei der Karl-Heinz Dellwo, ein ehemaliges Mitglied der Rote Armee Fraktion (RAF), und Gabriele Rollnik, früheres Mitglied der Bewegung 2. Juni, über das Thema „radikale Befreiung“ diskutierten. Dellwo, der 1977 für seine Rolle bei der Geiselnahme in der deutschen Botschaft in Stockholm, bei der zwei Botschaftsangehörige ermordet wurden, zu zwei lebenslangen Freiheitsstrafen verurteilt wurde, ist seit 1995 auf freiem Fuß, während Rollnik für die Entführung des CDU-Politikers Peter Lorenz und des österreichischen Unternehmers Walter Michael Palmers zu 15 Jahren Haft verurteilt wurde. Ihre Teilnahme an der Festveranstaltung sorgte für große öffentliche Aufregung, da beide wegen ihrer Beteiligung an tödlichen Terrorakten verurteilt wurden.
Intendant Milo Rau, der die Einladung der beiden Terroristen verteidigte, relativierte die Gewaltanwendung, indem er die Situation mit ehemaligen SS-Leuten in politischen Ämtern verglich. Laut Rau seien zwar die Methoden falsch, die Ziele jedoch richtig gewesen. Er äußerte Verständnis für das damalige Handeln der beiden Activisten, was von Historiker Sven Kellerhoff scharf kritisiert wurde. Kellerhoff warnte vor der Verharmlosung des Linksterrorismus und forderte eine differenzierte Betrachtung der Implikationen solcher öffentlichen Auftritte.
Öffentliche Meinung und Reaktionen
Die Reaktionen aus der Bevölkerung sind deutlich. Eine OGM-Umfrage ergab, dass 76 Prozent der Österreicher es ablehnen, verurteilten Terroristen eine öffentliche Bühne zu geben. Ein weiteres bemerkenswertes Ergebnis ist, dass 69 Prozent der Befragten dies als eine Verschwendung von Steuergeldern empfinden, auch unter Wählern der SPÖ und Grünen ist die Zustimmung gering. Oliver Hillegaart, Angehöriger eines Terroropfers, kritisierte die einseitige Darstellung der Veranstaltung und forderte mehr Stimmen von Angehörigen der Opfer.
Die heftigen Debatten rund um die Wiener Festwochen sind Teil eines größeren Kontextes von Extremismus und Terrorismus in Europa. Im Jahr 2023 stieg die Zahl der Straftaten im Bereich des Linksextremismus um 120 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Diese besorgniserregenden Zahlen werden durch die Bemühungen der EU zur Bekämpfung terroristischer Inhalte im Internet ergänzt, wie von Europol berichtet. Für die Zeit von Juni 2023 bis zu diesem Zeitpunkt gab es 46.400 Hinweise auf solche Inhalte, die von den Mitgliedstaaten an Online-Diensteanbieter weitergeleitet wurden, um die Verbreitung extremistischer Ideologien einzudämmen.
Zusammenfassend zeigt sich, dass die Diskussion um die Wiener Festwochen und ihre Akteure nicht nur für die österreichische Gesellschaft von Bedeutung ist, sondern auch im größeren Rahmen der europäischen Sicherheitslage und des Umgangs mit extremistischen Ideologien betrachtet werden muss. Es bleibt abzuwarten, welche Auswirkungen die öffentliche Debatte auf zukünftige kulturelle Veranstaltungen und deren Finanzierung haben wird.
Details | |
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Vorfall | Terrorismus |
Ort | Wien, Österreich |
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