ESC-Streit: Österreichs Sieger JJ fordert Ausschluss Israels!

Österreichischer ESC-Gewinner Johannes Pietsch kritisiert Israels Teilnahme am Eurovision und löst diplomatische Spannungen aus.
Österreichischer ESC-Gewinner Johannes Pietsch kritisiert Israels Teilnahme am Eurovision und löst diplomatische Spannungen aus.

Wien, Österreich - Die Debatte um Israels Teilnahme am Eurovision Song Contest (ESC) hat in den letzten Tagen an Intensität gewonnen. Johannes Pietsch, der österreichische ESC-Gewinner, hat in einem Interview mit „El Pais“ seine Enttäuschung über Israels Teilnahme geäußert und sich einen ESC ohne Israel gewünscht. Diese Äußerungen führten zu einem politischen Sturm und diplomatischen Spannungen, da Pietsch Israel und Russland als „Angreifer“ bezeichnete, was in Österreich auf scharfe Kritik stieß. Der israelische Botschafter in Wien, David Roet, forderte ein persönliches Gespräch mit Pietsch, um die Situation zu klären, nachdem der Sänger sich für potenzielle Missverständnisse entschuldigte.

Politische Reaktionen aus Österreich ließen nicht auf sich warten. Wolfgang Sobotka von der ÖVP bezeichnete Pietschs Aussagen als „inakzeptabel“ und Alexander Pröll kritisierte die Gleichsetzung von Israel und Russland als „Geschichtsfälschung“. Johanna Mikl-Leitner lobte zwar Pietschs musikalisches Talent, warnte aber vor „politisch gefährlicher“ Beratung. Dominik Nepp von der FPÖ nannte Pietsch einen Antisemiten, während Oskar Deutsch, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde, seine Enttäuschung über die Aussagen des Sängers äußerte. Auch aus der Ukraine kam Kritik bezüglich Pietschs Würdigung der umstrittenen Opernsängerin Anna Netrebko.

Reaktionen aus der Künstlergemeinschaft

Inmitten dieser Kontroversen meldete sich die israelische Sängerin Yuval Raphael zu Wort. Sie, die am ESC teilnahm und Überlebende eines Terroranschlags der Hamas ist, äußerte den Wunsch, dass alle Geiseln nach Hause kommen. Sie lobte Pietsch für seine Stimme und seine harte Arbeit. Gleichzeitig wurde jedoch gefordert, Pietsch nachträglich zu disqualifizieren, da ESC-Teilnehmer den Wettbewerb nicht für politische Propaganda nutzen dürfen. Medienanwalt Ralf Höcker kritisierte die Haltung von Pietsch und verwies auf ein vorangegangenes Ereignis, in dem der Sänger versuchte, eine LGBTQ+-Flagge ins Finale zu bringen.

Die Diskussion über die Veranstaltung ist jedoch nicht neu. 72 ehemalige ESC-Teilnehmer haben in einem offenen Brief den Ausschluss des israelischen Nationalsenders KAN vom ESC gefordert. In diesem Schreiben wird KAN vorgeworfen, mitschuldig am „Genozid an den Palästinensern in Gaza“ zu sein. Die Unterzeichner, darunter auch der Gewinner des letzten Jahres, Nemo aus der Schweiz, kritisieren doppelmoralisierendes Verhalten und betonen, dass Musik nicht zur „Reinwaschung von Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ verwendet werden sollte. Diese Proteste verweisen auch auf die EBU-Entscheidung, Russland 2022 aufgrund des Krieges gegen die Ukraine auszuschließen.

Ein Blick auf die Wettbewerbssituation

Trotz der politischen Spannungen unterschiedlichen Einflusses erhielt Israels Beitrag beim ESC nur 60 Punkte von den internationalen Jurys, während das Publikum hohe Punktzahlen vergab. ESC-Direktor Martin Green kündigte an, dass nach dem Wettbewerb umfassende Diskussionen über alle Aspekte der Veranstaltung stattfinden werden. Auch der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez äußerte sich gegen Israels Teilnahme und bezeichnete die Situation als Doppelmoral. Der ESC 2023 wurde als der „politisierteste, chaotischste und unangenehmste Wettbewerb der Geschichte“ bezeichnet, wobei im Vorjahr in Malmö, wo es zahlreiche Proteste gab, die Sicherheitslage deutlich angespannter war als die entspanntere Atmosphäre während der aktuellen Veranstaltung in Basel.

Diese Situation macht deutlich, wie stark Kultur und Politik beim Eurovision Song Contest miteinander verwoben sind, und wie wichtig es ist, dass zukünftige Veranstaltungen nicht nur eine Bühne für musikalische Talente, sondern auch für den Diskurs über menschliche Werte und politische Moral bieten.

Details
Vorfall Sonstiges
Ort Wien, Österreich
Quellen