Wölfe im Burgenland: Gefahr oder wichtiges Naturgut?

Burgenland, Österreich - In den letzten Tagen wurden im Nordburgenland Wolfsrisse bestätigt, was zu einer vermehrten Diskussion über die Anwesenheit von Wölfen in der Region geführt hat. David Simon, Leiter für Naturschutz, Jagd und Fischerei bei Pannatura, betont, dass solche Sichtungen „kein Grund zur Panik“ sind. Er stellt klar, dass die Warnpflicht angesichts der Nähe zu Ballungsräumen ernst genommen werden muss. Wölfe werden in der Region als Bereicherung der Artenvielfalt gesehen, auch wenn bisher nur sporadische Durchgangs-Sichtungen zu verzeichnen sind.
Roman Bunyai, Leiter des Jagdreferats, äußert, das Burgenland biete keinen idealen Lebensraum für Wölfe. Die Nahrungsvielfalt im Burgenland ist geringer als im Alpenraum, was eine dauerhafte Ansiedlung im Rosalia- und Leithagebirge als unwahrscheinlich erscheinen lässt. Außerdem könnte die Nähe zu dichtbesiedelten Gebieten Wölfe eher abschrecken.
Monitoringmaßnahmen und Schutz der Wölfe
Pannatura fordert die Implementierung von Monitoringmaßnahmen und begrüßt die geplante Meldestelle des Landes, um zentrale Informationen zu Sichtungen und Rissen zu erfassen. Besenderungen der Wölfe könnten darüber hinaus wertvolle Einblicke in deren Lebensgewohnheiten liefern. Trotz der potenziellen Begegnungen mit Menschen meiden Wölfe in der Regel den Kontakt. Sicherheitshinweise raten dazu, sich bei einem solchen Zusammentreffen nicht zu nähern und ruhig rückwärts zu gehen.
Das Verhalten der Wölfe in Kulturlandschaften ist in vielen Regionen bereits untersucht worden. In Deutschland zeigen Wölfe in Gebieten mit hohem Publikumsverkehr, dass sie keine negativen Erfahrungen mit Menschen gemacht haben, was zu einer vorsichtigen, jedoch nicht extrem scheuen Haltung führt. Eine aktuelle Studie verdeutlicht, dass zwischen 2002 und 2020 in Europa und Nordamerika nur zwölf dokumentierte Angriffe mit Wölfen beteiligt waren, was die Seltenheit solcher Vorfälle unterstreicht. In diesen Fällen waren die Hauptursachen überwiegend Tollwut, Provokation und Futterkonditionierung.
Der Wolf als Teil des Ökosystems
Die Rückkehr des Wolfs hat nicht nur Auswirkungen auf Ängste und Sorgen in der Bevölkerung, sondern auch auf die Ökosysteme selbst. In Deutschland wird die Wolfspopulation auf etwa 17.000 Tiere geschätzt, und im letzten Jahr, zwischen Januar und August 2023, wurden in Niedersachsen über 600 Tiere von Wölfen gerissen. Diese Entwicklung führt zu Spannungen zwischen Landwirten, die ihre Nutztiere schützen wollen, und Naturschützern, die den Wolf als wichtigen Bestandteil der Natur betrachten.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat angesichts der Konflikte zwischen Wölfen und Weidewirtschaft Maßnahmen gefordert, die die Jagd auf Wölfe erleichtern könnten. Allerdings gibt es auch einen starken Widerstand gegen eine Leichtere Jagd vor dem Hintergrund der positiven ökologischen Effekte, die Wölfe mit sich bringen können. Zum Beispiel zeigt die Erfahrung im Yellowstone-Nationalpark, dass die Rückkehr der Wölfe das Ökosystem stärken kann.
Angesichts der gegenwärtigen Situation stehen die EU und die Mitgliedstaaten vor der Herausforderung, einen Ausgleich zwischen den Interessen von Wölfen, der Natur und den Bedürfnissen ländlicher Gemeinden zu finden. Während Wölfe traditionell als Bedrohung wahrgenommen wurden, zeigen aktuelle Erkenntnisse ihre Bedeutung für die Rehabilitierung von Ökosystemen und erfordern ein Umdenken im Umgang mit diesen Tieren.
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Ort | Burgenland, Österreich |
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