Bundespräsident Van der Bellen verteidigt Künstler JJ nach ESC-Kritik

Österreich - Der Eurovision Song Contest (ESC) steht im Zentrum einer Kontroversdebatte, nachdem der Gewinner JJ, dessen bürgerlicher Name Johannes Pietsch ist, in einem Interview mit der spanischen Zeitung El Pais scharfe Kritik an der Teilnahme Israels am ESC 2026 geübt hat. Er äußerte, es sei enttäuschend, dass Israel weiterhin am Wettbewerb teilnimmt und plädierte für einen Contest ohne Israel. Seine kritischen Äußerungen wurden nicht nur in der Öffentlichkeit diskutiert, sondern auch von verschiedenen politischen und kulturellen Akteuren aufgegriffen.
Bundespräsident Alexander Van der Bellen hat sich nun zu diesen umstrittenen Äußerungen geäußert. Er betonte, dass es wichtig sei, zwischen der Haltung zum Staat Israel und der Kritik an der israelischen Regierung unter Benjamin Netanjahu zu differenzieren. Van der Bellen warnte davor, Künstler für die politischen Handlungen ihrer Regierungen verantwortlich zu machen, und sprach sich gegen pauschale Verurteilungen aus, sowohl gegenüber Israel als auch gegenüber den Kulturschaffenden selbst. Er unterstrich die Notwendigkeit, eine differenzierte Sichtweise auf die komplexe Realität im Gaza-Konflikt zu entwickeln und erkannte, dass die Entscheidung über die Teilnahme beim Wettbewerb bei der Europäischen Rundfunkunion (EBU) liegt.
Kritik und Reaktionen auf JJs Äußerungen
Die Äußerungen von JJ zwischen den Linien des ESC führten zu breiter Kritik aus verschiedenen gesellschaftlichen Schichten. Oskar Deutsch, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde, bezeichnete JJs Äußerungen als „enttäuschend, aber vor allem gefährlich“. In einem weiteren Schritt lud Israels Botschafter in Österreich, David Roet, JJ zu einem persönlichen Gespräch ein, um die Themen zu erörtern, die er angesprochen hatte. Auch Alexander Pröll, Staatssekretär für den Kampf gegen Antisemitismus, positionierte sich klar und stellte fest, dass Terror und Antisemitismus in der Gesellschaft keinen Platz haben.
Zusätzlich kritisierte der ORF die Äußerungen als persönliche Meinung und hob hervor, dass die EBU als Zusammenschluss vieler öffentlich-rechtlicher Sender agiere und nicht von Regierungen abhängig sei.
Gesellschaftlicher Kontext und Herausforderungen
Die Diskussion um JJs Äußerungen bringt auch größere Themen ans Licht, die die Wahrnehmung Israels und der jüdischen Gemeinschaften in vielen Ländern betreffen. Experten weisen darauf hin, dass es einen Paradigmenwechsel in der öffentlichen Rhetorik gibt, die Israel zunehmend nicht mehr als Zufluchtsstaat, sondern als vermeintlichen Aggressor wahrnimmt. In vielen westlichen Gesellschaften sind Begriffe wie „Apartheid“ und „Genozid“ in den Diskurs eingegangen, was in Teilen der Gesellschaft zu einer Entfremdung von jüdischen Gemeinschaften führt.
In einem schriftlichen Kommentar wurden die Werte des ESC, wie Toleranz und Vielfalt, als Heuchelei kritisiert. Das diesjährige Motto „United by Music“ steht im Kontrast zu den aktuellen Herausforderungen der gesellschaftlichen Prinzipien, die oft nur selektiv angewendet werden. Kritiker befürchten, dass diese selektiven moralischen Leitlinien die Integrität und den Anspruch des ESC zur bloßen leeren Inszenierung machen könnten.
Inmitten dieser komplexen Debatte bleibt die Rolle des ESC als Plattform für kulturelle Freiheit, queere Sichtbarkeit und politische Solidarität im Fokus. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Diskussion weiterentwickeln wird und welche Auswirkungen sie auf zukünftige Veranstaltungen und die Wahrnehmung der Teilnehmer, insbesondere Israels, haben wird.
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Ort | Österreich |
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