Blutigen Kunstgenuss: Nitsch' Finale im Weinviertel begeistert!

Hermann Nitschs "6-Tage-Spiel" feiert 2025 im Weinviertel seine posthume Aufführung – eine eindrucksvolle Kunstperformance.
Hermann Nitschs "6-Tage-Spiel" feiert 2025 im Weinviertel seine posthume Aufführung – eine eindrucksvolle Kunstperformance. (Symbolbild/DNAT)

Schloss Prinzendorf, 2261 Prinzendorf an der Zaya, Österreich - Hermann Nitsch, der als einer der prägendsten Künstler der österreichischen Gegenwart gilt, fand am 8. Juni 2025 mit der posthum aufgeführten Neuinszenierung seines legendären „6-Tage-Spiels“ im Weinviertel einen würdigen Höhepunkt seiner künstlerischen Laufbahn. Nitsch, der am 18. April 2022 im Alter von 83 Jahren verstarb, ist bekannt für seine provokante Performance-Kunst, die oft christliche Symbole und ritualartige Handlungen umfasst. Seine Werke thematisieren die menschliche Existenz und erfordern eine intensive Auseinandersetzung mit den Sinnen und Emotionen der Zuschauer. Kleine Zeitung berichtet, dass bei der Abschlussshow über 350 Menschen teilnahmen und der Auftritt keine Proteste hervorrief, im Gegensatz zu früheren Aufführungen in den 1990er Jahren, die von Widerstand seitens Tierschützern und der Kirche begleitet waren.

Das „6-Tage-Spiel“ ist als eine Erweiterung monumentaler Kunstwerke konzipiert, die alle fünf Sinne einbezieht und somit ein einzigartiges, ästhetisches Ritual der Existenzverherrlichung darstellt. Es geht auf eine Idee zurück, die Hermann Nitsch 1957 entwickelte, inspiriert von Richard Wagner und Alexander Scriabin. Die erste Aufführung des „6-Tage-Spiels“ fand im Jahr 1998 statt und war von politischen Kontroversen und Protesten geprägt. Die aktuelle Inszenierung, die kurz vor Nitschs Tod in einer zweiten Fassung fertiggestellt wurde, präsentiert sich jedoch weniger extrem. So wurden keine schweren Verletzungen oder Schocks berichtet. Während der Performance beeindruckte die Klangkulisse, die Dirigent Andrea Cusumano mit einem 92-köpfigen Orchester schuf, und verstärkte die Intensität der Darstellungen. Laut Nitsch Foundation sind alle durchgeführten Aktionen des O.M. Theaters Teilverwirklichungen dieses Spiels.

Rituale und Performances

Die Aufführung umfasste beeindruckende, schockierende Szenen, etwa Akteure, die Blut tranken und Gedärme auf ihren Körper gelegt bekamen. Der Höhepunkt der Inszenierung, in der Fische aufgeschlitzt und Innereien in einen Schweinekadaver gestopft wurden, hinterließ bei den Zuschauern einen bleibenden Eindruck. Weihrauch und der Geruch von Blut prägten die Atmosphäre und verdeutlichten Nitschs Absicht, die Zuschauer tief in seine Welt hineinzuziehen.

Für das Finale am Pfingstmontag ist ein Sautanz mit Promikoch Max Stiegl geplant, bei dem Teile eines Schweins verarbeitet werden. Diese kulinarische Komponente soll eine weitere Dimension in die künstlerische Erfahrung einbringen und in diesem Rahmen die Tradition des „Orgien Mysterien Theaters“ pflegen. Dennoch bleibt die Zukunft des Theaters ungewiss, da Nitschs Witwe erklärt hat, dass ein weiteres „6-Tage-Spiel“ finanziell nicht machbar sei.

Ein Erbe von Bedeutung

Hermann Nitsch wurde am 29. August 1938 in Wien geboren und gilt als einer jener Künstler, die den Wiener Aktionismus mitbegründeten. Als Aktionsperformer, Maler, Komponist und Bühnenbildner hat er mit seinen Aktionen und Installationen die Grenzen der Kunst immer wieder neu definiert. Seine Werke sind nicht nur in Österreich, sondern auch international zu finden, und Retrospektiven verschaffen den Besuchern einen tiefen Einblick in seine künstlerische Entwicklung. Nitsch Foundation dokumentiert die immense Relevanz und den Einfluss seiner Arbeiten, die oft das Tragische mit rohem Fleisch, Blut und Eingeweiden thematisieren.

Die historische Bedeutung des „6-Tage-Spiels“ und Nitschs gesamtes Schaffen stellen ein faszinierendes Kapitel in der Kunstgeschichte dar, das auch nach seinem Tod weiterlebt und neue Generationen inspiriert.

Details
Ort Schloss Prinzendorf, 2261 Prinzendorf an der Zaya, Österreich
Quellen