Bauboom oder Baukollaps? So leidet die deutsche Bauwirtschaft!

Markus Lanz diskutiert am 10.06.2025 die schrumpfende deutsche Bauwirtschaft und die drängende Wohnungsnot in Deutschland.
Markus Lanz diskutiert am 10.06.2025 die schrumpfende deutsche Bauwirtschaft und die drängende Wohnungsnot in Deutschland. (Symbolbild/DNAT)

Vienna, Österreich - In der deutschen Bauwirtschaft herrscht eine alarmierende Situation, die trotz eines anhaltenden Bedarfs an Wohnraum zum Schrumpfen des Sektors führt. Bei einer aktuellen Diskussion, moderiert von Markus Lanz, äußerte Bauexperte Matthias Günther, dass die Branche unter dem Druck fehlender Nachfrage leidet, was zu einem massiven Abbau von Kapazitäten und der Schließung von Baustoffwerken führt. Im Jahr 2024 wurden in Deutschland 251.900 Wohnungen fertiggestellt – ein Rückgang von über 42.500 Einheiten im Vergleich zum Vorjahr und der niedrigste Wert seit 2015. Die Bundesregierung hat sich das ambitionierte Ziel gesetzt, jährlich 400.000 neue Wohnungen zu schaffen.

Die neue Bauministerin Verena Hubertz (SPD) hat versprochen, massive Investitionen in den Wohnungsbau zu tätigen und einen „Bau-Turbo“ einzuleiten. Allerdings fehlen konkrete Zahlen zu den geplanten Investitionen, und die Herausforderungen sind immens, da ihre Vorgängerin schon an dem Ziel von 400.000 Wohnungen gescheitert ist.

Schwierige Rahmenbedingungen

Die Rahmenbedingungen für den Wohnungsbau sind durch steigende Energiepreise, Inflation, Lieferengpässe und teures Baumaterial stark belastet. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) berichtete, dass das Bauvolumen 2025 das fünfte Jahr in Folge sinken wird und für 2024 ein Minus von fast vier Prozent prognostiziert wird. Auch für 2025 wird ein Rückgang von knapp einem Prozent erwartet. Diese Entwicklungen stehen im scharfen Kontrast zu den hohen Zielen der Bundesregierung.

Insbesondere im Wohnungsbau wird bis 2026 ein Rückgang von zehn Prozent im Vergleich zum Spitzenwert von 2021 erwartet. Studienautor Martin Gornig betont die große Lücke zwischen Baubedarf und Bauleistung, die dringend geschlossen werden muss. Zudem wird ein sofortiges Programm für den sozialen Wohnungsbau als notwendig erachtet, um der anhaltenden Wohnungsnot in Deutschland, insbesondere in den Großstädten, zu begegnen.

Der Weg in die Zukunft

Ein Lösungsansatz, um dem „tödlichen Kreislauf“ zu entkommen, ist der Einsatz einer „seriellen modularen“ Bauweise, bei der Wände und Kabel bereits vor der Anlieferung auf der Baustelle vorverarbeitet werden. So könnte die Bauweise schneller und kostengünstiger gestaltet werden, doch die Wirksamkeit dieses Ansatzes bleibt ungewiss.

Die Zahl der Baugenehmigungen für neue Wohngebäude hat bereits den niedrigsten Stand seit 30 Jahren erreicht. Gleichzeitig lagen die Neubaupreise für Wohngebäude zuletzt etwa 16 Prozent über dem Vorjahr, was die Situation zusätzlich erschwert. Nur etwa 259.000 neue Wohnungen wurden im Jahr 2023 genehmigt, während in den Vorjahren deutlich weniger genehmigt wurden. Besonders betroffen ist der Bau von Einfamilienhäusern, dessen Zahl 2023 nur noch halb so hoch war wie vor zwei Jahren.

Die Herausforderungen der Bauwirtschaft sind gewaltig, und die Zeit drängt, um den dringend benötigten Wohnraum bereitzustellen. Die Bundesregierung steht vor der Herausforderung, ihre ehrgeizigen Ziele zu erreichen, während die Tendenz zur Schrumpfung des Sektors weiter anhält.

Weitere Informationen über die aktuelle Lage der deutschen Bauwirtschaft und den Wohnungsbau finden Sie unter Vienna.at, DIW Berlin und Statista.

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Ort Vienna, Österreich
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