Bargeldverbot in Barbershops: Kampf gegen Geldwäsche oder Diskriminierung?

Bargeldverbot in Barbershops: Kampf gegen Geldwäsche oder Diskriminierung?
Schweiz - In der Schweiz sorgt ein geplantes Bargeldverbot in bestimmten Branchen für hitzige Diskussionen. Insbesondere Barbershops, Imbisse und Shisha-Bars stehen im Fokus der Behörden, da vermutet wird, dass hier vermehrt Geldwäsche betrieben wird. Diese Diskussion wurde durch den Mitte-Nationalrat Martin Candinas angestoßen, der ein temporäres Bargeldverbot in den betroffenen Sektoren fordert, um die Kontrolle über Finanztransaktionen zu verbessern. Laut exxpress.at sind die Verdachtsmeldungen bei der Meldestelle für Geldwäscherei (MROS) im Jahr 2024 um 27,5 Prozent gestiegen, was die Dringlichkeit der Maßnahmen unterstreicht.
Die Sorgen über Geldwäsche sind in den letzten Jahren gewachsen, da zunehmend kriminelle Banden über Branchen mit niedrigen Zutrittshürden Finanztransaktionen tarnen. Diese Strukturen seien oft einfach zu verschleiern, etwa durch falsche Verkaufsangaben bei Banken, so Geldwäsche-Experte Fabian Teichmann. Er merkt an, dass ein pauschales Bargeldverbot nur wenig bewirken würde, da Täter möglicherweise einfach in andere Branchen wechseln oder ihre Geschäftsstrategien anpassen könnten. Branchenvertreter zeigen sich kritisch gegenüber dem Vorschlag: Sandra Bossi von Coiffure Suisse bezeichnet die Idee als diskriminierend und realitätsfern. Auch die Gastronomie plädiert gegen ein solches Verbot, da viele ältere Gäste nur bar zahlen, was diese Kundengruppe signifikant benachteiligen würde, wie 20min.ch berichtet.
Reaktionen der Behörden und Verbände
Der Bundesrat hat das Anliegen von Candinas geprüft, lehnt jedoch das Bargeldverbot ab. Begründet wird dies mit verfassungsrechtlichen Bedenken. Ein solches Verbot könnte die Wirtschaftsfreiheit verletzen und sei zudem leicht umgehbar. Stattdessen plant der Bundesrat, bis Ende 2025 eine nationale Strategie zur Bekämpfung organisierter Kriminalität vorzustellen, die auch Maßnahmen gegen Geldwäsche umfassen soll.
Geldwäscheprävention hat hohe Priorität, besonders im finanziellen Sektor. Die BaFin, zuständig für die Geldwäsche- und Terrorismusfinanzierung in Deutschland, beobachtet ähnliche Entwicklungen wie in der Schweiz. Prävention und Verfolgung sind entscheidend im Kampf gegen Geldwäsche und organisierte Kriminalität, wie die BaFin in ihrem Bericht erläutert. Außerdem hat die EU kürzlich ein Gesetzespaket verabschiedet, um die Geldwäschebekämpfung zu stärken, wozu die Schaffung einer europäischen Geldwäscheaufsichtsbehörde (AMLA) ab 2025 gehört, die bis 2027 die direkte Aufsicht über ausgewählte Finanzinstitute übernehmen wird, wie auf bafin.de zu lesen ist.
Insgesamt bleibt das Thema Geldwäsche ein brisantes und komplexes Feld, das sowohl lokale als auch bundesweite Strategien erfordert. Es ist klar, dass Maßnahmen zur Bekämpfung von Geldwäsche notwendig sind, jedoch müssen diese mit Bedacht geplant werden, um nicht die rechtmäßigen Geschäftsinteressen zu gefährden.
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