Bargeld-Hortung boomt: Ist unsere Währung in Gefahr?

Deutschland - Die Nutzung von Bargeld steht in einem spannenden Verhältnis zur wachsenden Digitalisierung der Zahlungsmittel. Trotz des Anstiegs digitaler Zahlungsmethoden zeigt die Bargeldmenge im Euroraum weiterhin eine positive Entwicklungsrate. Im März 2023 waren rund 1,564 Billionen Euro in bar im Umlauf, was OE24 zufolge knapp 30 Milliarden Euro mehr als im Frühjahr 2022 darstellt. Diese Entwicklung wirft das sogenannte „Banknoten-Paradoxon“ auf, da die Bargeldnutzung in den letzten Jahren abgenommen hat. Laut Experten wird geschätzt, dass Bargeld im Wert von dreistelligen Milliardenbeträgen, insbesondere in Deutschland, gehortet wird.
Unter Berücksichtigung von Unsicherheitsfaktoren wie Krisen und der Corona-Pandemie sind in Deutschland etwa 42% der Banknoten als „Wertaufbewahrung“ im Umlauf, was fast zweieinhalbmal so hoch ist wie im Jahr 2013. Es wird erwartet, dass die Bundesbank bis Ende 2024 395 Milliarden Euro in deutschen Privathaushalten lagern werden, ungleich verteilt über die Bevölkerung. Bargeld ist nach wie vor ein unverzichtbares Zahlungsmittel, vor allem in Krisenzeiten, wenn elektronische Systeme möglicherweise ausfallen können. Der Unternehmensberater Johannes Gärtner weist darauf hin, dass die Zunahme des Bargeldumlaufs in Krisenzeiten ein häufig beobachtetes Phänomen ist.
Bargeldverhalten im digitalen Zeitalter
Eine Studie der Deutschen Bundesbank zur Nutzung von Zahlungsmitteln zeigt, dass in Deutschland immer noch 50% der Bezahlvorgänge im Alltag mit Bargeld abgewickelt werden. Diese Studie aus dem Jahr 2023 stellt fest, dass unbare Zahlungsmethoden um 7% auf 49% zugenommen haben. Besonders die Debitkarte hat Bargeld als beliebtestes Zahlungsmittel gemessen am Umsatz mit 32% abgelöst, während Bargeld nur noch 26% der Umsätze ausmacht. Es wird auch deutlich, dass die neue Vorliebe für elektronische Zahlungen sich auch in der Nutzung mobiler Bezahlverfahren widerspiegelt, die sich seit 2021 verdreifacht hat und nun 6% beträgt.
Die Erkenntnisse zur Bargeldnutzung verdeutlichen, dass 81% aller Transaktionen an physischen Zahlungsorten laut Umfrageergebnissen bargeldlos möglich wären. Dennoch empfinden 15% der Befragten den Zugang zu Bargeld als schwierig, wobei dieser Anstieg sowohl städtische als auch ländliche Regionen betrifft. Dies wird zusammen mit der Tatsache, dass Bargeld Vorteile wie den Schutz der Privatsphäre bietet, immer relevanter für die Gesellschaft.
Fazit: Eine geteilte Zahlungsmittelwelt
Zusammengefasst zeigt sich, dass trotz der wachsenden Vorliebe für digitale Zahlungsmethoden Bargeld weiterhin seine Bedeutung behält. Ralf Wintergerst von Giesecke+Devrient führt die starke Hortung von Bargeld auf ein Gefühl der Unsicherheit in der Bevölkerung zurück. Die Diskussion über die Relevanz dieser traditionellen Zahlungsmethode ist aktueller denn je und verdeutlicht, dass Bargeld auch in einem digitalen Zeitalter Platz hat. Die Bundesbank hat sich daher entschlossen, das Bargeld und die dazugehörige Infrastruktur aktiv zu unterstützen, um eine ausgewogene Zahlungsmittelzukunft zu gewährleisten. Das endlose Ringen zwischen Bargeld und digitalen Zahlungsmethoden wird weiterhin die Gesellschaft prägen.
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