Antisemitismus-Debatte eskaliert: Jüdische Studenten wehren sich!

Österreich - Nach dem Wahlsieg des Verbandes sozialistischer Studierenden (VSStÖ) in Österreich ist es zu erheblichen Spannungen zwischen diesem und der Jüdischen österreichischen Hochschüler:innenschaft (JöH) gekommen. Die JöH wirft dem VSStÖ vor, antisemitische Tendenzen zu fördern und spricht von einem „unvorstellbaren Tiefpunkt“ in der Entwicklung des Antisemitismus. Auslöser sind geleakte Chats aus einer WhatsApp-Gruppe, in denen JüH-Mitglieder pro-palästinensische Protestierende herabwürdigend bezeichnet wurden. Der JöH-Vorsitzende Alon Ishay hat betont, dass die Moderatoren der Gruppe belastende Inhalte zurückwiesen und sich für antidiskriminatorische Werte einsetzten.
Diese Chats wurden in einem als Hassposting bezeichneten öffentlichen Beitrag auf Instagram veröffentlicht, der die JöH als „Genozidales Monster“ und „Lobby der Zionistischen Entität“ diffamiert. In Reaktion auf die Vorwürfe forderte der VSStÖ eine klare öffentliche Stellungnahme der JöH zu diesen Vorfällen, um die Zusammenarbeit fortzusetzen. Während die JöH diese Forderung ablehnt, sieht sie sich selbst als verantwortungsbewusst und korrekt handelnd. Laut ihrer Aussage haben sie repressive Kommentare in den geleakten Chats bestraft und gelöscht, was die JöH als Ausdruck eines ernsthaften Umgangs mit Antisemitismus betrachtet.
Reaktionen und Vorwürfe
Der VSStÖ hingegen hat sich von den Antisemitismus-Vorwürfen entschieden distanziert. Die Bundesvorsitzende des VSStÖ, Miriam Amann, erklärte, dass im Verband kein Platz für derartige Ansichten sei. Sie äußerte den Wunsch nach einer weiterhin wertschätzenden Beziehung zur JöH, setzt jedoch voraus, dass diese eine Stellungnahme zu den geleakten Chats abgibt. Gleichzeitig wurde dem VSStÖ vorgeworfen, dass die Vorsitzenden an einer Demonstration teilgenommen haben, die von Gruppen organisiert wurde, die die JöH verunglimpfen.
Die JöH kritisiert zudem, dass der VSStÖ an einem umstrittenen Bündnis, der „Offensive Gegen Rechts (OGR)“, festhält, das von anderen Organisationen als problematisch erachtet wird. Diese Situation verschärft die Feindseligkeit, die jüdische Studierende an den Universitäten empfinden, insbesondere seit dem Anstieg antisemitischer Vorfälle nach dem Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023.
Forschung zum Antisemitismus an Universitäten
Inmitten dieser Spannungen hat die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) ein Forschungsprojekt ins Leben gerufen, um Antisemitismus an Hochschulen in Österreich zu erforschen. Das Projekt, unter der Leitung von Gerald Lamprecht, Professor für jüdische Geschichte an der Universität Graz, strebt ein umfassendes Verständnis der gegenwärtigen antisemitischen Aktivitäten seit 1945 an. Lamprecht betont die Notwendigkeit, neue Formen des Antisemitismus zu erforschen und aufzuklären, insbesondere da antisemitische Diskurse häufig mit dem Nahostkonflikt in Verbindung gebracht werden.
Die JöH hat unter anderem einen Antisemitismus-Workshop angeboten, der vom VSStÖ jedoch abgelehnt wurde. Alon Ishay zeigte sich schockiert über den Boykott des VSStÖ gegen die JöH und die dadurch entstandene feindliche Atmosphäre für jüdische Studierende an den Universitäten. Die OG-WissenschaftlerInnen sind sich einig, dass die Auseinandersetzung mit Antisemitismus an den Hochschulen eine dringliche gesellschaftliche Aufgabe darstellt.
Details | |
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Vorfall | Antisemitismus |
Ort | Österreich |
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