Zelensky verlässt Deutschland: Hilfe für Langstreckenwaffen, keine Taurus-Raketen

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskij verlässt Berlin mit einem neuen Rüstungs-Paket im Wert von 5 Milliarden Euro (5,7 Milliarden US-Dollar). Dieses dient dazu, das Arsenal seines Landes auszubauen und die Fähigkeit zur Rüstungsproduktion im eigenen Land zu stärken.
Wichtige Vereinbarungen für Ukraine
Ein zentrales Element des in der deutschen Hauptstadt am Mittwoch angekündigten Pakets ist die Finanzierung Deutschlands für die gemeinsame Produktion von Langstreckenraketen in der Ukraine. Diese Raketen würden es Kiew ermöglichen, Ziele tief in Russland zu treffen.
Erweiterung der Militärhilfen
Zusätzlich zu den Langstreckenraketen umfasst die Ankündigung neue Luftabwehrsysteme, Waffen, Munition sowie „Einsatz- und Führungsfähigkeiten“ und medizinische Unterstützung.
Erwartungen an Langstreckenraketen
Vor der Pressekonferenz gab es große Erwartungen an eine mögliche Ankündigung zur Übertragung oder Genehmigung der Nutzung der hochentwickelten deutschen Langstrecken-Taurus-Raketen durch die Ukraine. Dieses System würde es der Ukraine ermöglichen, Ziele viel weiter zu erreichen als die britischen Storm Shadow- und die amerikanischen ATACMS-Raketen.
Erklärung des deutschen Kanzlers
Bei der gemeinsamen Pressekonferenz mit Selenskij sagte der deutsche Kanzler Friedrich Merz: „Wir werden diese Unterstützung ausbauen, damit die Ukraine sich jetzt und in Zukunft gegen die russische Aggression verteidigen kann.“ Merz fügte hinzu, dass dies der Beginn einer neuen Phase der industriellen militärischen Kooperation zwischen den beiden Ländern sei, die großes Potenzial habe.
Strategische Unklarheit über Waffentausch
Dennoch ließ die neue Regierung von Merz konkrete Details zu diesem Deal vermissen. Es wurde bewusst beschlossen, Informationen über Waffentausch zurückzuhalten, um „strategische Unklarheit“ zu gewährleisten. Der Deal stellt dennoch einen bedeutenden Schritt in der Vertiefung der Zusammenarbeit zwischen Deutschland und der Ukraine dar, insbesondere im Bereich der Rüstungsbeschaffung.
Dritte Begegnung in drei Wochen
Dies war bereits das dritte Treffen der beiden Führer innerhalb von drei Wochen, was besonders bemerkenswert ist, da Merz erst seit drei Wochen im Amt ist. Ein später veröffentlichtes Statement des deutschen Verteidigungsministeriums erklärte, dass man in Zukunft „direkter in die Produktion in der Ukraine investieren“ wolle.
Hinweise von Selenskij
Selenskij deutete bereits vor seiner Abreise von Kiew nach Berlin auf die heutige Vereinbarung hin. In seiner nächtlichen Ansprache am Dienstag betonte er: „Angriffs-Drohnen, Abfangraketen, Kreuzfahrtraketen, ukrainische ballistische Systeme – das sind die Schlüsselelemente. Wir müssen all diese Systeme herstellen.“
Produktion von Langstreckenwaffen
Laut einer Erklärung des Verteidigungsministeriums Deutschlands könnten einige dieser Systeme bereits kurz vor der Einsatzbereitschaft stehen. „Eine erhebliche Anzahl von Langstreckenwaffen soll noch in diesem Jahr produziert werden“, hieß es in der Mitteilung. „Die ersten Systeme könnten möglicherweise bereits in wenigen Wochen von den ukrainischen Streitkräften eingesetzt werden.“
Kreml reagiert auf die Vereinbarungen
Der Kreml reagierte umgehend auf die Entwicklungen. „Das ist eine völlig verantwortungslose Position Deutschlands. Statt einen friedlichen Prozess zu unterstützen, gießen sie Öl ins Feuer“, sagte der Kremlin-Sprecher Dmitry Peskov gegenüber CNN. Er fügte hinzu, dass Deutschland „einfach versucht, weiter Krieg zu provozieren“ und somit seine indirekte Beteiligung an der militärischen Auseinandersetzung erhöht.
Interne Differenzen in Merz‘ Koalition
Obwohl Merz erst seit wenigen Wochen im Amt ist, zeigen sich innerhalb seiner Koalition erhebliche Meinungsverschiedenheiten zu diesem Thema. Ein Mitglied der Christlich Demokratischen Union (CDU), Merz‘ Partei, tweetete am Dienstag: „Ich sehe noch immer keine Einheit innerhalb der Koalition und keinen politischen Willen, angemessen, kraftvoll und konsequent auf die massive Eskalation Russlands zu reagieren.“
Deutschlands Unterstützung für die Ukraine
Deutschland gehört seit langem zu den großzügigsten Unterstützern der Ukraine in Bezug auf zugesagte Hilfe. In militärischer und humanitärer Hinsicht belegt Deutschland laut Zahlen des Instituts für Weltwirtschaft Kiel den zweiten Platz hinter den Vereinigten Staaten.
Frustration über Friedenverhandlungen
In Berlin sprachen sowohl Selenskij als auch Merz über ihre Frustration mit Russland hinsichtlich der Friedensverhandlungen, insbesondere über ein Versprechen bezüglich eines Memorandums aus Moskau nach einem Gespräch zwischen Putin und dem US-Präsidenten Donald Trump am 19. Mai, das bisher nicht umgesetzt wurde. Merz sagte: „Ich möchte mich bei dem amerikanischen Präsidenten in den letzten Wochen bedanken. Moskau hingegen spielt auf Zeit. Das Memorandum wurde bisher nicht geteilt.“ Er fügte hinzu, dass die jüngsten Angriffe in der Ukraine „die Sprache der Aggression sprechen“.