Russischer Spionagechef in UK zu fast 11 Jahren Haft verurteilt

Ein britisches Gericht hat am Montag den Anführer eines in Großbritannien ansässigen russischen Spionagerings, Orlin Roussev, zu fast 11 Jahren Gefängnis verurteilt. Seine fünf Teammitglieder wurden insgesamt zu etwa 40 Jahren Haft verurteilt. Die Staatsanwaltschaft hatte zuvor festgestellt, dass diese Gruppe für den Kreml Überwachungsaktivitäten durchführte.
Details zur Verurteilung von Orlin Roussev
Der 47-jährige Roussev gestand noch vor dem Prozess eine Verschwörung zugunsten Russlands. Die Polizei hatte tausende Nachrichten zwischen ihm und dem flüchtigen Wirecard-Manager Jan Marsalek gefunden, der die Gruppe von Bulgarien aus leitete. Richter Nicholas Hilliard verurteilte Roussev zu 10 Jahren und 8 Monaten Gefängnis und betonte, dass die von ihm geleiteten Operationen eine ernsthafte Bedrohung für die nationale Sicherheit Großbritanniens darstellten.
Die Rolle der anderen Angeklagten
Roussev ist einer von sechs Bulgaren, die wegen ihrer Beteiligung an den Aktivitäten unter Marsaleks Leitung verurteilt wurden. Diese führten Überwachungsmaßnahmen gegen Journalisten, Dissidenten und ukrainische Soldaten durch, die an einem US-Militärstandort in Deutschland ausgebildet wurden. Im März hatten drei Mitglieder der Gruppe nach einem Prozess das Urteil gesprochen bekommen, während Roussev, sein Stellvertreter Bizer Dzhambazov (44) und Ivan Stoyanov (33) im letzten Jahr Geständnisse ablegten.
Dzhambazov wurde zu 10 Jahren und 2 Monaten Haft verurteilt, Katrin Ivanova (33) erhielt eine Strafe von 9 Jahren und 8 Monaten. Vanya Gaberova (30) wurde zu 8 Jahren verurteilt, von denen sie bereits 1 Jahr und 3 Monate in Haft gesessen hat. Tihomir Ivanchev (39) erhielt ebenfalls 8 Jahre, während Stoyanov 6 Jahre und 4 Monate verbüßen muss, davon werden jedoch bereits verbüßte Zeiten angerechnet.
Motivation des Spionagerings
Die Staatsanwaltschaft stellte klar, dass die Gruppe nicht direkt für russische Geheimdienste arbeitete, sondern vor allem aus finanziellen Motiven handelte. Die russische Botschaft in London hat sich bisher nicht zu dem Fall geäußert, während der Kreml solche Spionagevorwürfe stets zurückgewiesen hat.
Der geopolitische Kontext
Die Beziehungen zwischen Großbritannien und Russland sind seit dem Beginn des Ukrainekriegs auf einen historischen Tiefpunkt gesunken. Großbritannien beschuldigt Russland, in Europa Chaos auslösen zu wollen. Marsaleks Anwalt in Deutschland, wo er als ehemaliger COO des insolventen Zahlungsdienstleisters Wirecard gesucht wird, hat sich bislang nicht zu dem Fall geäußert. Sein Aufenthaltsort ist unbekannt, allerdings wird vermutet, dass er sich in Russland befindet.
Spionage in industriellem Maßstab
Die Ermittler betonten, dass die Aktivitäten des Spionagerings eine ernsthafte Bedrohung für die nationale Sicherheit Großbritanniens darstellten. Die Polizeibehörde erklärte, die Gruppe habe „in fast industriellem Maßstab“ Spionage betrieben. Ein konkretes Beispiel für ihre Operationen war der Plan, Mobilfunksignale in den Patch-Kasernen, einem US-Stützpunkt bei Stuttgart, abzufangen, an dem ukrainische Truppen für den Einsatz von Patriot-Raketen trainiert wurden.
Im Zentrum der Ermittlungen standen Tausende von Nachrichten zwischen Marsalek und Roussev, die halbherzige Pläne und Witze über russische Operationen auf britischem Boden enthielten, darunter auch die Vergiftung des russischen Doppelagenten Sergei Skripal im Jahr 2018. Im Juli 2022 schickte Marsalek Roussev ein Selfie, auf dem er in vollständiger militärischer Kampfausrüstung mit einem „Z“-Logo zu sehen war – einem Symbol, das von der russischen Armee als Zeichen ihrer Invasion in die Ukraine angenommen wurde.
Die beiden diskutierten auch über Russland’s GRU-Militärgeheimdienst, planten die Lieferung von Drohnen nach Russland und Waffen nach Kamerun und äußerten ihre Bewunderung für Elon Musk. Zudem sprachen Marsalek und Roussev über die Organisation einer Luftbrücke aus Kabul im Jahr 2021, als die Taliban die Kontrolle über Afghanistan übernahmen.
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