Drohnenangriffe vor Russland-Ukraine-Friedensgesprächen gefährden Trumps Glaubwürdigkeit

Es war bereits schwer vorstellbar, dass die direkten Gespräche zwischen Russland und der Ukraine, die am Montag in Istanbul erneuert werden sollen, zu einem Durchbruch führen könnten. Nach den mutmaßlichen großflächigen ukrainischen Drohnenangriffen auf strategische Stützpunkte in Russland ist es jedoch noch unwahrscheinlicher, dass eine der beiden Seiten bereit ist, ihre roten Linien zu verschieben.
Kremls harte Bedingungen
Bereits vor den neuesten Angriffen, die russische strategische Bombenflugzeuge Tausende von Meilen entfernt von der ukrainischen Grenze ins Visier nahmen, hatte der Kreml es abgelehnt, in Form eines vereinbarten Memorandums klar darzulegen, was genau er als Gegenleistung für das Ende der sogenannten „Sondermilitäroperation“ verlangen würde. Russische Offizielle haben jedoch ihre harten Bedingungen deutlich gemacht, darunter die Souveränität über alle annektierten Gebiete, die Demilitarisierung der Ukraine, sofortige Aufhebung der Sanktionen und, was der Kreml als „Entnazifizierung“ bezeichnet, die unter anderem auch die Sicherung der Rechte von russischsprachigen Menschen beinhaltet.
Geopolitische Spannungen und Verhandlungen
Die Bedenken über eine weitere NATO-Osterweiterung, insbesondere in Bezug auf die Ukraine, aber auch auf andere Länder, sind ebenfalls ein wiederkehrendes Anliegen des Kremls. Darüber hinaus ist das Schicksal von Hunderten von Milliarden Dollar an eingefrorenen russischen Vermögenswerten im Ausland eine ständige Quelle der Unruhe. In den russischen und westlichen Medien gibt es Spekulationen über mögliche Verhandlungsbereiche, während die Ergebnisse der Gespräche in Istanbul genau beobachtet werden, um Anzeichen für eine mögliche Flexibilität zu erkennen.
Ukrainische Stärke und Verhandlungspositionen
Nach dem mutmaßlichen spektakulären Erfolg der Ukraine bei der Zerstörung russischer strategischer Bomber geht das Land gestärkt in die zweite Runde der direkten Verhandlungen. Präsident Wolodymyr Selenskyj legte am Sonntag einige der Positionen der Ukraine dar, darunter einen bedingungslosen Waffenstillstand und die Rückkehr ukrainischer Kinder, die nach Russland gebracht wurden. Doch die russischen Forderungen nach einem Rückzug der ukrainischen Streitkräfte aus umstrittenen Gebieten, die Russland beansprucht, jedoch nicht erobert hat, sind nach wie vor untragbar, besonders da die Ukraine gezeigt hat, dass sie weiterhin tief hinter den Frontlinien zuschlagen kann.
Russische Offensive und internationale Reaktionen
Bereits vor den neuesten ukrainischen Drohnenangriffen intensivierte Russland die Angriffe auf die Ukraine, was auf die frühzeitigen Phasen einer neuen Sommeroffensive hindeutet. In der Nacht von Samstag auf Sonntag führte Russland den größten Drohnenangriff auf die Ukraine seit Beginn des Krieges durch – mit 472 Drohnen. Ein russischer Raketenangriff am Sonntag tötete mindestens 12 Menschen und verletzte mehr als 60 an einem Ausbildungsstandort der ukrainischen Streitkräfte.
US-amerikanische Politik und Einflussnahme
Unterdessen beobachtet der zunehmend frustrierte US-Präsident Donald Trump, der früher damit geprahlt hatte, den Ukraine-Konflikt schnell beenden zu können, von der Seitenlinie aus, während ein Eckpfeiler seiner verkündeten Außenpolitik ins Wanken gerät. Weder sein Druck auf den ukrainischen Präsidenten, den er im Oval Office hart kritisierte, noch seine jüngsten Tadel gegenüber dem Kreml scheinen die beiden Seiten näher zu einem Friedensvertrag zu bringen. Trump hat jedoch nach wie vor mächtige Einflussmöglichkeiten, wie das Einführen strenger neuer Sanktionen oder Anpassungen der US-Militärhilfe, die die Kosten des weiteren Kampfes erheblich erhöhen könnten. Diese Maßnahmen sind möglicherweise nicht entscheidend, senden aber ein Signal des Engagements der USA.
Ein möglicher Rückzug und die Verbindung zu den USA
Was Trump jedoch in Erwägung zieht, ist schlichtweg, sich aus der ganzen Angelegenheit zurückzuziehen. „Das ist Bidens Krieg“, besteht er darauf, oder der Krieg von Putin und Selenskyj. Aber ein Rückzug – und was das in Bezug auf die US-Politik bedeutet, bleibt unklar – scheint keine Option mehr zu sein. Zumindest nicht ohne Folgen. Sein Bestreben, den Ukraine-Konflikt zu beenden, zusammen mit seinen persönlichen Interventionen bei den ukrainischen und russischen Führern, bedeutet, dass Trump und die USA jetzt untrennbar mit dem Ausgang des Konflikts verbunden sind. Deshalb werden die Ereignisse auf dem Schlachtfeld und am Verhandlungstisch in Istanbul so genau beobachtet. Trotz seiner regelmäßigen Versuche, sich von dem Konflikt zu distanzieren, ist der Ukraine-Krieg zu einem zentralen Punkt in Trumps politischer Agenda geworden, dessen Auswirkungen auf die Glaubwürdigkeit der USA nun an einem seidenen Faden hängen.
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