
Venezuela steht vor der Amtseinführung eines neuen Staatsoberhauptes - doch es gibt zwei Männer, die jeweils beanspruchen, der rechtmäßige Präsident des Landes zu sein. Der amtierende Präsident Nicolás Maduro wird am 10. Januar an einer Vereidigungszeremonie teilnehmen, um seine dritte Amtszeit zu beginnen. Dies geschieht trotz der Tatsache, dass viele Länder weltweit seine Behauptungen über den Sieg der Präsidentschaftswahlen im Juli anfechten.
Der Herausforderer und die Situation im Land
Sein Herausforderer, Edmundo González Urrutia, der seit September im Exil in Spanien lebt, plant, bis zum 10. Januar in die Hauptstadt Caracas zurückzukehren, um sein Amt anzutreten, selbst bei der Bedrohung einer Festnahme durch die venezolanischen Behörden. Diese Situation wirft Fragen zur Machtübernahme und den möglichen Konsequenzen für das Land und die Region auf.
Wie kam es zu dieser Situation?
Sowohl Maduro als auch González beanspruchten den Sieg in der Präsidentschaftswahl am 28. Juli. Der Nationalwahlausschuss Venezuelas, der stark mit Verbündeten von Maduro besetzt ist, erklärte formal Maduro zum Sieger, ohne die Stimmenauszählung offenzulegen. Die Opposition stellte diese Behauptung in Frage und veröffentlichte Zehntausende von Stimmenauszählungen aus dem ganzen Land, die beweisen sollten, dass González mit einem überwältigenden Ergebnis gewonnen hatte.
Proteste und internationale Reaktionen
Unabhängige Beobachter und eine Analyse von CNN kamen zu dem Schluss, dass die von der Opposition veröffentlichten Ergebnisse wahrscheinlich gültig sind. Mehrere Länder, darunter die Vereinigten Staaten, erkannten González in den letzten Monaten als gewählten Präsidenten an. Tausende Venezolaner protestierten unmittelbar nach den Wahlen gegen die Ergebnisse und forderten Transparenz. Viele gingen auf die Straße und gerieten mit der Polizei in Konflikt, frustriert über die Perspektive einer weiteren Amtszeit von Maduro. Die venezolanische Regierung reagierte mit einer massiven Festnahme von über 2000 Personen, einschließlich Hunderter Minderjähriger, in der ersten Woche nach den Wahlen.
Was geschieht am Tag der Amtseinführung?
González könnte versuchen, gemeinsam mit wichtigen Unterstützern in die venezolanische Hauptstadt einzureisen. Der ehemalige kolumbianische Präsident Andrés Pastrana erklärte gegenüber CNN, dass er und acht andere Ex-Präsidenten aus Lateinamerika González nach Caracas begleiten wollen, ohne jedoch Einzelheiten des Trips bekannt zu geben. Es könnte jedoch riskant sein, Venezuela zu betreten. Innenminister Diosdado Cabello warnte, dass González und alle ehemaligen Präsidenten, die ihn begleiten, bei seiner Ankunft in Venezuela festgenommen würden.
Sicherheitsmaßnahmen und Drohungen
Maduro erklärte, er habe bereits eine Einladung von der Nationalversammlung erhalten, um am Freitag vereidigt zu werden. Er betonte, dass die Veranstaltung in "Frieden, nationaler Einheit und gemeinsam mit dem Volk" stattfinden werde und kündigte drastische Sicherheitsmaßnahmen an. In den Tagen vor der Amtseinführung berichtete Venezuela, dass mehr als 125 Personen verhaftet wurden - darunter Ausländer aus mehreren Ländern, die als "Söldner" beschuldigt wurden, an "Destabilisierungsaktionen" beteiligt gewesen zu sein. Zudem wurden Polizei und Milizen mit dem Militär integriert und Truppen im ganzen Land zur Wahrung der Ordnung vor der Vereidigungszeremonie eingesetzt.
Internationale Auswirkungen
Sollte Maduro erneut das Amt antreten, könnte dies die diplomatischen Beziehungen zu vielen Nachbarländern weiter verschlechtern. Eine Reihe von Ländern in der Region hat bereits die Anerkennung seiner Herrschaft verweigert und sich stattdessen auf die Seite von González gestellt. Venezuela brach die Beziehungen zu mehreren Ländern ab, die die offiziellen Wahlergebnisse in Frage stellten, und wies einige Diplomaten aus. Die Amtseinführung könnte auch Auswirkungen auf die Migration über ganz Amerika haben. Unter Maduros Präsidentschaft sind bis zu 8 Millionen Menschen aus Venezuela geflohen, wodurch viele Tausende von Kilometern zurückgelegt haben, um die USA und andere Länder zu erreichen.
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