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Zoff im Kletterpark: Muslime und Polizei im Dialog über Vorurteile!

Polizisten und junge Muslime erklimmen nicht nur Höhen im Kletterpark Sögel, sondern überwinden auch Gräben des Misstrauens und bauen Brücken des Verständnisses für eine gemeinsame, vorurteilsfreie Zukunft.

Im beschaulichen Sögel im Landkreis Emsland trafen sich kürzlich muslimische Jugendliche und Polizisten zu einem etwas unkonventionellen Treffen im Kletterpark. Was auf den ersten Blick wie ein fröhlicher Ausflug in luftige Höhen wirkt, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als eine tiefgründige Begegnung, die weit über sportliche Aktivitäten hinausgeht. Fragen wie „Habe ich als Migrant überhaupt eine Chance bei euch – bei der Polizei?“ oder „Trägst du das Kopftuch freiwillig?“ zeigen schnell, dass hier tief verwurzelte Themen angesprochen werden.

Das Projekt mit dem vielsagenden Namen „Gemeinsam Sicherheit schaffen“ sieht sich als Brückenbauer zwischen jungen Muslimen und der Polizei. Die Kooperation zwischen der Muslimischen Jugendcommunity Osnabrücker Land (MUJOS) und der Polizeidirektion Osnabrück hat das Ziel, Vorurteile abzubauen und gegenseitiges Vertrauen zu fördern. Ein an sich schon mutiges Vorhaben in Zeiten, in denen Misstrauen gegenüber autoritären Institutionen verbreitet ist – besonders bei Menschen mit Flucht- oder Migrationsgeschichte.

Geschichten über Misstrauen und Hoffnung

Dua Zeitun, Koordinatorin der muslimischen Jugendcommunity Osnabrücker Land, berichtet von bewegenden Erzählungen Jugendlicher: „Ich hatte einen jungen Mann, der erzählt hat, wie sein Vater in seinem Heimatland von der Polizei vor seinen Augen erschossen worden ist.“ Solche Erlebnisse hinterlassen tiefe Spuren und ein Gefühl des Misstrauens, das schwer zu überwinden ist. Diese Begegnungsprojekte versuchen, die Kluft zu überwinden, indem sie ein reales, humanes Bild der Polizisten vermitteln.

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Gleichzeitig herrscht auf Seiten der Polizei das Bewusstsein, dass man selbst auch Vorurteile abbauen muss. Kommentare wie „Die halten mich doch nur an, weil ich Ausländer bin“ sind den Beamten bekannt, und sie wissen um den schädlichen Einfluss solcher Klischees. Vor einiger Zeit hat man begonnen, Kurzvideos für YouTube zu drehen, um diese Vorurteile offen anzusprechen. Die sozialen Medien, die oft durch gespeist durch aus dem Kontext gerissene Videos das Bild der Polizei negativ beeinflussen, sind dabei ein Doppelschwert.

Austausch auf Augenhöhe

Der Austausch mit den Jugendlichen bietet eine seltene Gelegenheit für Polizisten, außerhalb des dienstlichen Rahmens Kontakt zu knüpfen und Barrieren abzubauen. Niki Simon, Leiterin der Polizeiinspektion Emsland/Grafschaft Bentheim, betont die Notwendigkeit von Offenheit: „Wir müssen als Polizei noch viel offener werden,“ stellt sie fest, indem sie die Bedeutung des offenen Dialogs unterstreicht. Der aus diesen Gesprächen resultierende Gemeinschaftsgeist neutralisiert das ‚Wir‘ gegen ‚Ihr‘ und fördert die Idee des gemeinsamen Miteinanders.

Das Projekt hinterlässt auch bei den Teilnehmern einen bleibenden Eindruck. Gülcin Aslan, eine der jungen Muslime, ist beeindruckt von der Offenheit der Beamten: „Ich finde, das sind super-nette Menschen, sehr sympathisch und alle wirklich super-offen.“ Die positiven Erfahrungen motivieren die Organisatoren, das Projekt fortzuführen und weitere Fördermöglichkeiten zu prüfen, um eventuell mit Moscheegemeinden zu kooperieren.

Dieses bemerkenswerte Vorhaben erhielt bereits mediale Beachtung, wie ein Bericht auf www.ndr.de zeigt. Interessierte können sich selbst ein Bild machen und die dort festgehaltenen Eindrücke entdecken.

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