Ein Lebenswerk voller Leidenschaft und Engagement: Wolfgang Börnsen, der CDU-Politiker aus Bönstrup, ist im Alter von 82 Jahren verstorben. Über 25 Jahre lang prägte er den Bundestag und setzte sich unermüdlich für seine Heimat Angeln und die plattdeutsche Sprache ein. Sein Tod am Samstag hinterlässt eine große Lücke in der politischen und kulturellen Landschaft Schleswig-Holsteins.
Börnsen war nicht nur ein politisches Schwergewicht, sondern auch ein leidenschaftlicher Förderer der niederdeutschen Kultur. In einem denkwürdigen Moment 1994 hielt er die erste vollständige Rede auf Plattdeutsch im Bundestag, um für den Schutz seiner Muttersprache zu kämpfen. „Denn Moderspraak is: to Huus sien, een Barg von Seekerheit hebben, een Stück Heimat beholen“, betonte er und erntete dafür „Beifall im ganzen Haus“. Diese Rede hat bis heute Nachhall, so Marianne Ehlers vom Plattdeutschen Rat.
Ein Meister der Kultur und Geschichte
Sein kulturelles Erbe reicht weit über die Politik hinaus. Als Autor der Angeln-Saga und Theaterregisseur hinterließ Börnsen einen bleibenden Eindruck in der niederdeutschen Theaterlandschaft. Er führte die Nordangler Speeldeel und setzte sich dafür ein, dass das niederdeutsche Theater 2014 in die Liste des immateriellen Kulturerbes der UNESCO aufgenommen wurde. Gesa Retzlaff, Vorsitzende des Niederdeutschen Bühnenbundes, lobte seine unermüdliche Arbeit und seine Fähigkeit, die regionale Sprache auf die Bühne zu bringen.
Wolfgang Börnsens Werdegang war facettenreich: Vom Maurer zum Realschullehrer, von der Entwicklungshilfe in Indien bis hin zu seiner politischen Karriere, die 1987 begann. Er war bekannt für seine kritischen Ansichten, selbst innerhalb seiner eigenen Partei. Themen wie die Auslandseinsätze der Bundeswehr und U-Boot-Lieferungen nach Südafrika brachten ihn oft in Konflikt mit der CDU. „Ich bin anderer Auffassung“, sagte er 2003 über den Irak-Krieg und stellte damit seine Prinzipien über parteipolitische Loyalität.
Mit Wolfgang Börnsen verliert Schleswig-Holstein ein einzigartiges Original, das sowohl die Politik als auch die Kultur des Landes maßgeblich beeinflusste. Sein letzter Beitrag, das Buch „Der unbequeme Demokrat“, wird als Vermächtnis seiner Erfahrungen und Ideen für zukünftige Generationen in Erinnerung bleiben.