In einem kontroversen Wahlkampf in Thüringen hat der AfD-Spitzenkandidat Björn Höcke kürzlich für Aufsehen gesorgt. Bei einer Wahlveranstaltung in Sömmerda äußerte er sich negativ über eine Initiative von Familienunternehmen, die sich für Vielfalt und gegen Populismus engagieren. Höcke bezeichnete die Kampagne „Made in Germany – Made by Vielfalt“ als „pure Heuchelei“ und zeigte damit seine ablehnende Haltung gegenüber dem deutschen Mittelstand.
Seine Kritik ignoriere nicht nur die Bemühungen vieler Firmen, für demokratische Werte einzutreten, sondern könnte auch ernsthafte wirtschaftliche Folgen nach sich ziehen. Höcke verkündete, er würde sich wünschen, dass diejenigen Unternehmen, die gegen die AfD Stellung beziehen, in „schwere, schwere wirtschaftliche Turbulenzen“ kommen. Diese direkte Ansprache könnte dazu führen, dass AfD-Anhänger ermutigt werden, Produkte dieser Firmen zu boykottieren.
Wachsende Unterstützung für die Kampagne
Die Kampagne, die bereits 2019 ins Leben gerufen wurde, hat in den letzten Tagen Beachtung gefunden, da die Anzahl der unterstützenden Unternehmen rapide angestiegen ist. Laut dem Gründungsunternehmen Vorwerk hat sich die Zahl der Unterstützer in kurzer Zeit von 35 auf über 70 verdoppelt. Meist sind es mittelständische Firmen, die für Offenheit und Toleranz werben. Vertreter dieser Unternehmen haben klar gemacht, dass sie sich von Höckes Äußerungen nicht einschüchtern lassen.
Unternehmen wie Miele, Stihl und Vorwerk wurden dabei besonders in den Fokus gerückt. Höcke kritisierte, dass diese Firmen trotz ihrer fehlenden Standorte in Thüringen eine politische Stimme erheben. Seine aggressive Rhetorik könnte jedoch auch den gegenteiligen Effekt haben, indem sie zusätzliche Unterstützung für die Kampagne anzieht.
Einige Unternehmen, wie Maximator Hydrogen, warnen vor den möglichen Auswirkungen eines AfD-Wahlsiegs auf die Wirtschaft Thüringens. Sie befürchten, dass eine Regierung unter Höcke die Innovationskraft im Bereich Wasserstoffenergie zurückdrängen könnte. Höcke selbst hat sich in der Vergangenheit skeptisch über den Ausbau dieser Technologie geäußert und befragte die Relevanz vun Wasserstoff auf nationaler Ebene.
Reaktionen aus der Wirtschaft
Die wirtschaftliche Community hat auf Höckes Äußerungen mit scharfer Kritik reagiert. Der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, Siegfried Russwurm, warnte vor den fatalen Folgen für die Unternehmen, wenn eine solche Denkweise von einem möglichen zukünftigen Ministerpräsidenten vertreten wird. Seine Aussage spiegelt das verbreitete Gefühl wider, dass die AfD eine Bedrohung für etablierte wirtschaftliche Strukturen darstellt.
Die Präsidentin des Verbands „Die Familienunternehmer“, Marie-Christine Ostermann, bezeichnete Höckes Forderungen als unpatriotisch und schädlich für die deutschen Familienunternehmen, die das Rückgrat der Wirtschaft bilden. Ostermann machte auf die prekäre Situation der Arbeitskräfte aufmerksam und forderte eine verantwortungsvolle Politik, um wirtschaftliche Einbußen in Thüringen zukünftig zu vermeiden. Sie sieht ernsthafte Probleme, die durch den demografischen Wandel noch verstärkt werden, wenn dem Fachkräftemangel nicht entgegengewirkt wird.
Diese Welle der Unterstützung für die „Made in Germany – Made by Vielfalt“-Kampagne zeigt, wie stark die geschäftlichen Akteure auf die politischen Entwicklungen reagieren. Sogar die Supermarktkette Edeka hat sich öffentlich positioniert und in Anzeigen deutlich gemacht, dass die AfD nicht die richtige Wahl für die zukünftige Entwicklung Thüringens sei. Die große Anzahl an Unternehmen, die sich zusammengeschlossen hat, ist ein eindrückliches Zeichen gesellschaftlicher Verantwortung inmitten eines aufgeladenen politischen Klimas.
– NAG