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Warnung der AOK: Gesundes-Herz-Gesetz könnte Patientenversorgung gefährden

Die geplanten Maßnahmen des „Gesundes-Herz-Gesetzes“ (GHG) bringen erhebliche Bedenken mit sich, insbesondere hinsichtlich der Versorgung chronisch kranker Menschen in Deutschland. Die AOK hat diesbezüglich klare Warnungen ausgesprochen, die sich aus der zu erwartenden Überlastung der Hausarztpraxen und der angestrebten Öffnung der Disease-Management-Programme (DMP) für Risikopatienten ergeben. Diese Programme sind seit über zwei Jahrzehnten bewährt, und ihre Umgestaltung könnte weitreichende Folgen für die medizinische Betreuung der 7,4 Millionen aktuell eingeschriebenen Patienten haben.

Die gesundheitspolitischen Pläne betonen die Möglichkeit, die DMP für Patienten mit einem hohen Risiko für chronische Erkrankungen zu öffnen. Laut dem AOK-Bundesverband könnte dies zu einem Anstieg von bis zu 34 Millionen zusätzlichen DMP-Teilnahmen führen. Eine der größten Sorgen ist der steigende Aufwand für die Hausärzte, der sich nach Berechnungen der AOK auf bis zu 32 zusätzliche Arbeitstage pro Arzt summieren könnte. Die zusätzlichen Kosten für die gesetzlichen Krankenkassen könnten sich im späteren Verlauf auf 3,8 Milliarden Euro jährlich belaufen.

Erweiterung der Zielgruppen und Auswirkungen auf die Qualität

Dr. Carola Reimann, die Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, äußert tiefgreifende Bedenken gegenüber den GHG-Plänen. Sie warnt, dass durch die Erweiterung der Zielgruppen und die Absenkung wichtiger Qualitätsanforderungen, wie dem Verzicht auf verpflichtende Patientenschulungen, die bisherigen Erfolge der DMP gefährdet werden könnten. Diese Programme sind darauf ausgelegt, die Entstehung von Folge- und Begleiterkrankungen bei chronisch kranken Menschen zu verhindern und eine strukturierte Behandlung zu gewährleisten. „Wir befürchten eine Verwässerung dieser Programme, die in ihrer aktuellen Form eine exzellente Versorgung bieten,“ sagt Reimann.

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Die Kritik bezieht sich auch auf die möglicherweise unangemessene Überversorgung von Menschen mit Risikofaktoren, die bereits über bestehende Vorsorgeuntersuchungen gut versorgt werden. Laut Reimann könnte die Fokuslenkung von akut erkrankten Patienten, die dringend eine umfassende medizinische Betreuung benötigen, auf die Schaffung neuer Programme für hochriskante Patienten zu einer ernsten Gefährdung der Versorgungsqualität führen. Die Befürchtung ist, dass die begrenzten Ressourcen der Ärzte nicht ausreichen, um sowohl neue als auch bestehende Patienten angemessen zu versorgen.

Kosten und der lange Weg zur Umsetzung

Eine detaillierte Folgenabschätzung der AOK zeigt, dass die finanziellen und personellen Ressourcen weit über das hinausgehen, was realistisch umgesetzt werden kann. Angesichts des bereits bestehenden Ärztemangels, insbesondere im hausärztlichen Bereich, hält Reimann die Pläne für „absurd“. Die Machbarkeit der Geldmittel und der zeitlichen Vorgaben steht auf der Kippe, während die Notwendigkeit für eine effizientere Nutzung der medizinischen Ressourcen umso drängender wird.

Reimann hebt hervor, dass die Diskussion über das GHG weitgehend von der Öffentlichkeit unbemerkt bleibt und dass das Gesetz auch zahlreiche fragwürdige Maßnahmen inkludiert. Insbesondere neue Früherkennungsuntersuchungen ohne evidenzbasierten Nutzen und die forcierte Verschreibung von Cholesterinsenkern stehen in der Kritik. „Das Ganze atmet den Geist eines kardiozentrischen Weltbildes,“ kritisiert Reimann die Ausrichtung des Gesetzes.

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Sie fordert eine Neuorientierung in der gesundheitlichen Prävention hin zur Primärprävention und appelliert an den Gesetzgeber, bewährte Programme nicht in Frage zu stellen. Die Förderung von Präventionsangeboten für Kinder und Jugendliche sollte Priorität haben, um den Konsum von ungesunden Lebensmitteln und anderen Risikofaktoren zu reduzieren. „Primärprävention kann nicht durch Vorbeugemedizin ersetzt werden,“ so Reimann abschließend.

Ein Auge auf die Zukunft der Gesundheitsversorgung

Die in den GHG-Plänen formulierten Vorstellungen zur Erweiterung der DMP offenbaren tiefgreifende Herausforderungen für die zukünftige Gesundheitsversorgung in Deutschland. Die derzeitige Debatte unterstreicht die Notwendigkeit, die Grundlagen der medizinischen Betreuung und Prävention zu überdenken. Der Dialog über evidenzbasierte Ansätze und die optimale Nutzung von Ressourcen wird entscheidend sein, um die bestmögliche Versorgung für alle Patienten zu gewährleisten.

Die Auswirkungen des Gesetzes auf die Primärversorgung

Die Schaffung des „Gesunden-Herz-Gesetzes“ (GHG) steht im Kontext einer zunehmenden Belastung des bestehenden Gesundheitssystems in Deutschland. Eine der Hauptsorgen der AOK betrifft die bereits stark ausgelasteten Hausarztpraxen, die durch die erweiterte Zulassung von Risikopatienten zu den Disease-Management-Programmen (DMP) zusätzlich belastet werden könnten. Laut der Ärzteschaft ist in vielen Regionen Deutschlands ein akuter Ärztemangel zu verzeichnen, insbesondere in ländlichen Gebieten. Diese Situation hat zur Folge, dass oft nicht genügend Ärzte zur Verfügung stehen, um die gewünschte Versorgungsqualität zu gewährleisten.

Untersuchungen zeigen, dass die Zahl der Hausärzte in Deutschland in den letzten Jahren kontinuierlich abnimmt. Eine Umfrage der Kassenärztlichen Bundesvereinigung aus dem Jahr 2021 ergab, dass viele Hausärzte in den kommenden Jahren in den Ruhestand gehen werden, während zu wenige junge Ärzte in die Praxis kommen. Diese Entwicklung könnte durch das GHG noch verstärkt werden, da viele Hausärzte bereits an der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit arbeiten.

Finanzielle Belastungen für die gesetzlichen Krankenkassen

Die finanziellen Auswirkungen des GHG sind erheblich und betreffen nicht nur die Kassenärztlichen Vereinigungen, sondern auch die gesetzlichen Krankenkassen. Die estimierten zusätzlichen Kosten von 3,8 Milliarden Euro pro Jahr nach einer fünfjährigen Hochlaufphase verdeutlichen die umfangreichen finanziellen Herausforderungen, vor denen das System steht.

Die AOK hat darauf hingewiesen, dass diese Kosten nicht nur durch die Erhöhung der DMP-Teilnahmen entstehen, sondern auch durch den steigenden Verwaltungsaufwand für die Krankenkassen. Die Kassen müssen zahlreiche neue Verträge und administrative Maßnahmen umsetzen, um das GHG zu realisieren. Diese zusätzlichen Ausgaben könnten zu einer Erhöhung der Beitragssätze führen, was letztlich die Versicherten direkt treffen würde.

Eine Schätzung der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) beleuchtet ähnliche Themen: Krankenhäuser stehen zunehmend unter finanziellen Druck, morgens, mittags und abends Patienten zu behandeln. Diese Arbeitsüberlastung könnte auch die Qualität der Patientenversorgung beeinträchtigen und zu längeren Wartezeiten führen, was die Situation für chronisch Kranke weiter verschärfen würde.

Gesundheitsförderung und Prävention im Fokus

Anstatt neue gesetzliche Maßnahmen, die den Fokus auf kardiovaskuläre Erkrankungen legen, zu erlassen, fordert die AOK eine stärkere Berücksichtigung der Primärprävention. Diese könnte durch Maßnahmen zur Gesundheitsbildung und durch eine verstärkte Aufklärung der Bevölkerung erreicht werden. Statistiken der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) zeigen, dass ein erheblicher Teil der deutschen Bevölkerung eine ungesunde Ernährung hat, was das Risiko für chronische Erkrankungen erhöht.

Um neue Anreize zu setzen, könnten staatliche Programme zur Förderung einer gesünderen Lebensweise, wie etwa Sportförderung oder Programme zur Rauchentwöhnung, implementiert werden. Solche Maßnahmen könnten nicht nur helfen, die Krankheitslast langfristig zu senken, sondern auch die Kosten im Gesundheitswesen reduzieren.

Die aktuelle Diskussion rund um das GHG bietet somit eine Gelegenheit, die Gesundheitsprävention neu zu überdenken und effektivere Maßnahmen zu entwickeln, die sowohl die Lebensqualität der Versicherungspflichtigen verbessern als auch das Gesundheitssystem insgesamt entlasten.

Die umfassende Betrachtung dieser Themen und die Schaffung eines ganzheitlichen Konzepts könnten langfristig entscheidend sein, um die heutigen Herausforderungen zu meistern und eine bessere Zukunft für die Gesundheitsversorgung in Deutschland zu sichern.

– NAG

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