Die FPÖ in Österreich steht kurz vor einem möglichen Wahlsieg, was nach Ansicht des Politologen und Autors Vedran Džihić weitreichende Konsequenzen haben könnte. Schon seit Ende 2022 führt die rechtspopulistische Partei die Umfragen für die österreichische Nationalratswahl an, und ein Umschwung scheint vor dem Wahltag am 29. September unwahrscheinlich. Laut Džihić wäre ein potenzieller FPÖ-Kanzler Herbert Kickl sogar einschneidender als die Wahlerfolge der AfD in Sachsen und Thüringen.
Die FPÖ hat laut Džihić das umstrittene Konzept der „Remigration“ in ihr Wahlprogramm aufgenommen, was bedeutet, dass Migrantinnen, Migranten und Personen mit Migrationshintergrund mit „blanker Angst“ reagierten. Trotz anfänglicher Proteste seitens der Zivilgesellschaft hat die Partei ohne Probleme „Remigration“ in ihr Parteiprogramm aufgenommen, was als Gefahr für die Gesellschaft angesehen wird.
Der österreichische Politikwissenschaftler warnte vor den möglichen Folgen eines FPÖ-Sieges, da dies ein Schock für viele in Österreich und Europa wäre. Die FPÖ spiegele laut Džihić eine autoritäre Gesellschaftsvorstellung wider, die stark von Viktor Orbán inspiriert sei und historische Bezugspunkte aus der deutschen und österreichischen Geschichte habe. Die Partei werde von ihrem Spitzenkandidaten Kickl als „Volkskanzler“ bezeichnet, was an vergangene autoritäre Regierungen erinnern soll.
Džihić betonte, dass die AfD in Deutschland trotz Erfolgen in einigen Bundesländern nicht in der Lage sei, einen Bundeskanzler zu stellen. Ein ähnliches Konzept, insbesondere die Remigration, das von der FPÖ verfolgt wird, wäre in Österreich extrem gefährlich.
Der Politologe wies darauf hin, dass Österreich Deutschland beim Erstarken rechtspopulistischer und rechtsextremer Kräfte seit den 1970er- bis 1980er-Jahren voraus sei. Die FPÖ habe bereits lange vor der AfD mit einem migrationsfeindlichen Diskurs gespielt, der Migration und Ausländer als Wurzel aller Probleme darstellt. Bei der Europawahl im Juni war die FPÖ bereits zur stärksten Kraft in Österreich aufgestiegen.
