Der Wiederaufbau der Ukraine sollte nach dem Prinzip „Build Back Better“ erfolgen und sich auf den grünen und digitalen Umbau der Wirtschaft konzentrieren. Laut einer Studie des Wiener Instituts für Internationale Wirtschaftsvergleiche (wiiw) und der Bertelsmann Stiftung gibt es sechs Bereiche in der ukrainischen Volkswirtschaft, die großes Potenzial haben und für Investoren interessant sein könnten: erneuerbare Energien, seltene Rohstoffe, Metallverarbeitung, Maschinenbau, Lebensmittelindustrie und Informationstechnologie. Die Entwicklung dieser Bereiche könnte der Ukraine ermöglichen, einen ökonomischen Entwicklungssprung zu machen und technologisch fortschrittliche Sektoren mit höherer Wertschöpfung aufzubauen. Institutionelle Reformen in den Bereichen Rechtsstaatlichkeit und Korruptionsbekämpfung sowie eine Strategie zur Anziehung ausländischer Direktinvestitionen sind jedoch erforderlich, um dieses Potenzial voll auszuschöpfen. Das Bildungssystem sollte auch verbessert werden, um die Anzahl der IT-Absolventen weiter zu erhöhen.
Die Studie empfiehlt der EU drei Maßnahmen in Bezug auf die Ukraine. Erstens sollte die EU der Ukraine dabei helfen, ausländische Direktinvestitionen anzuziehen, indem sie die Arbeitsproduktivität durch die Integration in europäische Bildungs-, Forschungs-, Entwicklungs- und Industriepolitikprogramme verbessert und bessere Institutionen fördert. Zweitens sollte die EU den Zugang der Ukraine zum Binnenmarkt verbessern und die Integration in EU-Wertschöpfungsketten fördern, um eine größere regulatorische Angleichung an EU-Standards zu erreichen. Drittens sollte die EU eng mit der Ukraine zusammenarbeiten, um deren Industriepolitik zu entwickeln und den Wiederaufbau an den vorhandenen wirtschaftlichen Stärken und vielversprechenden Nischen auszurichten.
Ausländische Direktinvestitionen spielen eine entscheidende Rolle für den Erfolg der Ukraine. Die Ukraine hat jedoch Schwierigkeiten, bedeutende Mengen an ausländischen Direktinvestitionen anzuziehen. Daher sind militärische Sicherheitsgarantien vom Westen sowie institutionelle Reformen in den Bereichen Rechtsstaatlichkeit und Eigentumsrechte notwendig, um den Zufluss ausländischer Direktinvestitionen in großem Umfang zu ermöglichen. Der Bereich der Informationstechnologie hat in den letzten zehn Jahren in der Ukraine einen soliden exportorientierten Wachstumstrend verzeichnet und könnte zu einer der tragenden Säulen der ukrainischen Wirtschaft werden, vorausgesetzt, das Potenzial wird voll ausgeschöpft. Das Bildungssystem in der Ukraine produziert jedes Jahr deutlich mehr IT-Absolventen als ihre Nachbarländer in Ostmitteleuropa.
Insgesamt gibt es großes Potenzial für die Ukraine, ihre Wirtschaft durch den Ausbau der genannten sechs Bereiche zu stärken. Durch gezielte institutionelle Reformen, Unterstützung seitens der EU und die Anziehung ausländischer Direktinvestitionen könnte die Ukraine ihren ökonomischen Entwicklungssprung machen und sich technologisch fortgeschrittene Sektoren mit höherer Wertschöpfung aufbauen. Es liegt jetzt an den politischen Entscheidungsträgern, die notwendigen Schritte einzuleiten, um dieses Potenzial zu realisieren und die Ukraine auf ihrem Weg in eine erfolgreiche Zukunft zu unterstützen.
Quelle: In einem Artikel von www.ots.at zu sehen
