Die Weltklimakonferenz, die mehr als zwei Wochen in Baku tobte, endete mit einem Donnerschlag der Ernüchterung. Die Teilnehmer verließen die Veranstaltung nicht mit Jubel, sondern mit Enttäuschung – wichtige Fragen blieben im Nebel der Unklarheit. Trotz des zähen Ringens in der Nacht um einen ambitionierten Plan zur internationalen Klimafinanzierung bleibt ein fader Beigeschmack. Der neue Beschluss verspricht einen jährlichen Beitrag von mindestens 300 Milliarden Dollar durch die Industriestaaten bis 2035. Doch viele Entwicklungsländer, allen voran Kuba und Bolivien, hatten auf summenringende 1,3 Billionen Dollar bis 2035 gehofft oder wenigstens 500 Milliarden bis 2030 gefordert. „Eine Farce und eine Beleidigung“, schallte es aus den Reihen Nigerias, das mit starkem Protest reagierte.
Die Personengruppe der afrikanischen Unterhändler zeigte sich besonders empört und nannte die Einigung „zu wenig und zu spät“, während die Emotionen im Saal kochten. Der nigerianische Kommentar von einem „Witz“ erhielt tosenden Applaus. Indien meldete sich ebenfalls mit einem donnernden „dürftig“ und „abgründig klein“ zu Wort. Die Proteste hörten nicht auf: Überall erklangen Stimmen von Politikern und Vertretern, die vom Scheitern bis hin zum Betrug sprachen. Und als wäre das alles nicht genug, fühlten sich auch die kleinen Inselstaaten übergangen. Ihre Vertreter verließen aus purem Protest die Verhandlungen und wetterten gegen die chaotischen Konferenzleitungen, die „der Realität der Klimakrise nicht gerecht“ werden.
Heftiges Ringen für ein neues Finanzierungszeitalter
Die aserbaidschanische Präsidentschaft erhielt keine Medaillen für ihre Leistung – im Gegenteil, die Kritik hallte wie ein starkes Echo durch den Raum. Etliche Stimmen monierten die chaotische Organisation und die Ignoranz gegenüber den Wortmeldungen. Trotz allem wurde die Vorlage als Anfang einer „neuen Ära“ gefeiert, so UN-Klimasekretär Simon Stiell, während US-Präsident Biden die Einigung als „bedeutenden Schritt“ und das Finanzierungsziel als „ehrgeizig“ lobte.
Gnadenlose Kritik: Auf fossile Brennstoffe und CO2-Ausstoß
Nicht nur die Finanzfrage stand im Kreuzfeuer: Es fehlte auch an neuen Beschlüssen zur Senkung des Treibhausgasausstoßes und zum Abschied von fossilen Brennstoffen. Ein diskreter Verweis darauf war alles, was in einem Entwurf auftauchte. Doch Kanadas, Chiles und der Schweiz Delegationen wetterten gegen diesen „Rückschritt“. Während das Konferenzende mit Verspätung am frühen Sonntagmorgen eintrat, bleibt die scharfe Kritik der Fridays for Future-Aktivistin Luisa Neubauer im Gedächtnis: „Jetzt erst recht“, proklamierte sie, anstatt aufzugeben.