Reutlingen – Ein außergewöhnlicher Vorfall ereignete sich im Reutlinger Gerichtssaal, als Aymen F. (42) während seines Prozesses unerwartet auffiel, indem er kontinuierlich aus einer mit Schnaps gefüllten Eistee-Flasche trank. Dies machte ihn vermutlich zum ersten Angeklagten in Deutschland, der sich direkt während einer Gerichtsverhandlung betrank. Das unerhörte Verhalten des Tunesiers führte zu einem erheblichen Aufruhr.
Laut Informationen von m.bild.de will das Land Baden-Württemberg nun Konsequenzen ziehen und plant, Aymen F. in sein Heimatland Tunesien abzuschieben. Das Regierungspräsidium Karlsruhe bestätigte auf Anfrage, dass man den Nordafrikaner, der seit 2013 in Deutschland lebt, ausweisen möchte. Allerdings stellt der Mangel an gültigen Reisedokumenten ein Hindernis dar.
Eine lange Liste an Vergehen
Die Liste der Delikte, die Aymen F. in Deutschland begangen hat, ist lang. Ganze 17 Verurteilungen stehen seit seiner Einreise 2013 zu Buche, darunter siebenmal Trunkenheit im Straßenverkehr und dreimal Diebstahl. Darüber hinaus wurde er wegen schwerer Körperverletzung, Sachbeschädigung und Hausfriedensbruch belangt. Der notorische Rechtsbrecher saß bereits mehrfach in Haft.
Die Sprecherin des Regierungspräsidiums, Charlotte Erdmann, betont: „Der Betroffene ist seit Mitte 2023 vollziehbar zur Ausreise aus der Bundesrepublik Deutschland verpflichtet. Seitdem ist er seiner Verpflichtung zur freiwilligen Ausreise nicht nachgekommen.“ Der Tunesier verfügt immerhin über einen abgelaufenen Reisepass und benötigt nun lediglich einen neuen, um abgeschoben werden zu können.
Prozess wegen E-Bike-Diebstahls
Der skandalöse Auftritt von Aymen F. begann, als er wegen Diebstahls eines E-Bikes vor Gericht stand. Während der Verhandlung trank er heimlich Schnaps aus einer Eistee-Flasche und wurde zunehmend verwirrter, was den Richter dazu veranlasste, eine Alkoholkontrolle anzuordnen. Das Ergebnis war erstaunlich: 3,6 Promille! Daraufhin wurde er mit einem Haftbefehl zur Ausnüchterung in Gewahrsam genommen, bevor der Prozess eine Woche später fortgesetzt wurde.
Bei der Fortsetzung der Verhandlung erschien Aymen F. ohne die berüchtigte Schnapsflasche und behauptete: „Ich trinke nicht mehr.“ Das gestohlene E-Bike, das einen Wert von 2500 Euro hat, will er angeblich für 500 Euro auf einem Flohmarkt erworben haben. Das endgültige Urteil steht noch aus und soll am 9. Oktober gefällt werden. Dem Angeklagten droht eine Haftstrafe von bis zu einem Jahr. Das Gericht erwägt zudem eine Unterbringung in einer Entziehungsanstalt oder seine Abschiebung.
