Kärntner Wirtschaft gibt Standortalarm
Trotz des Dauerwahlkampfs im Superwahljahr 2024 nehmen die Warnsignale für den schleichenden Niedergang des Wirtschaftsstandorts in Österreich zu, so eine Studie von Deloitte Consulting in Zusammenarbeit mit der Abteilung für Wirtschaftspolitik der Wirtschaftskammer Österreich (WKO). Die Attraktivität des Industriestandortes schwindet und drei von vier Unternehmen sehen die Gefahr der De-Industrialisierung. Produktionsverlagerungen sind bereits Realität und nehmen weiter zu. Zudem gibt es Verlagerungstrends in andere Länder, insbesondere die USA werden aufgrund des „Inflation Reduction Act“ zunehmend attraktiver.
Als großer Profiteur dieser Entwicklung gilt auch der Rüstungs- und Energiebereich der USA. Durch die Umstellung Europas von russischem Erdgas auf das wesentlich teurere US-amerikanische LNG ist der US-Markt zum weltgrößten Exporteur von LNG aufgestiegen. Außerdem locken die USA europäische Unternehmen mit dem „Inflation Reduction Act“ und Investitionen in klimafreundliche Projekte in den Vereinigten Staaten.
Ein weiterer Faktor, der die De-Industrialisierungsdebatte in Österreich verstärkt, sind die hohen Arbeitskosten. Unternehmen denken daher über Abwanderung oder Produktionsverlagerung nach. Die enorme Regulierungswut der Bürokratie, der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften, hohe Steuern und Abgaben sind weitere Auslöser.
Ein Bedrohungspotential für die österreichische Wirtschaft ist die Ankündigung der Ukraine, die Gasdurchleitungsverträge mit Russland nicht zu verlängern. Österreich hat bisher keine ausreichenden Maßnahmen ergriffen, um die Abhängigkeit von russischem Erdgas zu verringern. Andere Teile Europas haben bereits alternative Energieinfrastrukturen aufgebaut.
Die Kosten der Energiewende belasten die Netzkunden. Die aktuellen Netzkapazitäten kommen mit dem Zuwachs von erneuerbaren Energiequellen nicht mehr hinterher, was zu höheren Kosten für Netzstabilität führt. Die Netzausgleichskosten sind explodiert und werden letztendlich vom Stromkunden getragen. Die Wirtschaft fordert daher Investitionen in den Ausbau der Stromnetze und eine Vereinfachung der gesetzlichen Rahmenbedingungen für Infrastrukturinvestitionen.
Die Studie zeigt, dass die Energiewende in Kärnten noch sehr langsam voranschreitet. Öl und Gas dominieren immer noch den Energiefluss, während erneuerbare Energien nur einen kleinen Anteil ausmachen. Die WK Kärnten fordert einen schnelleren Ausbau der Windkraft und eine Anpassung der Verordnungen und Gesetze.
Die aktuell vorliegenden Gesetzesentwürfe zu Raumordnung und PV-Verordnung werden von der Wirtschaft positiv bewertet, aber es ist entscheidend, dass diese schnell umgesetzt werden.
Insgesamt ist die Wirtschaftskammer besorgt über die negativen Entwicklungen im Wirtschaftsstandort Kärnten und fordert eine schnellere und effektivere Umsetzung der Energiewende, um den Wohlstand und die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Eine stabile, günstige Energieversorgung sei die Grundvoraussetzung für eine prosperierende Wirtschaft.
Quelle: Wirtschaftskammer Kärnten / ots