Die Diskussion über die Rentenpolitik in Deutschland nimmt an Fahrt auf, als Sahra Wagenknecht und die Linke ein Rentensystem nach österreichischem Vorbild fordern. Dabei schlagen sie eine „solidarische Mindestrente“ von 1200 Euro für alle vor. Diese Forderung basiert auf dem österreichischen Rentensystem, das sicherstellt, dass diejenigen, die 45 Jahre lang eingezahlt haben, 80 Prozent ihres durchschnittlichen Einkommens als Rente erhalten. Im Gegensatz zum deutschen System, in dem CDU und FDP Reformen in diese Richtung ablehnen, hat Österreich eine „Bürgerversicherung“ etabliert, in die alle einzahlen.
Eine zentrale Frage beim Vergleich der Rentensysteme beider Länder ist die Finanzierung. Österreich verlangt höhere Beiträge von Arbeitgebern und Arbeitnehmern, wodurch die Rentenhöhe höher ist als in Deutschland. Ein österreichischer Rentner erhielt 2022 durchschnittlich 2162 Euro im Gegensatz zu 2086 Euro in Deutschland. Trotzdem warnen Wirtschaftsforscher vor der überschüssigen Abhängigkeit vom Staat und empfehlen eine stärkere private und betriebliche Altersvorsorge.
Der Vergleich der Haushaltsausgaben für Renten zeigt, dass Österreich etwa 70 Prozent mehr aus dem Haushalt für Renten aufwendet als Deutschland. Während in Deutschland rund 80 Milliarden Euro aus Steuergeldern für Renten verwendet wurden, waren es in Österreich etwas mehr als 38 Milliarden Euro. Der Finanzierungsbedarf aufgrund der Überalterung und unzureichender Einzahler besteht sowohl in Deutschland als auch in Österreich, wobei die politischen und finanziellen Rahmenbedingungen in beiden Ländern unterschiedlich sind. Trotz der Vorteile des österreichischen Systems gibt es auch dort Herausforderungen, wie die Blockade von Reformen durch unzureichende Einigkeit der Sozialpartner.